Kalla Malla
	
    Sam Dietz war bislang Officer bei der New Yorker Polizei. Jetzt ist er befördert worden und ist nun Detective in Los Angeles. Er und sein neuer Partner haben auch schon gleich einen Fall. Ein Psychopath ermordetet Leute immer nach dem gleichen Schema: Die Leute wohnen alle auf dem Sunset Boulevard, er ruft die Leute vorher an, um auszutesten, ob sie zu Hause sind und er hinterläßt bei der Leiche eine Telefonbuchseite mit einem Spruch für die Polizei. Irgendwann bekommt der Mörder mit, dass Dietz und sein Kollege hinter ihm her sind und er beschließt, zwei Ausnahmen zu machen und zwei Leute außerhalb des Sunset Boulevards umzubringen. Kein leichter Fall für Detective Dietz, der sich zudem mit seinem Partner, einem Cop der alten Schule, herumschlagen muss...
In den 80ern war Judd Nelson noch mit Filmen wie "The Breakfast Club" (1985) der Lederjacken-Rebell gegen das Establishment, Autoritätsfiguren und den Schulbetrieb. Hier nun ist aus dem Halbstarken endgültig ein ausgewachsener Irrer geworden, der es der Gesellschaft heimzahlt. Rückschlüsse über Erziehungsmethoden sollte man daraus aber nicht ziehen. Judd Nelson ist auch der Grund, warum man sich "Der Sunset-Killer" (Relentless) ansehen sollte, denn der zeigt hier sicher die beste Leistung seiner Karriere. Das Problem des Killers, um dessen Identität von Anfang an kein Geheimnis gemacht wird, liegt wieder mal in einer traumatischen Vergangenheit. Nelsons Papa war nämlich ein knallharter Cop, der seinen halbwüchsigen Sohn mit Schießübungen und Körperertüchtigung samt Prügelstrafe misshandelte. Heute versucht der Spross von einst, die Anerkennung seines (mittlerweile toten) Vaters zu erhalten, indem er ungestraft mordet und der Polizei Streiche spielt. Es sind gerade die grausamen Rückblenden in die verkorkste Kindheit, die den Film stellenweise beklemmend machen. Wenn der kleine Judd vom Vater eine Mega-Wumme in die Hand gedrückt bekommt und nach misslungenem Schussversuch auch noch Ohrfeigen kassiert, dann muss man unwillkürlich an jugendliche Amokläufer denken.
Ansonsten handelt es sich bei diesem Spät-Thriller der 80er um unterhaltsame, routinierte Kost. Regisseur William Lustig, der die Welt einst mit seinem Splatterfest "Maniac" (1980) schockte, hat sich nach dem schon harmloseren "Maniac Cop" (1988) hier voll und ganz dem Mainstream unterworfen und inszeniert straff und temporeich, aber ohne Handschrift. Zum Glück hat er gute Schauspieler an der Hand. Neben dem angsteinflößenden Nelson spielt Veteran Loggia gewohnt souverän den altersweisen Partner, Leo Rossi war nie sympathischer als hier (kurz zuvor hatte der eher auf Bösewichter abonnierte Rossi noch in "Angeklagt" die arme Jodie Foster auf dem Flipper vergewaltigt), und Meg Foster (die mit den komischen Augen ohne Pupillen) füllt ihre langweilige Rolle als Ehefrau von Rossi bewundernswert mit Leben. Ein junger, draufgängerischer Cop und ein älterer Kollege kurz vor der Pensionierung, die einen Serienkiller jagen, welcher schließlich ins Privatleben des Ermittlers eindringt und die Ehefrau mit dem Tod bedroht, das wurde später in David Finchers "Se7en" (1995) ungleich spektakulärer inszeniert.
Gerade in der ersten Hälfte aber läuft der "Sunset Killer" wie geschmiert, und die Szene, in der Judd Nelson nachts auf der Brüstung eines Hochhaus-Daches joggt, ist für alle Akrophobiker wie mich ein absoluter Alptraum. William Lustig zog sich kurz später als Regisseur aus dem Geschäft zurück und produzierte Dokus für das DVD-Label 'Anchor Bay', bevor er sein eigenes Label 'Blue Underground" gründete, mit dem er sich bis heute um die Veröffentlichung gesuchter Kultfilme, vorwiegend aus dem Horror-Bereich, kümmert. Gut gemacht!