Michael
Mit “Der Spion, der mich liebte” bekommen Bond-Fans meiner Meinung nach wieder einen gelungen Bond-Film präsentiert und in vielerlei Hinsicht einen der Besten. Allein schon die Eröffnungssequenz zeigt, dass Bond-Filme mittlerweile mehr sind als reine Agentenfilme. So ist die Skiverfolgungsjagt zum Beispiel mit schwungvoller Discomusik unterlegt, ein Stilmittel, das heutzutage in jedem Actionfilm zum Standard gehört. Oder kann sich noch jemand Actionszenen ohne entsprechende Musikuntermalung vorstellen?
Und auch, wenn nach der temporeichen Eröffnungssequenz sich “Der Spion, der mich liebte” erst einmal zu einem klassischen Agentenfilm wandelt, bleibt dieser Bond ganz großes Kino. Gekonnt lässt Lewis Gilbert (Zustände wie im Paradies, Das Sonderkommando) seinen Film wie eine “John Le Carré”-Verfilmung wirken, nur um Bond im nächsten Moment in fast schon träumerischen Bildern auf einem Kamel durch die Wüste reiten zu lassen. Dann wiederrum zaubert Gilbert fast magisch, romantisch kitschige Momente zwischen Bond und Amasova und zelebriert wenige Atemzüge später wieder exzessive Action. Großartig!
Doch nicht nur Gilbert weiß ganz genau was er macht, auch seine Darsteller helfen enorm dabei “Der Spion, der mich liebte” zu dem Bond-Film zu machen der er ist. Roger Moore überzeugt erneut mit seiner amüsanten Art, die wahren Stars des Films sind für mich diesmal allerdings andere. Zum Beispiel Barbara Bach (Ein Mann schlägt zurück, Der Supertyp). Ihr gelingt es vorzüglich Amasova so zu spielen, dass man ihr ihre uneingeschränkte Loyalität zum russischen Geheimdienst genauso glaubt, wie den unerbittlichen Willen den Fall zu lösen. Doch gleichzeitig kauft man ihr ihre Rachegelüste ab und kann gut nachvollziehen, warum James Bond ihrer Meinung nach den Tod verdient hat.
Ein anderer grandioser Darsteller ist Richard Kiel (Skidoo, Zwei ganz verrückte Knastbrüder). Der Beißer ist einfach ein Bösewicht, bei dessen bloßen Anblick man eine Gänsehaut bekommt und der jemand ist, dem man auch dann nicht in einer dunklen Gasse begegnen will, wenn er einem gar nichts tun will und zudem scheint er übermächtig zu sein und unbesiegbar. Doch all dies muss man erst einmal auf die Leinwand transportieren und genau dies gelingt Kiel mit seiner Art den Beißer zu spielen.
Fast schon blass bleibt bei den Schauspielern dagegen Curd Jürgens (Der zweite Frühling, Die verrückten Reichen). Der von Ihm gespielte Superschurke Stromberg bekommt allerdings auch keinen wirklichen Entfaltungsspielraum zugesprochen, doch wird man in seinen Szenen nicht warm mit Stromberg. Wirklich komplexer als Stromberg sind die Schurken in den vorangegangenen Bond-Filmen allerdings auch nicht angelegt und da haben es viele Schauspieler geschafft ihren Figuren mehr Tiefe zu verleihen und so kann es nur an Jürgens liegen, dass Stromberg hinter Gegenspielern wie Blofeld oder Goldfinger zurück bleibt.
Mit dabei sind bei “Der Spion, der mich liebte” natürlich auch wieder Gadgets aus der Fabrik von Q. Das Highlight in diesem Bond-Film ist sicherlich der Lotus, der nicht nur auf der Straße eine gute Figur macht, sondern auch unter Wasser und sicher mit dafür verantwortlich ist, dass die Autos von James Bond in den späteren Filmen immer raffinierte Spezialeinrichtungen spendiert bekommen haben. [Sneakfilm.de]