Kalla Malla
Jess Franco hat in seinem Leben filmisch ja wirklich einiges fabriziert und sich eigentlich quer durch sämtliche Genres gewurstet. Von Sexploitationfilmen über Slasher, bishin zu Hardcore Pornos und Rip-Offs diverser Horrorfilme hat er alles gedreht, was gerade rentabel war. Im Jahre 1977 war mit "Liebesbriefe Einer Portugiesischen Nonne" erstmal ein recht klassischer Nunsploitation Film angesagt. Zwar an Härte nicht mit "Flavia - Leidensweg Einer Nonne" von Gianfranco Mingozzi zu vergleichen, aber in meinen immerhin Augen der bessere Film.
Susan Hemingway spielt die Rolle der naiven und gottesfürchtigen Novizin, die von der Klosterleiterin und dem Pater nicht nur missbraucht wird, sondern gar in einer Zeremonie Satan höchstpersönlich (wahnsinnig trashig von Herbert Fux gespielt) ihre Jungsfräulichkeit opfern muss. Grotesk ist allerdings die Tatsache, dass sie mit ihren damaligen 16 Jahren mehr als nur einmal komplett nackt im Bild steht. Etwas, was einem anderen nicht näher erläuterten Film in Deutschland zum Verhängnis wurde.
Der Film selbst baut durch sein gutes Setting im Kloster sehr schnell eine funktionierende Atmosphäre auf. Man weiß sofort, dass da etwas nicht stimmen kann und obgleich man in den Satansmessen etwas mehr Horroflair hätte reinbringen können, kann man dem Film keinen Vorwurf daraus machen. Mit Horror hat dieses Genre nämlich wenig zu tun. Die eingeworfenen Erotik Szenen haben einen leichten De Sade Charme, und geben nochmal extra Würze in die Suppe. Erfreulicherweise verliert sich Franco - im Gegensatz zu einigen seiner anderen Werken - nicht heillos darin, sondern liefert in erster Linie eine packende Handlung ab.
Natürlich gibt es auch hier einige Szenen, welche vor Overacting nur so strotzen oder durch hölzerne Dialoge "glänzen", doch das macht einfach den Charme solcher Filme aus. Wichtiger finde ich an der Stelle, dass der Film konsequent zu unterhalten weiß und das, obwohl es objektiv betrachtet bessere Nunsploitation Filme gibt als ihn. Splatterszenen braucht hier auch keiner erwarten, denn obgleich es einige Härten gibt, sind die Effekte heutzutage derart veraltet, dass das keinen Mensch mehr interessiert.
"Liebesbriefe einer Portugiesischen Nonne" ist mit Sicherheit nicht Francos Meisterwerk und objektiv gesehen auch weit weg von perfekt. Aber obwohl solche Filme nicht mein normales Jagdgebiet sind, hat mich dieser hier prächtig unterhalten. Ein atmosphärisches Filmchen, welches trotz seiner 90 Minuten sehr kurzweilig daherkommt und seine ganz eigentümliche Stimmung hat.