Kalla Malla
Die beiden Rucksacktouristinnen Kristy (Kestie Morassi) und Liz (Cassandra Magrath) machen sich gemeinsam mit ihrem Kumpel Ben (Nathan Phillips) zu einem Autotrip quer durch das australische Outback auf. Harmonie bestimmt die Fahrt, obwohl es dann und wann mal zu kleinen, bedeutungslosen Streitereien zwischen den Mädchen kommt, wer von ihnen denn nun Ben für sich beanspruchen darf. Auf ihrem Weg nach Sydney lernt das Gespann die wunderschöne Landschaft Australien's kennen, jedoch leider auch seine unbequemeren Seiten. In einer Bar können die Drei knapp einer Auseinandersetzung mit einigen betrunkenen Rednecks entgehen, lassen sich von diesem Ereignis jedoch nicht die Laune verderben.
Kurz darauf ereichen Liz, Kristy und Ben eine nationale Sehenswürdigkeit: Den Wolf Creek, einen riesigen Meteoritenkrater. Blöderweise will ihnen am Wolf Creek der Wagen nicht mehr anspringen, weshalb sie beschließen, die kommende Nacht kurzerhand im Auto zu verbringen. Gesagt, getan. Gerade als die Drei sich zur Ruhe legen wollen, taucht wie aus dem Nichts ein großer Geländewagen auf, dessen humorvoller, wenn auch etwas merkwürdiger Fahrer sich als Mick Taylor (John Jarratt) vorstellt und dem Trio vorschlägt, ihren Wagen abzuschleppen um ihn bei sich zu Hause zu reparieren. Dankbar nehmen die Drei das Angebot an, ohne zu ahnen, in welche Hölle sie sich damit begeben. Kaum in seiner Werkstatt angekommen, zeigt Mick sein wahres Gesicht, fesselt Ben, Liz und Kristy und terrorisiert sie aufs Grausamste..
Regie-Newcomer Greg McLean lieferte mit "Wolf Creek" sein Spielfilmdebut ab und schaffte es damit, gleich vielerorts von sich reden zu machen. Vor allem in Australien erhielt McLean mehr Aufmerksamkeit, als ihm vermutlich lieb war, denn während den Dreharbeiten zu "Wolf Creek" gab es immer wieder mal Proteste von Australiern, die sich mit der im Film befassten Thematik nicht anfreunden konnten. So behauptet "Wolf Creek" nämlich, auf wahren Begebenheiten zu beruhen, was insofern schonmal richtig ist, dass in Australien Jahr für Jahr 30.000 Menschen verschwinden. Zwar tauchen viele von ihnen wieder auf, doch einige werden nie wieder gesehen und so ist es nicht verwunderlich, dass man in Australien nicht gerade erfreut auf eine Verfilmung dieses Stoffes reagiert. Nichtsdestotrotz wurde der Streifen letztendlich doch noch zum Erfolg und konnte sich im Ausland insbesondere durch das erfolgreiche Aufführen auf zahlreichen Festivals einen Namen machen.
Ich wusste im Voraus nur sehr ungenau, was denn auf mich zukommen würde. Da ich mir die Spannung nicht verderben wollte, las ich nämlich nur das Nötigste und erwartete somit eine Mischung aus "Hostel" und "The Hills Have Eyes". Und obwohl "Wolf Creek" letzten Endes kein kompletter Reinfall war, muss ich doch sagen, dass er meinen Erwartungen nicht ganz standhalten konnte. Dies hat mit Sicherheit unterschiedliche Gründe, doch als erstes würde mir da spontan die viel zu lange Einleitung einfallen, die irgendwann nur noch anödet. Wenn ich mich recht erinnere, benötigte "Wolf Creek" weit mehr als eine halbe Stunde, bis er überhaupt mal eine Andeutung von Horror zeigte, alle Szenen zuvor zeigen uns lediglich die drei Freunde Ben, Liz und Kristey auf ihrer Autofahrt. Klar, dass eine lange Einleitung nicht immer etwas Negatives sein muss, wissen wir spätestens seit "Hostel", doch im Gegensatz zu Eli Roth schafft es Greg McLean leider nicht, während dieser spannungslosen Phase so etwas wie Atmosphäre aufkommen zu lassen. Während sich in "Hostel" das Grauen langsam anbahnte, lässt es sich hier zuerst gar nicht blicken, weshalb "Wolf Creek" zu 50% ein pures Roadmovie ist.
Ein Stück weit muss ich den schleppenden Anfang jedoch auch verteidigen, denn visuell betrachtet, wird einem einiges geboten. Das Outback Australien's wurde in faszinierenden Bildern festgehalten, bei deren Anblick man nur noch ehrfurchtsvoll erstaunen kann. Hier hat der Regisseur zusammen mit dem Kameramann wirklich hervorragende Arbeit geleistet, das muss man "Wolf Creek" bei aller Kritik lassen.
Was mir desweiteren gefallen hat, war die Präsentation der Charaktere. Glücklicherweise sind es hier nicht die typischen Teenie-Idioten in den Hauptrollen, denen man schon nach 15 Minuten schnellstmöglich eine Axt in den Kopf wünscht, nein, vielmehr sind es akzeptable und glaubhafte, junge Leute (dieser Begriff klingt doch schon viel besser als Teenies). Zurückzuführen ist dies auch auf die annehmbaren Schauspielerleistungen von Nathan Phillips, Kestie Morassi und Cassandra Magrath, die ihr Bestes geben, um den Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen. Leider ist dies aber aufgrund eines schwachen Drehbuchs nicht möglich, da man absolut nichts über die Hintergründe der Hauptpersonen erfährt. Dadurch entsteht der Eindruck, dass sie nur da sind, um abgeschlachtet zu werden, was schade ist, denn hier wäre sicherlich mehr möglich gewesen.
Wenn man die erste Hälfte des Films überstanden hat, wird es endlich mal interessanter und man bekommt das geboten, wofür man letztendlich auch bezahlt hat. Knallharten, ungeschöhnten Horror. Ab dem Moment, in dem der Hinterwäldler Mick zum ersten Mal in Erscheinung tritt, wendet sich "Wolf Creek" ganz plötzlich vom altbekannten Roadmovie zum atmosphärischen Horrorthriller, der in dieser Aufmachung zwar nichts neues bietet, aber dennoch Spaß macht. Alleine schon die Figur des Mick ist toll inszeniert und kaum mit anderen Filmkillern zu vergleichen. Er ist kein übernatürliches Wesen und hat auch keine besonderen Fähigkeiten, sondern ist ein Kerl wie Du und ich, der einfach nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Zuerst erweckt er den Eindruck eines gewöhnlichen Typen vom Lande - freundlich, redselig und ein bisschen seltsam, doch plötzlich verwandelt er sich dann in den ultimativen Sadisten.
Sobald sich eine der Hauptfiguren gefesselt vor Mick vorfindet und dieser sie foltern darf, baut "Wolf Creek" eine konstante Spannungskurve auf und erweist sich als reinrassiger Survival-Horror der besten Sorte. Hier wird gerannt, verfolgt, geschossen und geschlachtet, was das Zeug hält, so dass jeder Horrorfreak letzten Endes noch auf seine Kosten kommen dürfte. Das Problem: Greg McLean gibt sein Bestes, um Spannung zu erzeugen, doch letzten Endes hat man alles in dem Film schon dutzendende Male gesehen. Man kann alles ungefähr vorausahnen und ärgert sich spätestens dann, wenn "Wolf Creek" in die ersten Klischee-Tümpel des Genres tritt. Es wundert mich jedesmal aufs Neue wieder, wie man so blöd sein kann, einen ausser Gefecht gesetzten Killer einfach liegen zu lassen, anstatt ihn endgültig umzubringen. Spätestens wenn das geschieht, bin ich immer wieder so weit, den Hauptprotagonisten den Tod zu wünschen und genau so war es auch hier.
Alles in allem ist "Wolf Creek" nicht die schlechteste Wahl für einen geselligen Horrorabend, doch wer Splatter sucht, der sollte sich nach etwas anderem umsehen. "Wolf Creek" bietet zwar schon etwas Blut und hin und wieder mal eine derbe Szene, doch weitgehend entsteht die Brutalität hier im Kopf des Zuschauers, und nicht auf dem Bildschirm. Die k.J. Freigabe hat sicherlich ihre Berechtigung, doch im direkten Vergleich waren Filme "The Hills Have Eyes" oder "Saw II" schon eine ganze Spur graphischer.
Fazit: Greg McLean hat sich zwar sichtlich Mühe gegeben, der Horrorfraktion einen unterhaltsamen Streifen vorzusetzen, scheitert dabei aber aus folgenden Gründen: Die Einführung ist zu lang geraten und langweilt irgendwann, die Klischeelastigkeit einiger Szenen lässt sich nicht leugnen und desweiteren enthält "Wolf Creek" nichts, was man nicht schon kennen würde. Dennoch möchte ich den Streifen nicht schlechter reden als er eigentlich ist, denn besser als der übliche Teeniescheiß ist "Wolf Creek" allemal.