Michael
Mit „Der Besuch der alten Dame“ findet wieder einmal eine Verfilmung eines Theaterstücks von Friedrich Dürrenmatt den Weg auf die Leinwand. Vielleicht wird der ein oder andere nun die Hände über dem Kopf zusammen schlagen, wurden doch sicher viele Leser mit den Werken Dürrenmatts im Deutschunterricht gequält, doch keine Angst „Der Besuch der alten Dame“ ist keine trockene Theaterkost mit der man arme Schüler quält, sondern ein wirkliches filmisches TV-Highlight. Sobald Claire vor dem gesamten Dorf ihre Bedingung kundgetan hat, beginnt der Film seine gesamte Faszination zu entfalten und entpuppt sich als äußert spannende Charakterstudie.
Bei einem Blick auf den Inhalt könnte man nun vielleicht meinen, dass „Der Besuch der alten Dame“ etwas reißerisch daherkommt, doch bis auf eine Jagdsequenz ist dem gar nicht so. Vielmehr merkt man der TV-Verfilmung die Herkunft von der Theaterbühne an, was sich vor allem in den ruhigen und oft für heutige Verhältnisse recht langen Kameraeinstellung widerspiegelt.
Doch „Der Besuch der alten Dame“ wird damit nicht langweilig. Nikolaus Leytner (Die Entscheidung, Der Schuß) gelingt es nämlich seine Figuren großartig in Szene zu setzen und den Fokus gut auf die Eigenarten der einzelnen Charaktere zu lenken.
Apropos Charaktere. Kommen wir noch schnell zur Besetzung des Films. Mit Christiane Hörbiger (Niete zählt Hauptgewinn, Lamort) spielt eine der ganz großen deutschen Schauspielerinnen die Rolle der Claire. Und dies mehr als nur fantastisch. Ganz ehrlich, mich würde es nicht wundern, wenn Hörbiger für ihre Leistung in „Der Besuch der alten Dame“ mit einigen Filmpreisen belohnt werden würde. Und auch ihre weiteren Schauspielerkollegen überzeugen auf ganzer Linie. Hervorheben möchte ich dabei Michael Mendl (Die Gustloff, Ein schöner Tag) als Alfred III, steht er doch als mögliches Mordopfer im Mittelpunkt der Geschichte. Mendl kann man seine Angst vor einem Mordanschlag wirklich in jeder Szene aus dem Gesicht lesen. [Sneakfilm.de]