Kalla Malla
Washington, Juni 1972. Der Wahlkampf zu den amerikanischen Präsidentschaftswahlen läuft auf Hochtouren. Die Demokraten schicken George McGovern gegen den amtierenden Präsidenten Richard Nixon ins Rennen. In dieser heißen Phase verhaftet die Polizei im Watergate-Gebäudekomplex, in dem sich das Hauptquartier der Demokraten befindet, eine Gruppe von Einbrechern. Die beiden Reporter Bob Woodward (Robert Redford) und Carl Bernstein (Dustin Hoffman) von der Washington Post werden auf diesen scheinbar harmlosen Fall angesetzt. Bei ihren Recherchen stoßen sie jedoch auf Misstrauen und Schweigen. Schließlich führt eine heiße Spur direkt ins Weiße Haus. Damit beginnt eines der dramatischsten und folgenschwersten Kapitel in der Geschichte der USA. Die beiden jungen Reporter decken auf, dass Mitarbeiter des Weißen Hauses das Wahlkampfbüro der oppositionellen Demokratischen Partei abhören wollten. Der nach diesen Ereignissen benannte »Watergate Skandal« führt schließlich zum Rücktritt von US-Präsident Nixon und gehört zu den dunkelsten Kapiteln der amerikanischen Politgeschichte.
Das waren noch Zeiten, als Filme wie »Die Unbestechlichen« (»All the President's Men«) zur Regel, nicht zur Ausnahme gehörten.
Obwohl absolutes Mainstream-Kino, verweigert Alan J. Pakula in seiner Aufarbeitung des Watergate-Skandals von 1976 jede Art der oberflächlichen Dramaturgie und Spannungserzeugung. Minutiös zeichnet er die Recherche der beiden Journalisten Woodward und Bernstein nach. Ohne Verfolgungsjagden, traumatische Kindheitserfahrungen der Figuren und finale Schusswechsel entwickelt er rein über die Besessenheit und den Willen der Reporter, die Hintergründe des Watergate-Skandals zu verstehen und zu enthüllen, eine unglaubliche Spannung, die trotz vieler, vieler Dialogszenen den Zuschauer konstant in Atem hält.
Das Komplott, dass aufgedeckt wird und weltweit für Schlagzeilen sorgte, ist logischerweise längst bekannt - und genauso der Ausgang. Wie es zur Entdeckung des ganzen Ausmasses dieses Riesen-Komplotts kommt, erzählt Regisseur Alan J. Pakula in fast schon monoton, nüchtern und vielfach düster wirkenden Bildern. So baut sich die Spannung langsam aber stetig auf, und auch wenn die grossen Überraschungen schlussendlich ausbleiben, wirkt »Die Unbestechlichen« überaus packend - trotz einiger langatmig wirkender Sequenzen und einem Filmende, das man vielleicht etwas eleganter oder aufschlussreicher hätte gestalten können.
Redford und Hoffman spielen sehr subtil und ohne jede Efekthascherei oder Eitelkeit ihre Rollen. Im Vordergrund - und das sollte eben die Kür des Polit-Thrillers sein - steht das Thema, der Skandal, der eine ganze Nation bis ins Mark erschütterte und heute so aktuell ist wie damals.
Bernsteins und Woodwards Buch auf der Grundlage ihrer Artikel in der »Washington Post« wurde für »All the President’s Men« von Alan J. Pakula nur wenig verändert. Der acht Millionen Dollar teure Film spielte allein in den USA 70 Millionen Dollar ein. Unter anderem wurde »Die Unbestechlichen« für acht Oscars, vier Golden Globes und zehn British Academy Film Awards nominiert und ging bei der Oscarverleihung 1977 in vier Oscar-Kategorien als Sieger hervor. Ende 2010 wurde der Film in das National Film Registry der US-Kongressbibliothek aufgenommen. Die Begründung: Es sei das seltene Beispiel, dass ein Bucherfolg in einen Kinohit und ein Kulturphänomen übertragen wurde.
Fazit: Auch wenn »Die Unbestechlichen« heute etwas angestaubt wirkt und sich nicht ganz so zeitlos gestaltet wie (wenige) andere Werke aus dieser Zeit, bleibt Pakulas Inszenierung ein Must-See-Titel der unterhaltsam, aber geschichtlich weitgehend akkurat auf eines des wichtigsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts eingeht.