Kalla Malla
Steve Barker (Johnny Knoxville) hat einen langweiligen Bürojob und möchte eines Tages mehr Verantwortung übernehmen. Als er seinen Boss danach fragt, gibt dieser ihm daraufhin die "verantwortungsvolle Aufgabe", den langjährigen Kloputzer Stavi (Luis Avalos) zu feuern. Stavi allerdings ist die Freundlichkeit in Person, deshalb bringt Steve es einfach nicht übers Herz, den netten, alten Mann rauszuwerfen. In seiner Not stellt er Stavi bei sich zu Hause als Gärtner ein. Das soll sich allerdings schon bald als folgenschwerer Fehler herausstellen, als Stavi beim Rasenmähen drei Finger verliert. Leider hat er keine Krankenversicherung abgeschlossen, weshalb er die immensen Kosten für die Operation alleine bezahlen muss, was er natürlich nicht kann.
Steve hat ein schlechtes Gewissen und beschließt, das Geld für die notwendige OP irgendwie aufzutreiben. Da bringt ihn sein Onkel Gary (Brian Cox), der gerade ebenso in Geldnot steckt, auf eine ebenso vielversprechende wie verrückte Idee - Steve soll sich als geistig Behinderter ausgeben und bei den Special Olympics antreten - der Olympiade für geistig und mehrfach behinderte Menschen. Nach anfänglichen, moralischen Konflikten willigt Steve schließlich ein und gibt sich bei den Special Olympics als geistig etwas zurückgebliebener Jeffy Dahmor aus. Die Betreuer täuscht er mit seinem Schauspiel zwar problemlos, doch Steve hat seine behinderten Mitstreiter unterschätzt, die seine Maskerade schnell enttarnen. Sie verpfeifen Steve allerdings nicht, da er der Einzige ist, der es mit Jimmy Washington (Leonard Flowers) aufnehmen könnte, ein arroganter Athlet, der die Special Olympics jedes Mal gewinnt und somit ständig in den Medien ist. Steve kommt das gerade Recht, denn dadurch kann er sich auch an die hübsche Betreuerin Lynn (Katherine Heigl) ranmachen...
Wenn Namen wie Johnny Knoxville und Peter & Bobby Farrelly aufeinandertreffen, dann ist dies sicherlich für viele Kinogänger ein Grund, entsetzt aufzustöhnen. So wurde Knoxville, hier in der Hauptrolle, durch eine Sendung bekannt, in der sich Erwachsene Männer gegenseitig in Lebensgefahr bringen oder mit Fäkalien bewerfen, während die Farrelly-Brüder, hier als ausführende Produzenten aktiv, schon immer für ihren überaus derben Humor bekannt waren, der sich in Filmen wie "Verrückt nach Mary" oder "Ich, beide & sie" äußerte. Nun ist aber Beruhigung angesagt, denn "Dabei sein ist alles" schlägt nicht in die typische Farrelly-Kerbe ein, sondern präsentiert sich vielmehr als überraschend zahme Komödie, die wichtige Werte zu vermitteln versucht.
Dennoch, das Thema des Films lässt sicherlich anderes vermuten. Schon beinahe legendär ist die Szene aus "Verrückt nach Mary", in der sich Cameron Diaz unwissentlich das Sperma von Ben Stiller ins Haar schmiert, weil sie dieses für Haargel hält. Genau diese Art von Humor ist es, der dann in den darauf folgenden Jahren eine Art Höhenflug erlebte, wie Filme wie "American Pie" oder "Scary Movie" beweisen. "Dabei sein ist alles" hat allerdings nichts mit den eben genannten Werken gemein, sondern ist dagegen schon fast zu 100%, ich wage es gar nicht auszusprechen, familientauglich.
Obwohl die Komik des Films nur selten unter die Gürtellinie geht, war ich doch ständig amüsiert und hatte meinen Spaß, was nicht bei jeder Komödie zwangsläufig der Fall ist. Hier ist aber alleine schon die Grundidee einen großen Lacher wert. Ein völlig gesunder Mann nimmt an der Olympiade für Behinderte teil und gibt sich dazu auch als solcher aus. Was zuerst wie eine in 15 Minuten niedergeschriebene Story klingt, erweist sich letztendlich als mühevolle Aufarbeitung eines wichtigen Themas. "Dabei sein ist alles" geht auf viele Aspekte dieser Thematik ein, zeigt aber auch, dass auch geistig Behinderte nur Menschen mit ihren speziellen Macken sind, die einem manchmal ganz schön auf den Keks gehen können. Um Authenzität zu wahren, war ein Großteil des Casts tatsächlich behindert. Und hier muss ich mal ein großes Lob aussprechen, denn die Behinderten stellen sich selbst mit einem kleinen Augenzwinkern dar und rücken ihre Macken bewusst etwas in den Vordergrund, was viele Lacher verspricht. Gleichzeitig sind sie alle hervorragende Schauspieler, die vor der Kamera völlig unverkrampft und natürlich wirken.
Der schauspielerische Höhepunkt ist aber natürlich dennoch Johnny Knoxville. Bevor man sich "Dabei sein ist alles" ansieht, sollte man wohl zuerst das Bild des durchgeknallten Spinners vergessen, der sich selbst mit Pfefferspray beschießen oder sich Vorschlaghämmer in die Hoden knallen lässt, denn Knoxville zeigt hier wirklich einiges an Talent. Egal, ob nun als schüchterner und gutherziger Steve, oder als vermeintlich behinderter Jeffy, Knoxville bringt alles bravourös rüber und agiert zu keinem einzigen Zeitpunkt peinlich, wirkt somit auch nicht deplatziert.
Besonders gefallen hat mir, dass die Handlung durch immer neue Ideen niemals langweilig wurde. Im Vordergrund des Ganzen steht natürlich das Bestreben Steve's, als Gewinner aus dem Wettbewerb zu gehen, was den Behinderten auch nur Recht ist. Sie hoffen nämlich schon lange darauf, dass endlich mal jemand dem arroganten Jimmy das Wasser reicht, der tagtäglich in einem Rolls Royce vorfährt und sich seinen anderen Mitstreitern gegenüber wie ein Wichtigtuer verhält.
Das ist aber noch längst nicht alles, nebenbei freundet sich Steve noch mit den geistig behinderten Athleten an, und darf der Betreuerin Lynn näherkommen. Das Problem dabei ist allerdings, dass sie ihn für behindert hält und somit niemals etwas mit ihm anfangen würde, und er ebenso wenig seine Maskerade auffallen lassen kann. Dadurch entstehen einige lustig-romantische Momente, die eine gute Abwechslung zu dem sportlichen Treiben bieten, das ansonsten gezeigt wird.
Bevor man sich diesen Streifen zu Gemüte führt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass einen hier kein Gagfeuerwerk erwartet, sondern vielmehr ein Film, der auch Wert auf seine Charaktere und deren Freundschaften untereinander legt. Regisseur Barry W. Blaustein inszeniert "Dabei sein ist alles" überaus unterhaltsam, doch die Unterhaltung geht hier oftmals von der interessanten Storyentwicklung, und nicht immer von spaßigen Höhepunkten aus, obwohl es natürlich immer noch viel zu Lachen gibt. Wer "Dabei sein ist alles" unter diesen Aspekten eine Chance gibt, wird hier definitiv nicht enttäuscht werden!
Fazit: "Dabei sein ist alles" ist nicht ganz so bissig und bösartig, wie das von Hollywood oftmals ignorierte Thema zuerst glauben machen lässt. Dennoch gibt es hier viel zu lachen, und eine Story, die zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd langweilig wird. Johnny Knoxville ist in der Rolle des Betrügers mit dem großen Herzen goldrichtig und brilliert ebenso wie die Behinderten Schauspieler, die sehr viel Authenzität in den Film bringen. Die Charaktere sind oftmals zu Brüllen komisch, bewusst überspitzt und mit einem Augenzwinkern dargestellt, aber niemals so, dass man sich über sie lustig machen könnte. Ein spaßiger, unterhaltsamer Film für die ganze Familie!