Kalla Malla
Bei einem Einbruch in sein Haus wird Versicherungsdetektiv Leonard Shelby (**Guy Pearce**) von den Räubern schwer verletzt und seine Frau getötet. Er sinnt auf Rache, doch er hat ein Problem: Durch den Überfall wurde sein Kurzzeitgedächnis zerstört. Die Erinnerungen an Orte und Personen verblassen schon nach wenigen Minuten. Unzählige Zettel, Tätowierungen und Polaroidbilder helfen Leonard, sich einigermaßen in der Welt zurechtzufinden. Für eine Mörderjagd allerdings nicht gerade eine ideale Ausgangsbasis. Eines seiner Tattoos lautet: »John G. hat Deine Frau vergewaltigt und getötet. Finde und töte ihn!«
**Christopher Nolan** gehört heutzutage zu den ganz grossen Namen in Hollywood - aber im Jahr 2000 war der noch junge Filmemacher noch ein ziemlich unbeschriebenes Blatt. Da erstaunte es nicht nur die Filmwelt, sondern auch das Publikum umso mehr, dass der gebürtige Brite gleich mit seinem zweiten (!) Spielfilm schon für Furore sorgte. Rückblickend kein wirkliches Wunder, schliesslich wagte Nolan mit seinem Film, der auf einer Kurzgeschichte seines Bruders Jonathan basiert, eine radikal neue Erzählweise und fordert mit der damit entstehenden Komplexität sein Publikum auf besondere Art und Weise heraus. Der Aufhänger der mysteriösen Detektiv-Geschichte ist dabei so einfach, wie genial: Die auf Rache sinnende Hauptfigur leidet an einem Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und kann sich nur an kurze Momente erinnern - seinem Erinnerungsvermögen hilft er mit Notizen, Polaroid-Fotos und Tätowierungen auf die Sprünge und erhofft sich, damit dem Mörder seiner Frau auf die Schliche zu kommen.
Das allein hört sich schon vielversprechend an - doch »Batman Begins«-Regisseur Nolan geht einen Schritt weiter und erzählt den kompletten Film rückwärts. Dementsprechend gilt es in »Memento« nicht zu entdecken, was passiert ist, sondern warum es passiert ist!
Ein Kunstgriff, der aufgesetzt wirken könnte, hier aber erstaunlich gut funktioniert - und immer wieder für neue, unerwartete Wendungen, aber auch zusätzliche Verwirrungen sorgt und dementsprechend die Spannung auf einem sehr hohen Niveau hält. »Memento« fordert dem Zuschauer vielleicht mehr als die übliche Aufmerksamkeit ab, aber dafür wird man mit einem intelligenten Mystery-Thriller belohnt, bei dem relativ schnell klar ist, das hier nur wenig so ist, wie es eigentlich scheint. Dass der Film dann gleich auch noch viel Raum zur Eigeninterpretationen offen lässt, spricht zusätzlich für »Memento« - inklusive der guten Besetzung. Vor allem »L.A. Confidential«-Star Guy Pearce lässt keine Zweifel an seinem Talent aufkommen und meistert seine undurchsichtige Rolle mit Bravour. Eigentlich unverständlich, dass der Mann zwar in zahlreichen Hollywood-Hits mitgespielt hat, aber einem grossen Publikum nach wie vor kein geläufiger Name ist.
Fazit: Auch nach über einem Jahrzehnt kann sich »Memento« mit seiner einzigartigen, aber auch eigenwilligen Struktur von sämtlichen anderen Filmen des Genres abheben und gehört damit zu den sehenswertesten Mystery-Thrillern, die Hollywood hervorgebracht hat.