Kalla Malla
Anfang der 80er Jahre in Pittsburgh: Alex, eine 18jährige Schweißerin arbeitet tagsüber in einem Stahlwerk und nachts als Tänzerin und Animierdame in einem kleinen Club. Da sie ihren großen Traum von einer Karriere als Ballett-Tänzerin nicht aufgeben möchte, nimmt sie jeden Job an, der sie weiterbringt. Sie gibt alles dafür und bewirbt sich bei einer renommierten Ballettschule. Ihr Freund, der auch gleichzeitig ihr einflussreicher Boss in der Stahlfabrik ist, versucht ihr zu helfen, jedoch lehnt sie dies ab und kämpft allein für ihr Können...
Hier ist er, der Film, der einer ganzen Generation das zerrissene Sweat-Shirt, Legwarmer und Breakdance näher gebracht hat. Herrliche Zeiten. Erstaunlich, dass »Flashdance« auch heute noch stellenweise überzeugt.
Das liegt zum einen an der detailbesessenen Regie von Adrian Lyne, der immer schon mehr Wert auf den Look als auf die darstellerischen Leistungen oder die Story gelegt hat (auch wenn er das vehement im Making Of abstreitet). Das Pittsburgh-Setting (dreckige Stahlarbeiter-Stadt) ist immer noch originell und eine wohltuende Abkehr vom klassischen Musical/Tanzfilm.
Zum anderen liegt das an dem extrem hörbaren Soundtrack, der sich wie verrückt verkauft hat und sogar heute noch genießbar ist. Sind Drehbuch und Charaktere auch relativ seelenlos, der Film lebt durch Look und Musik. Wer eine Zeitreise in die 80er unternehmen will, der sollte sich "Flashdance" oder auch »9 1/2 Wochen« (ebenfalls von Adrian Lyne) anschauen und staunen, was man mit Neon, Rauch und Gegenlicht alles machen kann.
Die Story (junge Schweißerin träumt von der Tanzkarriere und schafft die Aufnahmeprüfung an einer Tanzakademie) ist natürlich absolut albern (allein die Tatsache, dass sie mit ihrer Jazz-Gymnastik zur klassischen Ausbildung zugelassen wird, ist ein Witz), der Humor des Films war und ist grauenhaft frauenfeindlich, die Dialoge flach und banal (»Wenn du deinen Traum aufgibst, stirbst du!«), die absolute Vorhersehbarkeit des Films ist Teil seines Charmes.
Aus der heutigen Sicht wirken diese Storyelemente dermaßen an den Haaren herbei gezogen, daß der Film immer mehr an Fahrt verliert und man bei stark fallendem Interesse auf das Ende wartet. Allerdings kann ich mich erinnern, daß ich den Film in den 80er Jahren völlig anders empfand. Vorstellbar ist deshalb, daß die hier geschilderte Story genau den damaligen Zeitgeist traf, der sehr viel wert auf Äußerlichkeiten legte. Doch heute muß man konstatieren, daß diese Mischung aus hartem Schweißeroutfit, temperamentvollen Tanzszenen und braver Natürlichkeit nicht mehr wirkt, die Atmosphäre nicht zeitlos ist. So bleibt die Musik und einige Tanzszenen, wobei man in der letzten Szene schon gut das Double zu Jennifer Beals erkennt.
Fazit: Für Tanzfilmliebhaber besonders geeignet. Leider ist die Erzählung sehr unrealistisch und wirkt wie ein Märchen, bietet aber genügend Unterhaltung. Kein Muss, aber man sollte ihn zumindest einmal gesehen haben.