felixsatorius
Wenn man systematisch das Gesamtwerks TERENCE HILLs betrachtet, erscheint sein bisher letzter Spielfilm nicht ganz so "daneben", wie ihn viele enttäuschte Spencer-Hill-Fans sehen, auch wenn deren Frustration aufgrund falscher Erwartungen an den Namen TERENCE HILL äußerst verständlich ist (nicht so sehr die harten, verletzenden Worte, mit denen sie das Werk angreifen).
Hier also ein Informationstext zur filmographischen Vielseitigkeit des Schauspielers TERENCE HILL:
Nach ca. 40 Nebenrollen in Spielfilmen vor seiner Zusammenkunft mit BUD SPENCER im Jahr 1967, die mit dem Startpunkt seiner Laufbahn unter dem Namen TERENCE HILL gleichzusetzen ist, spielte er in bisher 18 Solofilmen die Hauptrolle. (Wenn man „Blaue Bohnen für ein Halleluja“ und „Etappenschweine“ von 1967, die ursprünglich noch unter Hills bürgerlichen Namen erschienen und später umgewidmet wurden, hinzuzählte, wären es 20 Filme.)
Seine Werke liegen nicht so klar auf einer Rollenlinie und entsprechen inhaltlich nicht alle dem typischen Spencer-Hill-Stil. Den Auftakt macht „Django und die Bande der Gehenkten“, ein harter Italo-Western, der 1974 unter dem Titel „Joe der Galgenvogel“ komödiantisch verunstaltet wurde (parallel zu dem ersten Spencer-Hill-Spielfilm, dem Italo-Western „Gott vergibt … Django nie“, der danach in gekürzter, faktisch verstümmelter Version unter dem Titel „Zwei vom Affen gebissen“ firmierte). Der erste Spielfilm von TERENCE HILL wurde also dem späteren Comedy-Image der Spencer-Hill-Filme gewaltsam angepasst – naturgemäß nur mit mäßigem Erfolg. Auch die folgenden vier Solo-Spielfilme von TERENCE HILL (also Nr. 2–5) fallen definitiv aus dem Spencer-Hill-Comedy-Rahmen: „Der blauäugige Bandit“ (2) von 1969 ist eigentlich ein Drama, das auf realen Ereignissen basiert und später, vom deutschen Filmverleih, zu einem pseudokomischen Actionfilm umgestrickt wurde – ein Ergebnis, das naturgemäß einen seltsamen Beigeschmack hat und, evtl. aus juristischen Gründen, die mit dem realen Vorbild der filmischen Hauptperson zusammenhängen (?), heute praktisch nicht mehr gezeigt wird; auch von einer DVD-Veröffentlichung ist nicht die Rede. „Freibeuter der Meere“ (3), der einzige Piratenfilm von TERENCE HILL (unter diesem Namen), aus dem Jahre 1970/71 ist insofern irritierend, als BUD SPENCER darin in einer Nebenrolle als schließlich unterliegender und sterbender Gegner TERENCE HILLs zu sehen ist – sozusagen ein kleines Drama für dessen sonstigen Filmpartner. In dem in Spanien spielenden brutalen Bauernwesterndrama „Der Teufel kennt kein Halleluja“ (4) von 1970/71 unterliegt dann am Ende der Held TERENCE HILL seinen Gegnern. In dem Kriminaldrama „Allein gegen das Gesetz“ (5) von 1971/72 mimt TERENCE HILL einmalig einen Anwalt – in einer Weise, die mit seinem Rollentypus aus dem Spencer-Hill-Universum gar nichts zu tun hat; für die weibliche Hauptperson endet die Geschichte tragisch. Dieser Film wurde im Rückblick von TERENCE HILL selbst als derjenige Film bezeichnet, dessen Geschichte er am wenigstens möge. Mit dem komischen Western „Verflucht, verdammt und Halleluja“ (6) beginnt dann erst die „eigentliche“, (vorrangig) komödiantische TERENCE HILL-Ära, von welcher sich allerdings der 10. Spielfilm, das Kriegsabenteuer „Marschier oder stirb“, naturgemäß abhebt. Sein nach hiesiger Zählung 18. Machwerk „Mein Name ist Somebody“ ist wieder ein Drama; zudem jedoch eine besondere Kombination aus zahllosen Reminiszenzen an seine komische Ära mit vielen filmischen Anspielungen und Zitaten und ernsten, tiefgründigen philosophischen Reflexionen, insgesamt eine Art Seelengemälde des Künstlers, mit dem sich ein Kreis schließt: Während TERENCE HILL in Film Nr. 9 („Mr. Billion“) per Schiff in die USA reist, um dort ein neues Leben zu beginnen – tatsächlich ist dies der erste in den USA gedrehte Film des Künstlers –, tritt der Hauptdarsteller in Film Nr. 18 („Mein Name ist Somebody“) den umgekehrten Weg an, der ihn von per Schiff von Nordamerika nach Europa in die spanische Wüste führt (just an den Ort, an welchem 1967 seine gemeinsame Karriere mit BUD SPENCER und seine eigentliche Laufbahn als TERENCE HILL begann; seinem einstigen Filmpartner hat er diesen Film übrigens auch gewidmet).
Auch formal lässt sich TERENCE HILLs Gesamtwerk nicht wirklich in Schubladen sortieren: Es gibt drei Serien: 1. „Lucky Luke“, ein Kinderwestern mit 8 Folgen; im Nachhinein wurden zwei Folgen je zu einem „Spielfilm“ zusammengeschnitten. 2. „Don Matteo“ mit 259 Folgen, wobei einzelne Episoden in der letzten Staffel Spielfilmlänge haben. 3. „Die Bergpolizei“ mit 40 Folgen; hier wurde in Italien aus einem Handlungsfaden der zweiten Staffel ein Spielfilm zusammengeschnitten. Die beiden letzten Serien haben kaum einen Bezug zu dem alten komödiantischen Spencer-Hill-Stil. Ferner sind zwei Zweiteiler zu nennen: „Der Mann, der mit den Adlern träumte“ und „Der Mann, der im Dunkeln ritt“; beide nicht auf Deutsch erhältlich und thematisch an die frühen, romantisch-gefühlvollen Spielfilme erinnernd, die vor der Namensära des TERENCE HILL entstanden. Und schließlich gibt es einen sogenannten „Nicht-Film“, ein Kunstprojekt mit Überlänge, das über mehrere Jahre erstellt wurde: „Org“, 1979 veröffentlicht, für mehrere Jahre vom Hauptdarsteller selbst aus dem Publikumsverkehr gezogen.
Spielfilm-Synopsis:
01. Django und die Bande der Gehenkten (Italo-Western)
02. Der blauäugige Bandit (Bauernwesterndrama)
03. Der Teufel kennt kein Halleluja (Westerndrama)
04. Freibeuter der Meere (Piratenfilm)
05. Allein gegen das Gesetz (Kriminaldrama)
06. Verflucht, verdammt und Halleluja (Westernkomödie)
07. Mein Name ist Nobody (Westernkomödie)
08. Nobody ist der Größte (Westernkomödie)
09. Mr. Billion (Actionkomödie/Road Movie)
10. Marschier oder stirb (Kriegsabenteuer)
11. Der Supercop (Polizeikomödie)
12. Keiner haut wie Don Camillo (Priesterkomödie)
13. Renegade (Actionkomödie/Road Movie)
14. Lucky Luke (Kinderwestern)
15. Zwei Fäuste für Miami (Polizeikomöde)
16. Doc West ¬– Nobody ist zurück (Westernkomödie/Romanze; hat nichts mit Nobody zu tun)
17. Doc West II – Nobody schlägt zurück (Westernkomödie/Romanze; hat nichts mit Nobody zu tun)
18. Mein Name ist Somebody (Drama/Road Movie)