Kalla Malla
Nachdem die Familie des Polizisten Frank Castle vor mehreren Jahren brutal von einem Verbrechersyndikat getötet wurde, ließ dieser seine Vergangenheit zurück und flüchtete sich totgeglaubt in den Untergrund. Von einem Versteck in der Kanalisation aus übt Castle als der "Punisher" von diesem Zeitpunkt unbarmherzige Vergeltung an den Verbrechern der Stadt, so dass nach 5 Jahren mehr als 125 Morde auf sein Konto gehen. Obgleich der selbsternannte Rächer der Polizei schon längst ein Dorn im Auge ist, konnte er in all den Jahren weder ausfindig gemacht, noch identifiziert werden. Einzig Castles ehemaliger Partner Jake Berkowitz ahnt, wer hinter den zahlreich verübten Morden steckt, doch auch er ist bezüglich des Aufenthaltsortes seines Freundes ratlos. Die lokalen Unterweltbosse befinden sich derweil im Kleinkrieg gegen die japanische Yakuza, welche ihr Herrschaftsgebiet auf amerikanischen Boden ausweiten will und zu diesem Zweck auch vor drastischen Methoden nicht zurückschreckt. So lässt die von der skrupellosen Lady Tanaka angeführte Organisation kurzerhand die Kinder der ansässigen Mafia-Oberhäupter entführen und droht, diese zu töten, wenn ihren Forderungen nicht Folge geleistet wird. Dies ruft den Punisher auf den Plan, der sich der Yakuza mit eiserner Härte und bleihaltigen Argumenten entgegenstellt, um das Leben der Kinder zu retten. Unterstützung erhält er dabei mit Gianni Franco ausgerechnet von dem Mann, der seine Familie auf dem Gewissen hat...
Die Welt hat in den letzten Jahren einen regelrechten Boom an Comicverfilmungen jedweden Produktionsniveaus und Bekanntheitsgrades erlebt. Alles, was sich einigermaßen vernünftig umsetzen ließ, wurde von Hollywood konsequent auf die Leinwand gebracht und noch immer dauert die Produktion neuer Superhelden-Adaptionen fleißig an. So war es im Grunde auch nur eine Frage der Zeit, bis irgendwann die düsteren und gehaltvollen Comics um den vielschichtigen Charakter des Punishers das Interesse findiger Produzenten wecken würde. Im Jahr 2004 war es dann schließlich so weit und eine prominent besetzte Adaption der kontroversen Selbstjustiz-Thematik kam unter der Regie von Jonathan Hensleigh auf die große Leinwand, um im Jahr 2008 mit Punisher: War Zone schließlich die erste Fortsetzung nach sich zu ziehen. Trotz der Popularität dieser Umsetzungen dürfte sich dem Wissen der meisten jedoch die Tatsache entziehen, dass der Punisher bereits im Jahr 1989 und somit schon lange vor der unübersichtlich großen Welle an Comic-Adaptionen sein actionreiches Leinwandebut feierte. Mark Goldblatt (Dead Heat) inszenierte die erste Verfilmung der von Marvel herausgebrachten Comics als blutigen und bleireichen Action-Nobrainer in der Tradition des brachialen 80er-Jahre-Genrekinos, der von einer eingeschworenen Fangemeinde bis heute in Ehren gehalten wird. Hauptsächlich dürfte dies wohl der kultverdächtigen Besetzung des Punishers zugrunde liegen, der hier von keinem geringeren als dem schwedischen Haudrauf-Hünen Dolph Lundgren verkörpert wurde, welcher den ganz speziellen Charme dieses bleihaltigen Actionvehikels formvollendet unterstreicht.
Auch heute noch ist The Punisher ein unterhaltsamer Actioner, der sich dem Zahn der Zeit allerdings nicht gänzlich entziehen konnte und so mit einigen unfreiwillig komischen Aspekten aufwartet. Dies beginnt ganz zu Beginn bereits bei den gewöhnungsbedürftigen Opening-Credits im altersschwachen Tatort-Stil und zieht sich dann in Form von überzeichneten Charakteren, dämlichen Dialogen oder ähnlichen Eigenwilligkeiten am Rande des Herzversagens durch den gesamten Film. Bei einem Budget von 10 Millionen Dollar für weniger als einem Drittel des im selben Jahr erschienen Batman in Szene gesetzt, wirkt The Punisher aus heutiger Sicht wie ein beinahe trashiges B-Movie, das mit seinem exorbitanten Ausmaß an überspitzter Gewalt, dem allgegenwärtigen Overacting der Schauspieler oder einer hauchdünnen Story weitaus weniger ernst genommen werden kann, als dies bei einer fast gänzlich ohne augenzwinkernde Ironie daherkommenden Inszenierung vermutlich beabsichtigt war. Auch bei eingeschworenen Fans der Vorlage dürfte es der 89er-Punisher in so mancher Hinsicht schwer haben, mussten doch aufgrund diverser Einwände aus dem Hause Marvel einige Parallelen zu den Comics aus dem Weg geräumt werden. Nicht einmal der obligatorische Totenkopf des Punishers hat es aus diesem Grund in den fertigen Film geschafft, doch ein gewisser Wiederkennungswert ist auch in abgeänderter Form noch vorhanden, zumal The Punisher auch als eigenständiger und vorlagenfreier Actioner noch solide funktionieren würde. Die einzelnen Kritikpunkte fallen dabei so umfangreich wie absehbar aus: Der auf 89 Minuten komprimierten Story geht beinahe jedweder Tiefgang abhanden, so dass die inneren Dämonen der Hauptfigur lediglich am Rande durch albtraumhafte Flashbacks oder wiederholte Gespräche mit Gott umrissen werden, wodurch der Punisher in dieser Adaption beinahe den Eindruck eines Wahnsinnigen macht, was dann auch von Dolph Lundgren's durchgehend lethargisch-leblosem Blick nicht gerade revidiert wird.
Die Story ist derweil quasi nichtexistent und liefert onehin nur die nötigen Eckpfeiler für eine möglichst hohe Summe an actionreichen Kampf- und Ballerszenarios, was einem pausenlosen Unterhaltungswert demnach keinen Abbruch tut, einer durchgehenden Dramaturgie aber nicht sonderlich zuträglich ist. Ohne nennenswerten Anspruch auf Charakterentwicklung, Plausibilität oder gar Spannung hangelt sich The Punisher somit von einem Schauwert zum nächsten und lässt die weder zu kurz noch zu lang bemessene Laufzeit zügig vergehen, ohne in dieser Zeit auch nur ansatzweise Akzente setzen zu können. Aus der potentiell vielschichtigen Figur des Punishers hätte man zweifellos mehr herausholen können als einen desillusionierten Rächer mit schwerer Lederkluft und fetter Harley, der mit regloser Miene alles ummäht, was ihm vors breit gefächerte Waffenarsenal läuft. Über 60 Kills Onscreen lassen dabei zwar keine Langeweile aufkommen, wissen aber auch eine gewisse Monotonie nicht zu verhindern, die sich mit einer besser herausgearbeiteten Atmosphäre oder gar einem dezenten Sinn für Humor sicherlich hätte vermeiden lassen. Der Film ist somit nichts anderes als erwartungsgemäß plumpes Futter für Fans satter 80er-Action, die hier allerdings auch nichts übermäßig Spektakuläres geboten bekommen. Sicherlich, die Kämpfe sind ordentlich choreographiert, die Morde blutig und die Explosionen hübsch anzusehen, doch hat man das auch zur damaligen Zeit alles schon umfangreicher gesehen, zumal es hier gerade auch den Shootouts merklich an der nötigen Intensität fehlt. Schauspieltechnisch steht und fällt The Punisher indessen natürlich mit seinem kolossalen Hauptdarsteller, der hier mit schwarz eingefärbten Haaren und dem durchgehend gleichen, grimmigen Gesichtsausdruck keinesfalls fehlbesetzt wirkt. Dolph Lundgren, der seit Beginn seiner Schauspielerkarriere noch nie mit sonderlich anspruchsvollen Rollen assoziiert wurde, kommt hier wunderbar mit seinen nur begrenzt vorhandenen, darstellerischen Fähigkeiten zurecht und stellt die eindrucksvoll physische Präsenz seiner Figur stets über dessen innere Zerissenheit. An Lundgrens Seite agieren weiterhin noch ein souveräner Louis Gossett Jr. als zerrütteter Polizist, sowie ein herrlich fieser Jeroen Krabbé als Mörder von Castles Familie, der sich zur Rettung seines Kindes die Unterstützung seines Erzfeindes erpresst. Schon weniger überzeugend sieht es da in den Nebenrollen aus, die zu großen Teilen nicht von einem für das damalige Genre üblichen Overacting verschont wurden.
Fazit: The Punisher präsentiert sich insgesamt somit als durchaus unterhaltsames Actionkino seiner Zeit, dem der Charme seiner Vorlage jedoch trotz einem comichaft überzeichneten Hang zur Brutalität zu großen Teilen verloren geht und der die erheblichen Schwächen seines Drehbuches nicht durchgehend mit brachialer Action zu kompensieren weiß. Das größte Plus des in Deutschland seit jeher zumeist stark geschnittenen Filmes ist ein überaus gut aufgelegter Dolph Lundgren in der Blütezeit seiner Karriere, der als knallharter Rächer eine gute, wenn auch sehr oberflächliche Figur macht. Summa Summarum stellt das erste Leinwandabenteuer des Punishers aufgrund einiger Altersschwächen und seinem Hang für trashige B-Movie-Anleihen zum heutigen Zeitpunkt kein Pflichtprogramm mehr dar, dürfte Freunden des liebenswert übertriebenen 80er-Actionkinos dennoch eine charmante, kleine Zeitreise und grundsolide Unterhaltung bieten.