Berny23
„Versuch's mal mit 'nem anderen Oberhemd, vielleicht hat dann einer Appetit, dich aufzuknöpfen.“
„Nur einen! Und wenn's nur ein kleiner wäre! Nur einen kleinen nackten Popo!“
„Er müsste strohdumm sein, wenn er nochmal herkäme.“
Regisseur Girault klebt hier viele einzelne Sketche zu einem Gesamtwert zusammen, das dann doch erstaunlich gut funktioniert. Ich würde ihm sogar etwas niveauvolle Exploitation unterstellen. Die Deutschen hätten sicher ihren Spaß mit diversen Ideen gehabt, da wäre aus den Nudisten und ähnlichen Szenen gleich ein ganzer „Report“-Film entstanden.
Doch erst mal alles auf Anfang, da war ich eine Weile verwirrt, denn der Film beginnt in Schwarz-Weiß. Sobald der beförderte Gendarm jedoch nach St. Tropez umzieht, ist die Welt wieder in Farbe. Vermutlich soll das den Zeitsprung deutlich machen. Mit der pedantischen Ausführung seines Berufs und der strengen Ausstrahlung erfährt er ein nicht sonderlich herzliches Willkommen bei seinen neuen Untergebenen, die im Grunde faule Trottel sind.
Von einer Jagd auf sittenwidrige Nudisten mit menschlichem Frühwarnsystem wechselt der Fokus für die weite Filmhälfte auf eine Art Verwechslungskomödie. Eigentlich bin ich dabei immer zwiegespalten, da – wie auch in diesem Fall – einige Fremdscham erregende Szenen meine Sozialängste auslösen. Dennoch bietet solcherlei Humor immer eine gute Grundlage für exzellente Sketche. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die meisten guten Witze und Ideen in die zweite Hälfte des Films geflossen sind, während die ersten 40 Minuten eher mäßige Geschwindigkeit aufweisen.
Obwohl so einige recht freizügige Szenen vorhanden sind, hält sich der Humor tapfer über der Gürtellinie. Etwa bei der Stelle, wo die aufgrund ihrer altbackenen Kleidung von der lokalen Jugendszene vorerst ausgeschlossene, hübsche und blondhaarige Tochter des Gendarmen sich provokant in einem halbdurchsichtigen Nutten-Kleid vor dem Gendarmerie-Gebäude räkelt. Die geiernde, aus dem Fenster sehende Reihe Gendarmen bekommt prompt von ihren Frauen eine Ohrfeige, wobei der einzige Single sich aus Solidarität selbst eine klatscht. Einfach genial, diese Idee! Neben einer kleinen Musical-Einlage – das Titellied ist wirklich gut – kommen verrückte Autofahrten und noch so viel Anderes vor, dass es hier den Rahmen sprengen würde. Ein weiteres Highlight ist die Fahrt mit der kurzsichtigen Nonne, die in wahnsinniger Geschwindigkeit um die Kurven braust.
Gesehene Fassung: Uncut Blu-ray mit deutscher Synchro und stellenweise Untertiteln
Meine Screenshots: https://berny23.de/der-gendarm-von-st-tropez-1964/