Kalla Malla
Ein entspanntes, romantisches Wochenende auf dem Lande bahnt sich an, als Zahnarzt Harry (Chuck Shamanta) mit seiner neuen Flamme, dem Model Diane (Brenda Vaccaro) inklusive Sportwagen Richtung altes Anwesen unterwegs ist. Schon auf dem Weg dorthin gibt es allerdings ein unschönes Zusammentreffen mit vier einfach aber aggressiv gestrickten Landeiern, das damit endet, daß die Primitivlinge mit ihrer aufgemotzten Karre im Teich landen. Da zu diesem Zeitpunkt Diane die Corvette des Herrn Doktor steuerte, ist der männliche Stolz der Hinterwäldler mehr als nur angekratzt. Besonders dem Fahrer und Anführer des Quartetts, Lep (Don Stroud), geht es derart gegen den Strich, von einer Frau »besiegt« worden zu sein, daß er nur noch an eines denken kann: es der Schlampe heimzuzahlen! Unterdessen bemerkt Diane, welches miese Subjekt sie sich mit Harry angelacht hat (der Schmierlappen photographierte sie u. a. beim Duschen) und bringt den Haussegen in Schieflage. Aber es kommt noch wesentlich dicker, als die vier Rednecks das Pärchen aufspüren, sich im Haus breit machen, und die Party des Grauens steigen lassen. Den Rest bringt der nicht gerade subtile Werbespruch schön auf den Punkt: »It began with a rape. It ended with a massacre!«
Der kanadische Thriller »Party des Grauens« (»Death Weekend«) gehört zum Genre des »Rape 'n Revenge«-Movies, das gern an niedere Selbstjustiz-Instinkte des Publikums appelliert und durch John Boormans »Beim Sterben ist jeder der Erste« (1972) ins Leben gerufen wurde, der zahlreiche Nachahmer fand, die sich mit immer grimmigeren und nihilistischeren Einfällen gegenseitig übertrafen. Die »Rape 'n Revenge«-Movies erzählen stets vom Kampf der Kulturen und Klassen. Meistens sind es wohlerzogene Großstädter, die von zahnlosen, grobschlächtigen Hinterwäldlern attackiert werden und am Ende zu ebenso grausamen Bestien werden müssen, um die Angreifer zur Hölle zu schicken. Das Genre entstand in einer Zeit, als man jedes Vertrauen in den Staat und dessen Ordnungshüter verloren hatte. Jeder für sich selbst, lautet die Botschaft dieser Filme, und natürlich das allseits beliebte »Ein Auge für ein Auge«. Als Zuschauer wird man stets dahingehend manipuliert, die Selbstjustiz als einzig richtiges Mittel zu akzeptieren und nach dem blutigen Tod der »Bösen« zu lechzen. Je besser die Filme funktionieren, umso schwerer fällt es, sich gegen diese Manipulation zur Wehr zu setzen, die bei genauer Betrachtung auf einem kindischen Prinzip beruht: Die haben aber angefangen!
»Party des Grauens« sackt dabei nie in die Niederungen des Sleaze ab und versucht, eine einigermaßen spannende Geschichte zu erzählen, verzichtet auch auf allzu drastische Gewaltakte. Sogar die Vergewaltigung, die zum Genre gehört wie die Fledermaus zum Vampirfilm, findet nicht wirklich statt (möglicherweise aber doch, der Film bleibt an einer entscheidenden Stelle ambivalent). Das ist alles recht löblich, doch sorgt es auch dafür, dass »Party des Grauens« ein unscheinbarer Vertreter des Subgenres bleibt und über einen gewissen Geheimtipp-Status nie hinausgekommen ist. Um mit so einer schon mehrfach dagewesenen Story noch für Aufsehen zu sorgen, muss man schon das Gewaltlevel hochschrauben oder insgesamt drastischer daherkommen, wie Meir Zarchis »Ich spucke auf dein Grab», 1976 oder Wes Cravens »The Last House on the Left«, 1974), an dessen Erfolg sich »Party des Grauens« anhängen wollte, indem man ihm den Alternativtitel »The House by the Lake« verpasste, was aber auch nicht half.
Das ist schade, weil »Party des Grauens« Vorzüge hat, die Cravens und Zarchis Werke nicht vorweisen können, zum Beispiel gute Schauspieler. In der Hauptrolle zeigt Brenda Vaccaro eine wie immer fabelhafte Leistung. Nicht nur spielt sie die einzig sympathische und menschliche Figur im gesamten Film, sie weigert sich auch konsequent, Rollenklischees zu bedienen. Ihre Diane ist erwachsen, selbstsicher, intelligent, kann mit Autos und Maschinen umgehen, verlässt sich nie darauf, dass ein Mann sie rettet und protestiert erfolgreich gegen das schmierige Verhalten ihres Begleiters, der glaubt, eine Einladung zum Wochenende würde auf jeden Fall mit Sex belohnt werden. »Get Out of my Way!« sind ihre letzten Worte im Film, bevor sie den letzten der Übeltäter zur Strecke bringt. Dieser Frau sollte man lieber nicht in die Quere kommen, bzw. sie mit Respekt und Höflichkeit behandeln.
Interessant ist dabei, dass sie nicht - wie in ähnlichen Filmen - die Übergriffe der Gang durch allzu »weibliches« Verhalten auslöst, wie es z.B. Camille Keaton in »Ich spucke auf dein Grab« tut, indem sie in einem durchsichtigen Rock vor den Hillbillies herumstolziert, was diese als Einladung missverstehen (das ist die schiefe Moral der Hinterwäldler-Figuren, nicht die des Films oder gar meine!), sondern durch eine - im verstaubten Sinne - »männliche« Handlung, indem sie sich gleich zu Beginn mit der Gang ein Autorennen liefert, dieses auch noch gewinnt und die Widersacher samt Wagen in den Fluss befördert. Dass ihr Wagen auch noch teurer ist, ruft zusätzliche Minderwertigkeitsgefühle hervor.
Mit ihrem Verhalten stößt Diane aber nicht nur bei den Verbrechern auf Widerstand, sondern auch bei ihrem lächerlichen Zahnarzt, der seine Begleiterin heimlich in der Dusche fotografiert und protzig sein Motorboot vorführt - offensichtlich in der festen Überzeugung, dass Frauen sich bei der Aussicht auf ein bisschen Luxus umgehend an die Wäsche gehen lassen. Dass er Diane überhaupt nur unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Wochenende locken kann (sie dachte, es gäbe eine Party, während Harry nur Zweisamkeit im Sinn hatte), stellt ihm ein erbärmliches Zeugnis aus. Weitere Männerfiguren: ein Ordnungshüter, der mit Leichtigkeit von der Gang ins Krankenhaus befördert wird, und zwei versoffene, debile Tankstellenbesitzer. So sieht die Männerwelt in »Party des Grauens« aus. Kein Wunder, dass die moderne Diane am Ende als einzige überlebt.
»Party des Grauens« wurde von Ivan Reitman produziert, der auch für die Erstlingswerke David Cronenbergs verantwortlich war, und es gibt, was z.B. Kamera und Musik angeht, Ähnlichkeiten zu »Shivers« (1975) und »Rabid« (1977). Die Atmosphäre ist in diesen Filmen extrem freudlos und grau, das Ambiente trotz Luxusvilla trist, das Wetter mies (der Herbst ist hier nicht bunt, sondern kalt und schlammig). Nicht nur deswegen macht »Party des Grauens« nie wirklich Spaß und hinterlässt einen bitteren, trüben Nachgeschmack.
Ein entspanntes, romantisches Wochenende auf dem Lande bahnt sich an, als Zahnarzt Harry (Chuck Shamanta) mit seiner neuen Flamme, dem Model Diane (Brenda Vaccaro) inklusive Sportwagen Richtung altes Anwesen unterwegs ist. Schon auf dem Weg dorthin gibt es allerdings ein unschönes Zusammentreffen mit vier einfach aber aggressiv gestrickten Landeiern, das damit endet, daß die Primitivlinge mit ihrer aufgemotzten Karre im Teich landen. Da zu diesem Zeitpunkt Diane die Corvette des Herrn Doktor steuerte, ist der männliche Stolz der Hinterwäldler mehr als nur angekratzt. Besonders dem Fahrer und Anführer des Quartetts, Lep (Don Stroud), geht es derart gegen den Strich, von einer Frau »besiegt« worden zu sein, daß er nur noch an eines denken kann: es der Schlampe heimzuzahlen! Unterdessen bemerkt Diane, welches miese Subjekt sie sich mit Harry angelacht hat (der Schmierlappen photographierte sie u. a. beim Duschen) und bringt den Haussegen in Schieflage. Aber es kommt noch wesentlich dicker, als die vier Rednecks das Pärchen aufspüren, sich im Haus breit machen, und die Party des Grauens steigen lassen. Den Rest bringt der nicht gerade subtile Werbespruch schön auf den Punkt: »It began with a rape. It ended with a massacre!«
Der kanadische Thriller »Party des Grauens« (»Death Weekend«) gehört zum Genre des »Rape 'n Revenge«-Movies, das gern an niedere Selbstjustiz-Instinkte des Publikums appelliert und durch John Boormans »Beim Sterben ist jeder der Erste« (1972) ins Leben gerufen wurde, der zahlreiche Nachahmer fand, die sich mit immer grimmigeren und nihilistischeren Einfällen gegenseitig übertrafen. Die »Rape 'n Revenge«-Movies erzählen stets vom Kampf der Kulturen und Klassen. Meistens sind es wohlerzogene Großstädter, die von zahnlosen, grobschlächtigen Hinterwäldlern attackiert werden und am Ende zu ebenso grausamen Bestien werden müssen, um die Angreifer zur Hölle zu schicken. Das Genre entstand in einer Zeit, als man jedes Vertrauen in den Staat und dessen Ordnungshüter verloren hatte. Jeder für sich selbst, lautet die Botschaft dieser Filme, und natürlich das allseits beliebte »Ein Auge für ein Auge«. Als Zuschauer wird man stets dahingehend manipuliert, die Selbstjustiz als einzig richtiges Mittel zu akzeptieren und nach dem blutigen Tod der »Bösen« zu lechzen. Je besser die Filme funktionieren, umso schwerer fällt es, sich gegen diese Manipulation zur Wehr zu setzen, die bei genauer Betrachtung auf einem kindischen Prinzip beruht: Die haben aber angefangen!
»Party des Grauens« sackt dabei nie in die Niederungen des Sleaze ab und versucht, eine einigermaßen spannende Geschichte zu erzählen, verzichtet auch auf allzu drastische Gewaltakte. Sogar die Vergewaltigung, die zum Genre gehört wie die Fledermaus zum Vampirfilm, findet nicht wirklich statt (möglicherweise aber doch, der Film bleibt an einer entscheidenden Stelle ambivalent). Das ist alles recht löblich, doch sorgt es auch dafür, dass »Party des Grauens« ein unscheinbarer Vertreter des Subgenres bleibt und über einen gewissen Geheimtipp-Status nie hinausgekommen ist. Um mit so einer schon mehrfach dagewesenen Story noch für Aufsehen zu sorgen, muss man schon das Gewaltlevel hochschrauben oder insgesamt drastischer daherkommen, wie Meir Zarchis »Ich spucke auf dein Grab», 1976 oder Wes Cravens »The Last House on the Left«, 1974), an dessen Erfolg sich »Party des Grauens« anhängen wollte, indem man ihm den Alternativtitel »The House by the Lake« verpasste, was aber auch nicht half.
Das ist schade, weil »Party des Grauens« Vorzüge hat, die Cravens und Zarchis Werke nicht vorweisen können, zum Beispiel gute Schauspieler. In der Hauptrolle zeigt Brenda Vaccaro eine wie immer fabelhafte Leistung. Nicht nur spielt sie die einzig sympathische und menschliche Figur im gesamten Film, sie weigert sich auch konsequent, Rollenklischees zu bedienen. Ihre Diane ist erwachsen, selbstsicher, intelligent, kann mit Autos und Maschinen umgehen, verlässt sich nie darauf, dass ein Mann sie rettet und protestiert erfolgreich gegen das schmierige Verhalten ihres Begleiters, der glaubt, eine Einladung zum Wochenende würde auf jeden Fall mit Sex belohnt werden. »Get Out of my Way!« sind ihre letzten Worte im Film, bevor sie den letzten der Übeltäter zur Strecke bringt. Dieser Frau sollte man lieber nicht in die Quere kommen, bzw. sie mit Respekt und Höflichkeit behandeln.
Interessant ist dabei, dass sie nicht - wie in ähnlichen Filmen - die Übergriffe der Gang durch allzu »weibliches« Verhalten auslöst, wie es z.B. Camille Keaton in »Ich spucke auf dein Grab« tut, indem sie in einem durchsichtigen Rock vor den Hillbillies herumstolziert, was diese als Einladung missverstehen (das ist die schiefe Moral der Hinterwäldler-Figuren, nicht die des Films oder gar meine!), sondern durch eine - im verstaubten Sinne - »männliche« Handlung, indem sie sich gleich zu Beginn mit der Gang ein Autorennen liefert, dieses auch noch gewinnt und die Widersacher samt Wagen in den Fluss befördert. Dass ihr Wagen auch noch teurer ist, ruft zusätzliche Minderwertigkeitsgefühle hervor.
Mit ihrem Verhalten stößt Diane aber nicht nur bei den Verbrechern auf Widerstand, sondern auch bei ihrem lächerlichen Zahnarzt, der seine Begleiterin heimlich in der Dusche fotografiert und protzig sein Motorboot vorführt - offensichtlich in der festen Überzeugung, dass Frauen sich bei der Aussicht auf ein bisschen Luxus umgehend an die Wäsche gehen lassen. Dass er Diane überhaupt nur unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Wochenende locken kann (sie dachte, es gäbe eine Party, während Harry nur Zweisamkeit im Sinn hatte), stellt ihm ein erbärmliches Zeugnis aus. Weitere Männerfiguren: ein Ordnungshüter, der mit Leichtigkeit von der Gang ins Krankenhaus befördert wird, und zwei versoffene, debile Tankstellenbesitzer. So sieht die Männerwelt in »Party des Grauens« aus. Kein Wunder, dass die moderne Diane am Ende als einzige überlebt.
»Party des Grauens« wurde von Ivan Reitman produziert, der auch für die Erstlingswerke David Cronenbergs verantwortlich war, und es gibt, was z.B. Kamera und Musik angeht, Ähnlichkeiten zu »Shivers« (1975) und »Rabid« (1977). Die Atmosphäre ist in diesen Filmen extrem freudlos und grau, das Ambiente trotz Luxusvilla trist, das Wetter mies (der Herbst ist hier nicht bunt, sondern kalt und schlammig). Nicht nur deswegen macht »Party des Grauens« nie wirklich Spaß und hinterlässt einen bitteren, trüben Nachgeschmack.
Fazit: Routiniert inszenierte Terrororgie, die Anleihen bei änlichen »Rape 'n Revenge«-Movies wie Meir Zarchis »Ich spucke auf dein Grab» und Wes Cravens »The Last House on the Left« nimmt.