Kalla Malla
Nachdem H.G. Lewis nach gefühlten hundert Jahren, mit seiner Fortsezung zu "Blood Feast" 2002 seine Rückkehr auf den Regiestuhl feierte, wurde es erstmal wieder ruhig um den "Godfather Of Gore". Kein Wunder eigentlich, denn der Gute geht inzwischen auch schon auf die 90 zu, aber sprüht trotzdem in Interviews oder Behind The Scenes nur so vor Lebensfreude. Eines ist sicher: Hershell Gordon Lewis ist mit Sicherheit der coolste Großvater der Welt!
Mit "The Uh-Oh Show" lieferte er 2011 seine bisher letzte Regiearbeit ab und irgendwie zweifle ich auch daran, dass noch weitere folgen werden. Nachdem sein Kickstarter Projekt zu "Zombificador" gescheitert ist, wurde es nämlich erneut sehr ruhig um den sympathischen Splatter-Senior.
"The Uh-Oh Show" ist eine Game Show, in der Kandidaten für Falschantworten Körperteile amputiert werden. Während die Konsumenten allerdings glauben, es würde sich bei der Show um Fakes handeln, bzw. gesagt bekommen, den Opfern wird danach medizinische Hilfe angeboten, macht sich eine Reporterin auf, die Wahrheit herauszufinden. Nicht zuletzt deswegen, weil ihr ständig besoffener Freund, vor ein paar Tagen bei der Gameshow war und seitdem nichtmehr aufgekreuzt ist.
Das Alles klingt zunächst einmal halbwegs seriös, allerdings schaut sich der Film mehr wie eine Tromaproduktion, als tatsächlich ernstzunehmenden Horrorfilm. In den ersten 20 Minuten fühlt sich "The Uh-Oh Show" wie ein Trip an, denn die Show wird wie eine kunterbunte und völlig überdrehte Kirmes aufgezogen. Das ist anstrengend für den Zuschauer, aber versprüht doch irgendwie einen eigenen Charme.
Die Effekte, übrigens aus der Schmiede von Marcus Koch, besser bekannt als Regisseur von "100 Tears" oder Special FX Guru bei "Nikos The Impaler" oder "American Guinea Pig - Bouquet Of Guts And Gore", sind schlecht und billig ohne Ende. Allerdings muss man nicht lange herumraten und darauf zu kommen, dass das natürlich Absicht war. Hershell Gordon Lewis Splatterszenen sehen seit jeher auf, wie aufgelegte Steaks oder abgekochte Spaghetti, wenn es um Innereien geht. Somit sind bewusst trashige und billig aussehende Amputationen jeglicher Art, Teil des gewünschten Stils des Filmes.
Wahrscheinlich war der Humor sowie die ganze Durchschaubarkeit auch der Anlass für die FSK, den Film ohne Schnittauflagen passieren zu lassen. Denn objektiv betrachtet, ist "The Uh-Oh Show" schon ein überaus blutiges Vergnügen, welches so nur selten in deutschen Händlerregalen frei rumstehen darf.
Letztendlich kommt aber auch der Punkt, wo die viel zu überdrehte Inszenierung allerdings ihren Reiz verliert und wortwörtlich eher zu Überreizung führt. Die knallbunten Farben, die trashige Ästhetik in jeder Einstellung, das Overacting, sowie die Tatsache, dass die Kandidaten bei den Schmerzen, die ihnen zugeführt werden, bloß lachen, strengt einfach an.
"The Uh-Oh Show" wird möglicherweise das letztes Filmwerk für Hershell Gordon Lewis sein (hoffen wir es mal nicht) und ist ein wirklich unterhaltsamer Film. Zu keiner Sekunde ernstzunehmen, wirklich blutig und völlig bescheuert von der Handlung. Allerdings ist irgendwann der Punkt erreicht, wo man sich wünscht, der Film hätte seine Ironie auch etwas dezenter einbauen können...