Kalla Malla
Regisseur und Hauptdarsteller dieses Kurzfilmes, Thomas Goersch, wird einigen Extrem-/ Experimentalfilmfreunden durch seine Hauptrolle in Marian Doras "Reise Nach Agatis" bekannt sein. Doch ein Blick in die imdb verrät, dass er schon seit langer Zeit im Filmgeschäft unterwegs ist und an unzähligen Filmen, Serien und Sendungen beteiligt war. Mit dem Kurzfilm "Schrei, Königin Der Nacht" veröffentlicht er nun seine erste Regiearbeit:
Ein Strafgefangener auf dem Weg zur Hinrichtung. Er denkt noch ein letztes Mal über den Sinn und Unsinn des Lebens nach. Wahnsinn und Lust treffen aufeinander...
Der Film setzt sich grob aus drei Teilen zusammen: Zuerst sehen wir sauber gefilmte Close-Ups des Strafgefangenen und hören ihn im Off seine bitterbösen und zynischen Kommentare zur Gesellschaft abgeben. Nach drei Minuten sehen wir zwei Frauen - eine im Wald, eine in einer Unterführung - die vor etwas davonzurennen scheinen und immer wieder mit der Kamera interagieren, ehe das Geschehen wieder zum Strafgefangenen umschwenkt, der gerade für seine Hinrichtung vorbereitet wird und nicht nur in seinem Monolog den sprichwörtlichen "Höhepunkt" findet...
Die Stärken des Kurzfilms sind in meinen Augen seine wirklich tolle Optik, die tollen Aufnahmen, sowie der Inhalt des im Off Gesagten. Auch wenn man es vielleicht im eigenen Leben nicht so direkt sagen würde wie es der Protagonist in diesem Film tut - mit seinen bitterbösen Kommentaren, zu beispielsweise "DSDS", trifft er inhaltlich voll ins Schwarze. Der Monolog ist eben sehr schwarzhumorig und während er anfangs auch noch eher den Eindruck einer vielleicht nicht ganz ernst gemeinten Lebensansicht vermittelt, steigert sich der Strafgefangene immer mehr hinein und scheint langsam seinem eigenen, gedanklichen Wahnsinn zu verfallen.
Auch die Machart weiß wie gesagt zu überzeugen, denn obwohl für den Film vermutlich wenig bis gar kein Budget vorhanden war, bekommt man hier keine typisch billige Digitaloptik geliefert. Vorallem die Aufnahmen des Protagonisten wissen hier zu gefallen, denn während er seinen Gedanken freien Lauf lässt, kreist die Kamera unentwegt um ihn herum und zoomt teilweise mitten auf die Pupille oder ins Haar, was dem durch einen Monolog dominierten Kurzfilm eine Dynamik verschafft.
Mit Verweisen auf die Oper "Die Zauberflöte" von Mozart und Schikaneder, bietet der Film auch einen Ansatz, an dem der Zuschauer selbst aufgerufen ist, mögliche Zusammenhänge selbst zu deuten, was dem Kurzfilm eine gewisse Tiefe verleiht. Somit ist "Schrei, Königin Der Nacht" ein wirklich sehenswerter und interessanter Film für Leute, die mit experimentell angehauchten Filmen etwas anzufangen wissen. Es ist schwer ihn in ein Genre zu drücken oder großartig Vergleiche zu anderen Filmen zu ziehen, aber ich kann definitiv sagen, dass er es wert ist, gesehen zu werden. Und sollte er jemandem doch nicht gefallen, so sind 10 Minuten wirklich keine sonderlich verlorene Lebenszeit...