Kalla Malla
Wenn dem Regisseur ein stringenter Survivalfilm zu einfach ist, kommen manche schon auf die dümmsten Ideen, wie sie ihren Film, der mehr wie ein erhobener Zeigefinger daherkommt, von der restlichen Masse abheben könnten. Ein kurzer Abriss: Das Cover erinnert den Zuschauer an C-Gurken wie „Naked Fear“, der Streifen wird als „britischer Blair Witch Project“ beworben und jeglicher Filmfluss, wird durch wahllos eingeworfene Interviewszenen gnadenlos unterbrochen.
Kurzgesagt geht es in „Freiwild“ bzw. in „Blooded“ - so sein Originaltitel - um eine Gruppe Jäger, die von Aktivisten gejagt werden. Sozusagen ein klassisches „Deliverance“ Szenario. Leider entschied man sich nicht für einen rasanten Backwood-/ Terrorfilm, sondern dachte, eine Mockumentary wäre die bessere Lösung. Also untermalt der Film, der eigenen Angaben zufolge auf wahren Begebenheiten beruhen soll, seine „total echten“ Interviewszenen der Opfer mit nachgedrehten Szenen, die den Zwischenfall anschaulich machen sollen. Es geht schonmal damit los, dass der Film sein eigenes „Mysterium“ zerstört, indem ein Charakter sich in den Interviewszenen nicht zu dem Vorfall äußern wollte, aber immerhin bereitwillig beim Nachdrehen des Vorfalls mitgemacht hat. Hä? War man sogar zu faul, zwei Schauspieler zu organisieren, oder glaubten die Macher echt, dass ihren Filmkonsumenten diese Logiklücke nicht auffällt?
Die wirkliche Problematik ist aber eine ganz andere. Denn die nachgedrehten Szenen an sich, sind derart öde und unspektakulär, dass nichtmal die wirklich herausragenden Landschaftsbilder darüber hinweg täuschen können. Und kaum, dass der Zuschauer auch nur den Hauch von Spannung oder Bedrohung verspürt, kommt eine Interviewsequenz, in welcher meistens genau das wiedergekäut wird, was man gerade in spielfilmischer Weise präsentiert bekam. Kurze Anmerkung: hätten die Macher vorher besser „Die Vierte Art“ oder das „Mc.Pherson Tape“ respektive seines Remakes angeschaut. Dort hat diese Art der Inszenierung wenigstens geklappt.
Und dann kommt irgendwann noch der Punkt, wo der Regisseur seine vegetarische Friede-Freude-Eierkuchen-Weltansicht durchdrücken wollte. Jäger sind alle perverse Schweine - die Jäger der Jäger sind im Vergleich dazu zwar rabiat, aber menschlich. Trotz Streifschüssen an Mitmenschen. Alles klar.
Und so endet „Freiwild“ nach circa 74 Minuten und stellt eine der merkwürdigsten Filmerfahrung dar, die man so erleben kann. In seinem Spielfilmteil unfassbar platt und eindimensional - in den Interviewszenen peinlich forciert und in der Aussage peinlich forciert, platt und eindimensional… Kurios ist das Alles dann aber doch und wie gesagt: Von der reinen Machart, in Bezug auf Kamera und Schauspielerei, ist „Freiwild“ durchaus in Ordnung. Somit bleibt ein gewisser, wenn auch sehr kleiner, Unterhaltungswert übrig.