Kalla Malla
Julius Benedict (Arnold Schwarzenegger) ist das Resultat eines streng geheimen Projekts der Regierung. Aus den Erbanlagen von sechs Männern, die in ihrer Weise allesamt makellos waren, sollte der durch und durch perfekte Mensch entstehen. Die wunderschöne, charismatische und intelligente Mary Ann Benedict (Heather Graham) wurde dazu auserwählt, das Kind auf die Welt zu bringen. Nach der Geburt machte man ihr weiß, dass ihr Sohn gestorben sei und brachte ihn auf eine abgeschiedene Insel, wo er unter der Obhut eines Wissenschaftlers aufwuchs. Die Rechnung der Regierung ging auf, denn aus Julius wurde ein rundum perfekter Mensch: Adonisfigur, gebildet, hochintelligent. Nach drei Jahrzehnten eröffnet ihm der Wissenschaflter, dass er einen Bruder, genauer gesagt einen Zwilling hätte. Julius kann sein Glück kaum fassen und verlässt zum ersten Mal im Leben die Insel, um sich auf die Suche nach seinem Bruder zu machen.
Dieser lebt in der Großstadt, wo Julius nicht lange nach ihm suchen muss. Vincent Benedict (Danny DeVito) sitzt wegen dutzenden nicht bezahlten Strafzetteln mal wieder im Knast und hat auch sonst nicht all zu viele Gemeinsamkeiten mit dem etwas naiven und gutgläubigen Julius. Er ist klein, dick, egoistisch, und nutzt die Menschen in seinem Umfeld schamlos zu seinem eigenen Wohl aus. Diese Erfahrung muss auch Julius machen, der die Kaution für Vincent bezahlt, anschließend aber einfach von diesem stehengelassen wird. Vincent hat zur Zeit wieder einmal Probleme mit Geldeintreibern und diversen Gangstern und glaubt seinem angeblichen Bruder natürlich kein Wort. Als ihm allerdings ein brutaler Schläger auflauert, ist Julius wieder zur rechten Zeit parat und kann diesen problemlos in die Flucht schlagen. Vincent ist von den Kampffähigkeiten Julius' begeistert und beschließt, dessen Aufdringlichkeit so lange zu dulden, wie er auf seinen Schutz angewiesen ist. Mit der Zeit verstehen sich die Beiden trotz unzähliger Unterschiede immer besser und irgendwann schafft es Julius sogar, Vincent davon zu überzeugen, dass sie Brüder sind. Von Gangstern verfolgt und in Begleitung der hübschen Mason-Schwestern Marnie (Kelly Preston) und Linda (Chloe Webb) begeben sie sich auf die Suche nach ihrer gemeinsamen Mutter (Bonnie Bartlett). Doch Vincet verfolgt derweil noch einen eigenen Plan...
Der heutige Gouverneur von Kalifornien, der Österreicher Arnold Schwarzenegger, gehört mit Sicherheit zu den größten Filmstars unserer Zeit. Es gibt kaum jemanden, der den Mann mit den ehemals unglaublichen Muskelbergen nicht kennt, viele seiner Filme sorgten für überdimensionale Einspiele und werden schon heute als Klassiker gehandelt. Nachdem der Steiermarker erstmals durch die "Conan" Filme und natürlich durch "Terminator" von sich reden machte, konnte er sich in den Folgejahren durch Titel wie "Der City-Hai", "Phantom Kommando", "Predator" und "Running Man" so richtig im Actiongenre etablieren. Scheinbar war das dem ehemaligen Mr. Universum aber nicht genug, da er 1988 den Wunsch verspürte, in einer Komödie mitzuwirken. Dadurch wollte er der Welt beweisen, dass er nicht nur der große Muskelberg, sondern auch ein ernstzunehmender Schauspieler ist. Das Resultat war die Komödie "Twins", die unter der Regie von Ivan Reitman entstand, der auch schon "Ghostbusters" verwirklichte. Scheinbar haben sich die Beiden sehr gut verstanden, da in den kommenden Jahren noch weitere Komödien folgen sollten: "Der Kindergarten-Cop" und "Junior".
Alleine die Grundidee des Films "Twins" ist schon so gelungen, dass sie einfach nur funktionieren kann. Arnold Schwarzenegger und Danny DeVito, zwei Schauspieler, wie sie verschiedener nicht sein könnten, verkörpern zwei nicht nur optisch äußerst ungleiche Zwillinge, was für reichlich Turbulenzen sorgt. In der ersten Hälfte führt "Twins" die beiden Hauptprotagonisten Julius und Vincent ein, was in beiden Fällen gelungen ist. Besonders der Charakter von Julius darf dabei für einige Lacher sorgen, da der naive Gutmensch sein ganzes Leben auf einer fast menschenleeren Insel allein mit ein paar wenigen Freunden verbracht hat und nun erstmals die restliche Welt erleben darf. Natürlich landet er dabei prompt in einer Großstadt, wo er an Kriminelle und weitere unseriöse Gestalten gerät, die er in seiner Gutmütigkeit natürlich nicht einschätzen kann, so sind immer wieder lustige Verwicklungen garantiert. Man muss dabei schon sagen, dass sich Schwarzenegger in dieser Rolle selbst etwas zum Affen macht, aber gerade das macht seine Darstellung noch symphatischer.
Danny DeVito hingegen schlüpft in eine Rolle, die ihm wie auf den Leib geschrieben zu sein scheint. Als kleiner Giftzwerg, der alle anderen Menschen ausnutzt und sich durch kleinere Gaunereien über Wasser hält, spielt er eine für ihn typische Rolle, die ihn durch seine charismatische Art aber nicht wie einen Fiesling wirken lässt. Er lügt und betrügt, wo es nur geht, bekommt aber durch den naiven und gutmütigen Julius erstmals mit, was Freundschaft bedeutet. Alleine schon das gegensätzliche, optische Erscheinungsbild der Beiden ist immer wieder sehr amüsant, aber natürlich wurde "Twins" auch von dem abgesehen durch viele lustige Stellen bereichert. Schwarzenegger's erste Fahrt in einem Auto, bei der er plötzlich versehentlich auf zwei Rädern fährt und dabei auf seine typische, unverkennbare Art lacht, ist urkomisch, ebenso wie seine erste Begegnung mit einem Pornoheft ("Ich wusste garnicht dass es Magazine mit so vielen nackten Frauenpopos gibt"). Schwarzenegger's tölpelhaftes und gutgläubiges Verhalten zusammen mit DeVito's hinterlistiger und egozentrischer Art bilden das perfekte Gespann für 102 Minuten Unterhaltung, die zu keinem einzigen Zeitpunkt langweilig werden.
Wie es sich für eine ordentliche Actionkomödie gehört, bietet der Film zum Schluss auch ein paar Waffen und rasantere Szenen, diese dominieren aber zu keinem Zeitpunkt, sondern sorgen nur für einen gelungenen und spannenden Showdown. Zuvor kombiniert "Twins" viele unterschiedliche Handlungsstränge, die von Ivan Reitman gekonnt zusammengeführt wurden. Julius' zarte Liebesbeziehung mit der hübschen Marnie, deren Schwester Linda sich regelmäßig von Vincent ausnutzen lässt, bildet dabei nur einen kleinen Teil. Ebenso behandelt der Film die Suche der beiden Brüder nach ihrer Mutter und gleichso ihrem gemeinsamen Ursprung. Der Film ist dabei flott, temporeich und humorvoll inszeniert und hat sein Ziel, als Komödie für die ganze Familie durchzugehen, somit erreicht. Auch die Schauspieler überzeugen in ihren Rollen ausnahmslos, allen voran natürlich Schwarzenegger und DeVito. Es soll ja durchaus Leute geben, die mit Arnie's "Schauspielkunst" nichts anfangen können, was durchaus nachvollziehbar ist. Der beste Mime war der Österreicher noch nie, dadurch steckt er alleine schon durch sein Charisma viele andere Akteure locker in die Tasche. Die Nebendarsteller verblassen neben den großartigen Hauptakteuren allesamt etwas, was aber verschmerzbar ist, da sich die Handlung über weite Strecken auch nur auf die Beiden konzentriert.
Fazit: Mit "Twins" entstand 1988 eine unterhaltsame Gute-Laune Komödie, die den Actionstar Arnold Schwarzenegger mal von einem anderen Blickwinkel zeigt und somit beweist, dass dieser auch in der Lage ist, humorvolle Rollen zu spielen. In seinen 102 Minuten kommt der Streifen dank einer abwechslungsreichen Handlung ohne Durchhänger daher und bietet dank vielen lustigen Momenten für jeden etwas. Natürlich ist "Twins" dabei zu keinem Zeitpunkt mehr als eben "nur" eine weitgehend anspruchslose Komödie für die ganze Familie, doch gerade das spricht auch für ihn. Wer die Darsteller mag und derartige Filme gerne sieht, kommt um "Twins" nicht herum.
