Kalla Malla
Ein 100 Kilometer großer Asteroid mit dem eigentlich harmlos klingenden Namen »Matilda« ist auf Kollisionskurs mit der Erde, und die Katastrophe, die in geschätzt drei Wochen die Menschheit auslöschen wird, ist nicht mehr abwendbar. Diese Nachricht gibt der angeschlagenen Ehe des Versicherungsvertreters Dodge (Steve Carell) den Rest, dessen Frau Linda (Nancy Carell) ihn umgehend verlässt.
Um in herum geht bald alles drunter und drüber, in seiner Firma bietet sich eine ungeahnte Karrierechance, Dodge versucht sich umzubringen, doch das geht schief. Zuhause erhält er von seiner Nachbarin Penny (Keira Knightley) mit erheblicher Verzögerung einen Brief von Olivia, seiner High-School-Liebe, die er dann aber aus den Augen verloren hatte. Er beschließt sie in den verbleibenden Tagen aufzusuchen und tut sich mit Penny zusammen, die unbedingt noch einmal ihre Familie in England wiedersehen will.
Hastig brechen sie auf, gerade als in ihrem Wohnviertel gewalttätige Unruhen eskalieren. Als ihnen der Sprit ausgeht, nimmt sie ein hilfsbereiter Trucker (William Petersen) mit, doch die Fahrt währt nur kurz. Denn während einer Rast wird er erschossen - von einem Killer, den er selbst beauftragt hat, um dem bevorstehenden Asteroiden-Einschlag zu entgehen. Dodge und Penny setzen ihre turbulente Reise alleine fort und kommen sich dabei allmählich näher...
Der Gedanke, dass unser Dasein jederzeit durch eine höhere Macht beendet werden könnte, scheint auch in unserem vermeintlich aufgeklärten Zeitalter noch eine gewisse Anziehungskraft zu verströmen. Ein Thema, das in der Geschichte des Kinos eine noch stärkere Rezeption erfuhr, ist die – gleichermaßen unsterbliche – Liebe. Eigentlich also gar keine schlechte Idee, beides in einem Film zu kombinieren.
Ob in Gotteshäusern oder Lichtspieltheatern - das Ende der Welt hat von jeher schon für gutgefüllte Sitzreihen gesorgt. Michael Bays prototypischer Blockbuster »Armageddon – Das jüngste Gericht« (»Armageddon«, 1998) bis hin zu Lars von Triers mystisch aufgeladenem »Melancholia« (2011) sind ein gutes Beispiel dafür. Die Annahme, dass unser jetztiges Leben durch eine höhere Macht beendet werden könnte, scheint auch in unserem vermeintlich aufgeklärten Zeitalter noch eine gewisse Anziehungskraft zu verströmen. Ein Thema, das in der Geschichte des Kinos eine noch stärkere Rezeption erfuhr, ist die – gleichermaßen unsterbliche – Liebe. Eigentlich also gar keine schlechte Idee, beides in einem Film zu kombinieren.
Zumindest am Anfang des Films schlägt Regisseurin und Drehbuchautorin Lorena Scafaria aus dem Sujet schwarzhumorige Funken und zeigt, wie sich der Alltag der Menschen im Angesicht des Weltuntergangs in einen einzigen Slapstick verwandelt. So fährt Dodge weiterhin zur Arbeit und verkauft Versicherungen gegen die Apokalypse, derweil andere Menschen dem puren Hedonismus verfallen, sich von Auftragsmördern erschießen lassen oder ihre Jungfräulichkeit öffentlich per Aushang feilbieten.
Dabei hangelt sich der Film zunächst von Szene zu Szene, die für sich genommen durchaus Unterhaltungswert haben. Neben einer Begegnung mit einem seltsamen Trucker oder einem trotz des Weltuntergangs pflichtbewussten Polizisten sticht besonders eine Szene in einem Diner-Restaurant hervor, in dem das komplette Personal auf Ecstasy zu sein scheint und Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt seine schrillsten Momente hat. Doch nach etwa der Hälfte der Spielzeit wirkt es so, als ob der Regisseurin die Ideen ausgegangen wären, und die Handlung bewegt sich in Richtung einer klischeebeladenen Romantic Comedy. Auch wenn sich Knightley und Carell alle Mühe geben, entsteht zwischen ihren Figuren kein glaubhaftes Knistern. Während des ganzen Films ändert sich wenig an der fast gleichgültigen Art, mit der die beiden ihren Roadtrip bestreiten. Von gelegentlichen Krisen und versöhnlichen Momenten einmal abgesehen, fehlen einfach die Emotionen, die angesichts des drohenden Endes angebracht wären.
Hinzu kommt, dass es Lorene Scafaria als Drehbuchautorin zwar gelingt, unterhaltsame Episoden zu erschaffen, sie diese als Regisseurin jedoch nicht schlüssig verbinden kann. So hätte der Kontrast von der von Unruhen geschüttelten Metropole zur seltsam entvölkerten Vorstadt, in der nach wie vor der Rasen gemäht wird, ein ironischer Kommentar auf bürgerliche Spießigkeiten sein können. Allerdings bleiben Pointen wie diese vom Gesamtbild des Films isolierte Lacher, die untereinander im Drehbuch keine Brücken schlagen.
Grundsätzlich lässt sich nichts daran aussetzen, dass die Beziehung von Dodge und Penny in der zweiten Filmhälfte in den Vordergrund gestellt wird. Allerdings geschieht das wenig schlüssig. Nicht nur hat »Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt« wenig mit der vom Trailer beworbenen Endzeit-Comedy zu tun, der Film kann sich überhaupt nicht entscheiden, was er sein will und verharrt zu sehr bei Oberflächlichkeiten – wie etwa dem erwähnten Hund, der als pelziger Putzigkeitsgarant süß zwischen Fahrer- und Beifahrersitz in die Kamera blickt und ansonsten absolut keine Funktion einnimmt. Die Apokalypse auf der einen Seite und die Lovestory auf der anderen könnten eigentlich eine gute Grundlage für einen interessanten Film bieten. Stattdessen weiß man nicht, welcher Aspekt zuerst da war und welcher den anderen ausschmücken soll, und bekommt das Gefühl, dass auch die Regisseurin diese Frage nicht beantworten kann.
Fazit: Man tut sich oft schwer bei der Einteilung von Filmen in Genres. Nicht jeder Film lässt sich mal eben als Komödie, Drama oder Thriller betiteln und so greift man als Kritiker dann schon mal verzweifelt zu solchen Konstruktionen wie »Sci-Fi-Liebesdrama« oder »Horror-Roadmovie-Satire«. Ganz und gar aufgeschmissen ist man aber, wenn die Macher des Films scheinbar selbst keine Ahnung haben, was sie da produzieren. »Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt« mag viele nette Ansätze haben, leidet aber stark darunter, dass ohne Gespür Elemente aus einer schwarzen Komödie mit tiefsinnigem Drama und belanglosen Standard-RomCom-Bausteinen vermischt werden. Dazu kommt noch ein stellenweise eher befremdlicher als überzeugender Auftritt von Keira Knightly und so reicht die vielversprechende Grundkonstruktion am Ende leider nicht für einen wirklich überzeugenden Film aus.