Berny23
„Freund, aber ich muss auch über dich berichten, genauso wie über den Dicken da zum Beispiel, der mich gerade grüßt – und dabei hab’ ich ihn noch nie gesehen, keine Ahnung, wer das ist.“
Man braucht sehr, sehr gutes Sitzfleisch für diesen Film – ähnlich dem, das der Großherzog Fett von Sack unter dem stark gespannten Beinkleid herumträgt. Doch ist dieser Umstand keineswegs als harsche Kritik zu verstehen, eher braucht das Schiff der Träume einfach sehr lange, um Fahrt aufzubauen.
Eine Gruppe gesangsverliebter Aristokraten und Edelleute begibt sich auf die Reise zur letzten Ehrung einer berühmten Operndiva, deren Asche weit draußen aufs Meer gestreut werden soll. Interessant ist jedoch die Erzählweise, denn ein Journalist ist ebenfalls an Bord; er spricht sowohl mit den Gästen als auch direkt zum Zuschauer des eigentlichen Films, womit er bekanntermaßen die vierte Wand durchbricht. Nach der Hälfte rettet der Kapitän serbische Flüchtlinge, die auf spannende Weise das abgehobene Weltbild der hohen Gesellschaft konfrontieren.
Es gibt viele seltsam und absurd anmutende Szenen, worunter beispielsweise das Wetteifern um die schönste Opernstimme beim Besuch des Maschinenraums fällt, wo alle gegen die lauten, stampfenden Geräusche des Schiffs ankämpfen. Später wird durch starken Gestank bekannt, dass das an Bord befindliche Nashorn Durchfall hat und darum an Deck gezogen wird. Eine weitere dieser Szenen dreht sich um den genannten Journalisten, der ein Interview mit dem Großherzog führen will, woraufhin eine einzige Frage sowie die Antwort ewig von einer zur anderen Person und dann an den Herzog weitergereicht und dabei immer wieder umformuliert wird, obwohl alle im selben Raum stehen.
Ohne zu viel zu verraten, geht es Ende dann doch recht schnell zur Sache, was mit einem auftauchenden Kriegsschiff und einer unglücklichen Ereigniskette zu tun hat.
Gesehene Fassung: Blu-ray (Criterion) mit deutscher Synchro
Gesehen als Teil der Liste „101 Films You Must See Before You Die“.