Kalla Malla
Fanfan, ein charmanter Tunichtgut aus Paris, der die Bauernmädchen verführt, aber nicht im Traum daran denkt, sie zu heiraten, tänzelt elegant und unverfroren über dem Abgrund. Tausend Nöte und Leidenschaften, unzählige Gefahren und tödliche Bedrohungen, doch Fanfan geht über sie mit einem Lachen hinweg. Psychologische Vertiefung hat keinen Platz bei der Entwicklung einer solchen Figur. Wenn je einer den Archetyp des Mantel- und Degenhelden verkörpert hat, dann Gérard Philipe, den man sich (natürlich zu Unrecht) kaum mehr anders, als in der Rolle des Fanfan, vorstellen kann. Mag sein, dass sein früher Tod dieses Bild für die Nachwelt unveränderlich eingefrorenen hat.
Ihm zur Seite, nicht minder vollkommen, die junge Gina Lollobrigida, die, als (Pseudo-) Zigeunerin Adeline, am Beginn und Ende der erotischen Verwicklungen steht, worin sie mal aktiv, mal passiv, den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bildet. Eine durchgehende Handlung hat der Film nicht wirklich, er besteht eher aus amüsanten und spannenden Episoden. Doch obwohl der Film etwas angestaubt wirkt, können die witzigen Dialoge und das Tempo auch heute noch überzeugen. Die Dialogduelle zwischen Philipe und Lollobrigida sind das eigentliche Highlight des Films.
Ziemlich vage geistert dieser Film heute als Klassiker durch das kollektive Gedächtnis. Seinerzeit, 1952, war er ein durchschlagender Erfolg, der das Mantel- und Degen Genre aufs Neue belebte und seinen Stars Gérard Philipe und Gina Lollobrigida mit zum internationalen Ruhm verhalf. Kann so etwas, abgesehen vom musealen Wert, noch heute bestehen? Nur aus sich heraus betrachtet ja, denn aus dieser Perspektive muss Fanfan geradezu als Musterexemplar des Genres erscheinen. Dies allein reichte aus, um »Fanfan, der Husar« einen verdienten Platz in der Ruhmeshalle des Films zu sichern. Die Spuren des vergangenen halben Jahrhunderts bleiben aber auch dem wohlwollenden Betrachter schwerlich verborgen. Wirklich gegenwärtig sind die Leistungen des Films allerdings nicht.
Fazit: »Fanfan« ist das beste Beispiel für die Ausstrahlung, jugendliche Energie und Attraktivität, die Gérard Philipe zu einem der größten Stars des französischen Kinos machte. Kein cineastisches Meisterwerk, aber bestes Unterhaltungskino, das es so nicht mehr gibt.