Kalla Malla
Sebastian Valomont (R. Philippe) und Kathryn Merteuil (S.M. Gellar) sind Stiefgeschwister, führen ein Leben in der »Upper Class« und lassen sich dies von ihren reichen, meist durch Abwesenheit glänzenden Eltern finanzieren. Die perfide Beziehung der Stiefgeschwister zueinander bringt die auf den Erfolg des Stiefbruders neidische Kathryn auf die Idee, Sebastian auf die Musterschülerin Annette Hargrove (R. Witherspoon) anzusetzen. Im Rahmen einer Wette soll er das eher keusche Mädchen ins Bett bekommen. Als Preis winkt dem Casanova eine atemberaubende Nacht mit seiner Stiefschwester Kathryn. Was als harmloses Spiel zu beginnen scheint, entwickelt sich zusehends für Sebastian zu einer ihm bisher unbekannten emotionalen Bindung zu einer jungen Frau, wodurch die Wette für ihn zur Nebensache zu mutieren scheint...
»Eiskalte Engel« (»Cruel Intentions«) ist eine Neubearbeitung von »Gefährliche Liebschaften« für ein junges Zielpublikum. Zwar behauptet er, sich am Original-Roman von Choderlos de Laclos zu orientieren (was wahrscheinlich rechtliche Gründe hat), folgt aber in Wahrheit haargenau dem Drehbuch des Stephen Frears-Films. Das macht aber nichts, denn die Umsetzungen in die heutige Park Avenue-Welt sind durchweg originell, der Vorlage entsprechend und fantasievoll, selbst wenn man sich fragt, ob es Kids wie die hier dargestellten wirklich irgendwo auf der Welt gibt (was bei der Frears-Vorlage nie die Frage war).
Dass der Film dann auch bei der Zielgruppe glänzend ankam, ist hier deutlich nachzulesen, und natürlich ist es eine reine Freude, die anständige »Buffy« Gellar feucht-fröhliche Obszönitäten von sich geben zu sehen, wenn sie auch beim WEITEM nicht die Klasse von Glenn Close erreicht, aber das wäre nun auch wirklich zuviel verlangt und der halb so alten Darstellerin gegenüber ungerecht. Sicher entdeckt man leichter die Abgründe hinter reiferen Gesichtern wie denen von Malkovich und Close, als hinter den blitzblanken, schönen Teenie-Gesichtern von Gellar und Phillippe.
Dennoch - »Eiskalte Engel« hat vieles für sich - für US-Verhältnisse ist er erfrischend freizügig (jedenfalls verbal, Nacktheit gibt es hier weit und breit nicht, immerhin sollen sich auch 12jährige den Film anschauen), der Humor ist bösartig und bissig, und die Geschichte leistet sich ein Ende, das nicht gerade dem Durchschnittsgeschmack entspricht. Der Erfolg hat bewiesen, dass das Publikum nicht unbedingt ein Happy End verlangt, wenn es vorher gut unterhalten wurde und das Ende stimmig ist.
Fazit: »Eiskalte Engel« gibt nicht vor, irgend etwas von Belang über das Leben, echte Menschen oder Beziehungen zu erzählen (anders als die Vorlage, die eine deutliche Metapher war), sondern lediglich eine gut durchdachte, intrigante Geschichte - ein böses Märchen, sozusagen. Und das ist beste Unterhaltung.