Matzola
MACHO MAN hätte ein ungemein wichtiger Film, nicht nur im fränkischen bzw. deutschen Raum sein können, nein, er hätte sich als einer der wichtigeren Kulturbeiträge des postmodernen Diskurses empfehlen können. Eine völlige neue Genrebezeichnung wäre denkbar gewesen, die in diesem Film dann tatsächlich nicht nur im übertragenen, sondern im Wortsinne als terminus technicus sinnvoll gewesen wäre: der Proletenfilm.
Immerhin ist MACHO MAN bzw. HARTE FÄUSTE einer von wenigen deutschen Versuchen aus den Achtzigern, einen waschechten Actionfilm zu machen. Es gibt einige typische Zutaten: einen Selbstjustizplot und zwei Darsteller, die sich durch ihre sportlichen Erfolge für Superheldentaten qualifizieren. Leider sind in MACHO MAN außer diesem großen Besetzungscoup nur wenig mehr Ideen eingeflossen. Die Story ist eigentlich noch nicht mal als Plot zu bezeichnen, einen durchgehenden Spannungsaufbau gibt es nicht und filmisch ist das alles mit „bieder“ noch überbewertet. Dafür bekommt man einen mehr als provinziell anmutenden Ultrabaddie, der aber in der Sparte „Deutscher Boxerfilm“ absolut einzigartig sein dürfte.
„Von Inkompetenten, für Inkompetente“ ist dann auch die Losung, unter der man den Film goutieren kann. Bei der gesamten Gestaltung von Bild und Ton als künstlerischer Einheit, den schauspielerischen Leistungen und der Botschaft, die transportiert werden soll, lässt sich die Fremdscham kaum vermeiden. Sehen wir uns MACHO MAN an, dann sehen wir einen stinkenden, völlig heruntergekommenen Obdachlosen, der irgendwie zu Geld gekommen ist und nun in einem piekfeinen Restaurant verzweifelt versucht „einen auf dicke Hose zu machen“. Es kann nicht funktionieren.
Man könnte endlos weitermachen, die Doofheiten und Verfehlungen des Films aufzuzählen: Andreas’ Lieblingsschüler, der Schwarze Jimmy, hat wohl den hässlichsten Fuß, der je in einem Film abgelichtet wurde; als sich Andreas das Kreuz verrenkt, benutzt sein Doktor zur Diagnose den Reflexhammer und sagt dann: „Zum Glück ist das Rückenmark nicht verletzt.“; auf die Frage, warum Sandra sich einen Boxkampf anschaut, antwortet sie: „Man muss doch wissen was alles passieren kann und warum.“; der an die Wand gemalte Totenkopf in der Dealerhöhle sieht aus wie ein Monchichi; der Urlaubsvorschlag von Dany, wird wirklich SOFORT umgesetzt, die wollen noch nichtmal kurz zum Kacken nach Hause. Bloß schnell weg aus Nürnberg, der Geißel Gottes. Und dann ist da noch das sensationelle Abschlussstandbild: Fertig ist eine deutsche Filmlegende. Dieser Film zeigt deutlich die Grenzen unseres Blogs auf. Wie sagte einst schon René Weller? „Worüber man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.“
(belmondosfunkhundd.blogspot.de)