Kalla Malla
»Miss Monroe sieht aus, als würde sie im Dunkeln leuchten«, schrieb seinerzeit der Kritiker des New York Herald, und wie Recht er hatte!
In »Blondinen bevorzugt« schickt Meister-Regisseur Howard Hawks Marilyn Monroe und Jane Russell auf eine Kreuzfahrt über den Atlantik, wo sie den Männern den Kopf verdrehen, umwerfende Musical-Nummern darbieten und für knapp 90 Minuten so viel Witz und Charme versprühen, dass es die reine Freude ist, auch noch nach über 50 Jahren.
»Blondinen bevorzugt« hat kaum Handlung, dafür aber genug skurrile Nebenfiguren, gespielt von einem klasse Ensemble, dem man den Spaß in jeder Minute anmerkt. Charles Coburn etwa darf hier - wie schon zuvor in »Liebling, ich werde jünger« - hinter Marilyn her sein, bekommt aber stattdessen nur Hohn und Spott. In der besten Szene betreten Monroe und Russell zum Dinner den Speisesaal des Kreuzers und lösen heftige Reaktionen aus - bis dann Marilyn endlich dem Millionär vorgestellt wird, mit dem sie ihre Freundin Russell verkuppeln möchte, der sich aber überraschend als wohlerzogenes Kind entpuppt.
Da im im Allgemeinen lediglich Marilyn Monroe im Zentrum der Lobpreisung von »Blondinen bevorzugt« steht, möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich Jane Russell erwähnen, die ihre sarkastischen Bemerkungen mit coolem Pokerface vorträgt, etwa wenn Charles Coburn fragt: »Sie dachten, ich wäre älter? Älter als was?«, und sie trocken antwortet: »Als die Pyramiden«. Dazu bekommt sie vom Film eine wunderbare Nummer, das schmissige »Is There Anyone Here For Love?«, das sie im Gymnastikraum des Luxusliners inmitten der trainierenden Olympia-Mannschaft vorträgt. Die muskulösen Herren sind dabei so knapp bekleidet, dass man ständig fürchten muss, sie fallen aus ihren Höschen, somit bietet die Sequenz für alle Zuschauer etwas.
Berühmt und legendär ist natürlich Marilyns »Diamonds are a Girl's Best Friend«, ein unsterblicher Moment des Kinos und ein Traum in Pink. Vielleicht war Marilyn keine große Tänzerin, doch sie kann ihre Songs auf unverwechselbare, einzigartige Weise interpretieren - wie schwer das ist, kann man an den vielen hoffnungslosen Versuchen sehen, sie seither zu imitieren.
Wenn man etwas an »Blondinen bevorzugt« bemängeln wollte, müsste man wohl die männlichen Hauptdarsteller nennen. Dass Frauen wie Monroe und Russell sich mit diesen Langweilern in einer Ehe ohne Musicalnummern wiederfinden sollen, ist eigentlich kein Happy End, sondern eine Schande.
Interessant ist übrigens, dass keine der beiden Frauen eine Wandlung im Film durchlebt. Beider Vorlieben werden vom Film gesetzt und erfüllt, nicht einmal Marilyns Hang zu Diamanten und reichen Ehemännern wird als unmoralisch verworfen. Sehr modern für einen Film der 50er! »Blondinen bevorzugt« ist ein funkelnder Diamant von Film, unwiderstehlich und herrlich albern - so wie gute Unterhaltung sein sollte.