Joerg Melzer
Meistens sind es US-amerikanische Metropolen, in denen eine Alien-Invasion einsetzt, was natürlich den Hintergrund hat, dass es grundlegend die Amerikaner sind, die die Welt vorm endgültigen Untergang retten.
In dieser russischen Produktion stehen zwar auch Amis im Vordergrund, doch als Schauplatz dient ausnahmsweise mal Moskau als Ausgangspunkt der Apokalypse, - ein Aspekt, der dem unmotiviertem Treiben leider kaum zugute kommt.
Die beiden Jung-Unternehmer Sean und Ben wollen in Moskau ein neuartiges App auf den Markt bringen, doch Skyler kommt ihnen zuvor. Zum Frustabbau landet man in einem Club, als plötzlich der Strom weg ist. Als sich die Disco-Besucher auf der Straße versammeln, werden sie Zeuge, wie helle Lichtkugeln vom Himmel fahren, doch dann werden die ersten Menschen zu Asche verwandelt…
Die Idee mit den Lichtblitzen als Erscheinungsform der ansonsten nahezu unsichtbaren Extraterrestrischen ist im Grunde eine brauchbare Idee, nur die Dramaturgie schafft daraus zu selten spannende Momente. Recht wahllos klappern die zunächst fünf charakterlich schwach gezeichneten Überlebenden eine Station nach der anderen ab, als wären diverse Fluchtpunkte ein Sammelsurium bereits bekannter Endzeitfilme. Ein Lagerraum, kurze Wege durch die zerstörten Straßen, ein netter Aufenthalt bei einem Nerd mit Hang zu elektronischen Eigenkreationen, ein Boot, ein Tunnel und alle Nase lang wird jemand aus der Gruppe geholt, während kurz darauf ein paar neue Gesichter hinzu stoßen.
Doch spätestens als die patriotischen Russen mit Pferd und einem Arsenal wie aus dem Waffenschrank der Army aufkreuzen, weiß man nicht mehr, ob die Erzählung überhaupt halbwegs ernst gemeint ist, oder ob der übertriebene Trash-Einschlag lediglich der allgemeinen Auflockerung dienen soll.
Jedenfalls kristallisiert sich kein eindeutiger Held heraus, Mimen wie Emile Hirsch oder Joel Kinnaman agieren überwiegend blass und teilnahmslos und auch die Nebenfiguren bereichern das Geschehen nur minimal.
Immerhin können sich die Lichteffekte sehen lassen und auch der Einsturz eines Hochhauses, das Dahinsiechen der Oper in Form einer Entmaterialisierung, Ego-Sichtweisen der Aliens und einige Pyro-Effekte schauen technisch okay aus. Auch die verlassene Stadt vermag ab und an stimmungsvolle Akzente zu setzen und wenn die Gruppe auf einen abgestürzten Jet in einer Kaufhaus-Galerie stößt, wird deutlich, dass die Macher mit einer besser durchdachten Geschichte gewiss etwas mehr auf die Beine hätten stellen können.
Denn auch wenn diese mit einem ordentlichen Erzähltempo aufwartet, finden sich an jeder Ecke zahlreiche Logiklöcher und wenig rationale Verhaltensweisen, während die Taktik der Aliens auch nicht immer ganz nachvollziehbar erscheint.
So hält sich das Mitfiebern doch eher in Grenzen, denn nicht nur die Individuen der Fluchtgruppe wechseln alle Nase lang, auch ihre Stationen bilden ein recht wahllos aneinander gereihtes Mischmasch, bei dem oft der Zusammenhang fehlt und selbst eine Anlehnung an „Speed“ (1994) nur eine arg konstruierte Szene darstellt, um für etwas mehr Action zu sorgen.
Wer also ein anspruchloses Werk ohne Blutvergießen sucht, bei dem man seinen Verstand für rund 90 Minuten auf den Intellekt einer halben Banane runterschrauben möchte, dürfte mit „Darkest Hour“ einigermaßen unterhalten werden.
Wer jedoch Tiefgang, sinnvolle Dialoge, ordentliche Mimen und ein durchdachtes, in sich schlüssiges Drehbuch sucht, wird in Moskau an dieser Stelle nicht fündig werden.