Kalla Malla
Der Student James besucht seinen Vater Hezekiah auf dem Land, um ihm ein paar Tage lang bei anfallenden Arbeiten auf seiner Ranch unter die Arme zu greifen. Was er jedoch nicht ahnt ist, dass sein alter Herr sich seit dem Tod seiner Frau mit Vorliebe nymphomane Gespielinnen hält, die ihm all seine sexuellen Wünsche erfüllen. So staunt James nicht schlecht, als er bei seiner Ankunft direkt von dem prallen Blondchen Cheryl begrüßt wird, die dem liebestechnisch unerfahrenen Jüngling mit ihren Avancen schnell den Kopf verdreht. Dieser ist in der folgenden Zeit kaum zu irgendeiner Arbeit zu gebrauchen, sondern hat nur noch Augen für Cheryl und deren üppiges Dekolleté. So kommt es, wie es kommen muss und die Beiden schlafen nach kürzester Zeit miteinander, was Hezekiah nicht verborgen bleibt. Am Tag darauf fehlt von Cheryl jede Spur, doch James' Vater scheint davon kaum Kenntnis zu nehmen. Noch am selben Abend bringt er sich mit der heißen Alisha einen nicht minder großbrüstigen Ersatz mit nach Hause, die dann aber unter seltsamen Umständen das Zeitliche segnet. Da beschleicht James der entsetzliche Verdacht, dass sein Vater die Frauen ermordet, um sie in seinem Geräteschuppen zu Fleischskulpturen zu verarbeiten. Doch die Wahrheit ist noch viel entsetzlicher: Ein zum Leben erwachter Riesenpenis ist für die Morde verantwortlich und sein Blutdurst scheint noch lange nicht gestillt zu sein. Gemeinsam mit der sexy Krankenschwester Patty nimmt James den Kampf gegen das Killer-Genital auf...
Wenn ein Film mit dem Titel Pervert daherkommt, dann sollte selbst der letzten Dumpfbacke klar sein, dass er es hier sicherlich mit einem für prüde Gemüter absolut ungeeigneten Streifen zu tun hat. Dieses Versprechen hält die amerikanische Produktion aus dem Jahr 2005 dann auch vollauf ein, indem es seinem Publikum eine unvergleichliche, 80-minütige Packung aus Sex, Titten, Nonsens und Blut vor den Latz knallt, von der sich jeder Zuschauer mit gesundem Filmgeschmack so schnell nicht wieder erholen wird. Pervert ist ein Spektakel an kuriosen Einfällen und nackter Haut, wie man ihm wohl nur im Trash-Bereich ansichtig werden kann. Doch dieses Werk richtet sich nicht nur an die Freunde bewusst schlechter Unterhaltung, sondern erweist sich in erster Linie als ehrwürdige Reminiszenz an Tittenkönig Russ Meyer, einem inzwischen legendären Sexploitation-Regisseur, der vor allem in den 60ern und 70ern mit Filmen wie Supervixens oder Faster, Pussycat! Kill! Kill! aka Die Satansweiber von Tittfield auf sich aufmerksam zu machen wusste. Als Meyer's Markenzeichen galt dabei immer seine Vorliebe für riesige Brüste, die er in seinen Filmen stets ins Zentrum des Geschehens rückte.
Mit Pervert lässt Regisseur Jonathan Yudis diese Ära dreißig Jahre später wieder aufleben und wird Meyer's Andenken auch inszenatorisch durchaus gerecht. Sein trashiges Werk um zeigefreudige Nymphomaninnen und einen Killerpenis präsentiert sich in knallbunten Farben und ruft somit tatsächlich Erinnerungen an das alte Grindhouse-Kino wach. Bei alledem war es somit sicherlich nicht das Bestreben Yudis', einen im eigentlichen Sinne guten Film auf die Beine zu stellen, vielmehr ist sich Pervert seiner hanebüchenen, dämlichen Art absolut bewusst und lebt sie bis zuletzt aus. So ist die Handlung lediglich als hauchdünner Ansatz vorhanden, im Mitelpunkt stehen immer die hübschen Damen mit ihren beachtlichen Oberweiten. Von Anfang bis Ende werden dem Publikum die Hupen dabei förmlich um die Ohren geschlagen und auch sonst ist Pervert, wie es sich gehört, reich an Sexszenen oder eindeutigen Anspielungen. Selbst die einzelnen Szenenübergänge sind mit nackten und sich räkelnden Damen versehen. Alles im Softcore-Rahmen versteht sich, so dass der Streifen auch ungeschnitten mit einer Freigabe ab 18 Jahren durchgewunken wurde. Zimperlich geht es hier es hier dennoch nicht zur Sache, auch wenn die stellenweise gezeigte Gewalt in keiner Form ernst genommen werden kann. So verendet einer der Charaktere mit einem offenen Brustkorb im Staub und reißt sich mit einem lockeren Spruch auf den Lippen selbst das Herz heraus, während eine unglückliche Dame Bekanntschaft mit dem Killerpenis macht, der sie bei der Penetration einmal durchquert und aus dem Mund wieder heraustritt. Somit passt sich auch die Gewaltdarstellung dem restlichen Kontext des Films an, denn guten Geschmack oder Ernsthaftigkeit sollte man besser nicht erwarten.
Bis hierhin klingt dies sicherlich noch nach dem ultimativen Partyfilm für ein männliches und trash-gewilltes Publikum, doch leidert hapert es schlußendlich vor allem an einem vernünftigen Tempo. Während sich das entsprechende Publikum zu Beginn noch in der Verwirklichung seiner feuchten Trashfilm-Träume wiederzufinden glaubt, büßt der Film etwa ab der Hälfte deutlich an Unterhaltungswert ein und zieht sich bisweilen merklich in die Länge. Trashig und überspitzt bleibt das Geschehen dabei zwar zu jeder Minute, doch hat es den Verantwortlichen einfach an einer zündenden Plot-Idee gefehlt. Ab und an wirkt Pervert wie eine bloße Aneinanderreihung geschmackloser und kurioser Szenen. Das unterhält zwar, lässt aber jegliche Spannung oder tiefergehendes Interesse des Publikums am Geschehen vermissen. Erst gegen Ende trumpft Pervert dann durch einen Killer-Pimmel noch einmal richtig auf. Dieser ist absolut grottig inszeniert worden und hat zu allem Überfluss noch ein Gesicht verpasst bekommen, was sicherlich schon genügen würde, um diesen Film Trashfans empfehlen zu können. Ganz wie es sich gehört agieren dann auch die Darsteller eher unbeholfen und wurden zudem auf Porno-Niveau ins Deutsche synchronisiert, was sich durchaus positiv ins Gesamtbild des Films einfügt.
Fazit: Pervert ist schlußendlich eine gut gemeinte, doch leider nicht durchgehend überzeugende Hommage an die Tittenklassiker des Russ Meyer. Die 80 Minuten Spielzeit kommen nicht ohne langatmige Szenen aus, doch letztendlich muss das auch im richtigen Kontext betrachtet werden. So ist Pervert alles in allem immer noch ein Film mit herrlich trashigen Einfällen, einer erschlagenden Hupenqoute und dem wohl schrägsten Killerpenis der Filmgeschichte. Dieser Streifen ist der filmgewordene Mittelfinger gegen den Mainstream und die denkbar anspruchsloseste Möglichkeit, 80 Minuten zu verbringen. So kann man dem Film seine einzelnen Unzulänglichkeiten auch nicht wirklich nachtragen, denn es ist eben ein Scheißfilm aus voller Überzeugung und daher noch immer ein Fest für jeden Trashfan.