Kalla Malla
Felice (Joanna Pacula) und Hillary (Pamela Collyer) wurden als Babies getrennt und wuchsen in unterschiedlichen Familien auf. Felice lebt heute in der Upper Class, ist Fotomodell und hat durch einen Kuss von einer geheimnisvollen Frau eine unheimlichen Dämon in ihrem Körper wohnen, was ihrer Umwelt viel Leid und Unglück beschwert. Hillary hingegen lebt zufrieden mit ihrem Ehemann Jack und ihrer Tochter Amy. Da taucht unversehens Tante Felice auf, sie gibt sich die Schuld daran, dass sie und Hilary jahrelang keinen Kontakt hatten und möchte gern die Familie ihrer Schwester näher kennen lernen. Jack ist von Felice begeistert, nicht zuletzt da sie mit ihren Beziehungen einen lukrativen Job für ihn an Land zieht. Amy ist von ihrer Tante nicht ganz so angetan, auch da sich mit ihrer Ankunft einige seltsame Dinge in ihrer Umgebung ereignet haben. So dringt mitten in der Nacht eine aggressive Katze in die Küche ein und attackiert Jack, Heather wird bei einem Unfall auf einer Rolltreppe verletzt und Terry, der Felice zur Rede stellen will, erwischt sie bei einem seltsamen Ritual mit einer Götzenstatue. Von einem Priester, mit dem Hilary befreundet war erfährt Amy von den Befürchtungen die ihre Mutter gegenüber Felice hatte. Auch Brenda, die Amys Abneigung erst für überzogen gehalten hatte, stellt Nachforschungen an und macht eine erschreckende Entdeckung. Sie und Jack müssen schnell handeln, denn Felice läuft die Zeit davon: sie muss den Dämon, den sie 25 Jahre beherbergt hatte, mit einem Kuss an Amy weitergeben. Ein brutaler Kampf um Leben und Tod wird entfesselt...
Wenn schöne Tanten ihre Schwager und Nichten küssen wollen, ist nicht immer inzestuöses Verlangen im Spiel. Manchmal soll auch nur ein schleimiger, afrikanischer Dämon von einem Körper zum anderen transportiert werden. Fragt sich, was schlimmer ist.
»Der Kuss« (»The Kiss«) von Regisseur Pen Densham gehört zu den weitgehend vergessenen Horrorfilmen der späten 80er. Er reitet auf der Welle der »Nightmare on Elm Street«-Reihe, verbindet diese aber mit dem Vampirfilm, dem Okkult- sowie dem erotischen Thriller. Da ist doch wirklich für jeden was dabei. Mit »sexy & scary« könnte man den »Kuss« dann auch am besten beschreiben. In der Hauptrolle betört die attraktive Joanna Pacula als Femme Fatale aus der Hölle, die alle Verwandten samt jungfräulicher Nichte ins Verderben stürzen will. Dafür schickt sie zunächst Amys Mutter per Autounfall ins Jenseits (herrlich, wenn plötzlich Muttis Bein nach dem Crash davonrollt!), dann steigt sie mit dem trauerndem Witwer - ihrem Schwager - in die Kiste und zerkratzt ihm ordentlich den Rücken mit ihren spitzen Fingernägeln, weil böse Frauen das beim Sex immer so machen (böse Männer hingegen bevorzugen im amerikanischen Film stets den Analverkehr). Wenn sie gerade nichts Besseres vorhat, praktiziert sie teuflische Beschwörungsrituale, und das auch noch nackig.
Jeder, der Felices Geheimnis ahnt, muss ebenfalls dran glauben, ganz im Stil von »Das Omen« (1976). Den spektakulärsten Filmtod erleidet Amys nervige Freundin, deren Halskette sich in einer Rolltreppe verfängt, welche den Teenager fachgerecht zerschreddert - wie auch immer das funktionieren soll. Aber hatten wir als Kinder nicht alle Angst vor Rolltreppen? Sie stirbt übrigens - passend für die amerikanische Jugend - in einer potthässlichen Shopping Mall. Ein trauriges Schicksal.
Im Finale geht der Film dann vollends over the top. Da muss Amy gegen die Tante und deren Höllenkater antreten, und dieses Viech hat es wirklich in sich. Nicht nur ist das Fell-Monster eine tolle Leistung der Effekteabteilung, es ist auch kaum tot zu kriegen. Da müssen schon mit Hilfe der robusten Nachbarin, die selbst scharf auf Amys Vater ist, Insektengriller, elektrische Gebüschtrimmer und Propangasflaschen eingesetzt werden, die den Vorgarten und den Pool der heilen Familie in ein flammendes Inferno verwandeln, bevor der Fluch vielleicht oder vielleicht auch nicht endgültig gebannt ist.
Fazit: »Der Kuss« will möglicherweise zu viel auf einmal, er ist aber dank seiner Ideenfülle und des hohen Tempos so unterhaltsam, dass man nur am Rande bemerkt, wie idiotisch er eigentlich ist. Obwohl der Film eine Menge Spaß macht, ist er bislang nicht auf DVD erhältlich, schade. Die deutsche VHS-Version war brutal gekürzt (ohne wegrollendes Bein), es wird also Zeit für eine unzensierte Veröffentlichung.