Kalla Malla
Blanche DuBois, eine psychisch labile Schönheit aus den US-amerikanischen Südstaaten, erlebt die Auflösung ihrer Familie und die Versteigerung des einstmals stolzen Familienbesitzes Belle Rêve (fr. »Schöner Traum«). Als sie auch noch ihre Arbeit als Lehrerin verliert, besucht sie verzweifelt ihre Schwester Stella, die in New Orleans lebt. Stella ist ihrem Ehemann, dem Arbeiter Stanley Kowalski, der als Sohn polnischer Einwanderer von Blanche unverhohlen verachtet wird, sexuell verfallen. Blanches kultiviertes, aber leicht affektiertes Verhalten und die Betonung ihrer vornehmen Herkunft wirken wie ein rotes Tuch auf Kowalski. Es entstehen in den beengten Wohnverhältnissen schnell Spannungen. Schließlich kommt es vor allem wegen Blanches Missverhältnis zwischen Realität und Illusion zur Katastrophe...
Zum Film »Endstation Sehnsucht« muss man nicht mehr viel sagen. Er ist eine der besten Literaturverfilmungen aller Zeiten. Tennessee Williams' bittere Geschichte der nervösen und zerbrechlichen Südstaaten-Schönheit Blanche Dubois (Vivien Leigh), die nach Pleite, Zusammenbruch und tragischen Vorfällen bei ihrer Schwester Stella (Kim Hunter) in New Orleans Heil und Hilfe sucht, aber in ihrem Schwager ein Gegenüber (Marlon Brando) von so animalischer emotionaler Brutalität findet, dass sie am Ende nach zahllosen Demütigungen und einer Vergewaltigung in einer Heilanstalt landet, wurde von Meisterregisseur Elia Kazan in beunruhigende, bedrückende Schwarz-Weiß-Bilder getaucht.
Die klaustrophobische Enge der kleinen Wohnung, in der sich das Drama abspielt, fängt Kazan genial ein. Der Film wird untermalt von Alex Norths aufregendem Jazz-Score und lebt von den grandiosen Darstellerleistungen, allen voran Vivien Leigh, an deren Interpretation seitdem niemand heranreichen konnte, und die verdientermaßen einen Oscar erhielt. Brando, der mit diesem Film seinen Durchbruch schaffte, sprengt förmlich die Leinwand bzw. den Bildschirm mit seiner physischen Präsenz. Sein oft unverständliches Gemurmel des Dialogs wurde zum Markenzeichen. Auch seine Darstellung bleibt bis heute unerreicht. Der Moment, in dem Brando mit zerrissenem T-Shirt nach seiner Frau Stella schreit, ist für immer in die Filmgeschichte eingegangen. Große Filmkunst!
Doch das »Endstation Sehnsucht« wirklich gedreht wurde, war damals nicht ganz so einfach. Zu einer Zeit, in der Hollywood noch unter dem Diktat des berüchtigten »Production Code« stand, war die Verfilmung von Tennessee Williams' Bühnenerfolg, in der eine Vergewaltigung die Schlüsselszene des Stückes ist, für das Studio Warner Bros. ein heikles Unterfangen. So musste Williams u.a. für die Filmfassung einen neuen Schluss schreiben. Trotzdem bekam das Studio kurz vor der Premiere Angst vor der eigenen Courage, da Demonstrationen und ein Bann durch die Moralapostel der katholischen Kirche, die einflussreiche »Legion of Decency«, befürchtet wurden. Ein Dutzend Szenen und Dialoge fielen der Schere zum Opfer. 1989 wurde das Schnittmaterial in einer falsch beschrifteten Filmdose wieder gefunden. So kam der Filmklassiker 1993, 42 Jahre nach seiner Premiere, doch noch in der ursprünglichen Fassung in die US-Kinos.
Fazit: Brillante Theaterverfilmung mit ebensolchen Darstellern. Das war und ist auch heute noch echtes Kino, voller Leidenschaft und Sehnsüchte, bis hin zur »Endstation«.