Kalla Malla
Wer die Sexpolitation Filme von Andreas Bethmann kennt, wird wissen, auf was er sich einlässt, sollte er sich "Rossa Venezia" in den Player legen. Es wird schwer sein, diesen von den beiden "Todesengel" Teilen oder seinen anderen Kanstfilmen zu unterscheiden, denn seine Trademarks sind hier wieder voll vertreten: Hardcoreszenen und frauenfeindliche Gewalt.
Zunächst mal sei gesagt, dass ich mir den wesentlich kürzeren Director's Cut angeschaut habe, der 50 Minuten eher endet. Bei der ersten Schnittfassung war die Kritik der Fans groß, weswegen sich der Meister zu einer kürzeren Fassung hinreißen lies. Was genau fehlt, kann ich mangels eines Schnittberichts nicht sagen (und zweimal hintereinander in verschiedenen Versionen, wollte ich mir den Film jetzt auch nicht antun). Aber ich nehme an, dass die Hardcoreszenen massiv gekürzt wurden und Bethmann sein Laster, unnütze Szenen in viel zu langen Einstellungen für die Nachwelt festzuhalten, auch eingeschränkt wurde.
Allerdings geht der Film selbst mit den überarbeiteten 100 Minuten immernoch 30 zu lang, denn Vieles könnte immernoch gestrafft werden. Der Film hat nunmal keine Story - Verzeihung: der Film hat keine gut funktionierende Story -, weswegen man haufenweise hölzerenes Dialogmaterial entfernen könnte.
Zumindest wird "Rossa Venezia" aber nicht langweilig, denn irgendeine Splatterszene schwappt schon alle paar Minuten über die Mattscheibe. Und vorallem weibliche Geschlechtsteile, werden hier exszessiv massakriert. Da wird mit Messern und Schlagbohrern drin rumgebohrt, dass es für jeden Perversen eine Freude ist. Nur nicht unbedingt für den Splatterfan, da die Effekte sehr einfach zu durchschauen sind. Wahrscheinlich war das auch Grund dafür, weswegen Bethmann in seinen späteren Filmen den Großmeister Olaf Ittenbach hinzuzog, denn gerade die finale Folterszenen in "K3 - Prison Of Hell", kam um Welten brutaler rüber als ganz "Rossa Venezia". Aber um fair zu bleiben muss ich gestehen, dass die Tötungen in diesem Film zumindest eine Wirkung besitzen. Sie könnten zwar mit einer besseren Umsetzung stärker sein, aber wenigstens sind sie grundlegend effektiv.
Gleiches kann man von den (im Director's Cut aber wenig enthaltenen) Hardcoreszenen leider nicht sagen. Mag daran liegen, dass solche in Filmen meistens eh der Geschichte im Weg stehen und nur unnötig den Filmfluss aufhalten, aber ich muss mir dann auch ins Gedächtnis rufen, dass ich hier einen Bethmann Film sehe und keinen Spielfilm. Zumindest geht erotisch aber anders.
Was Andreas Bethmann dafür kann, ist mit wenig Geld gute Kulissen zu bauen. Das hat man in den ganzen Gefängnisfilmen schon bemerkt und zuletzt auch in "Help Me I Am Dead". Der Film kann Stimmung aufbauen und ist (von der Digitaloptik mal abgesehen) auch wirklich nett anzuschauen. Nur leider ist von Venedig praktisch nichts zu sehen, außer vereinzelte Außenaufnahmen zwischen den eigentlichen Szenen.
"Rossa Venezia" ist ein Bethmann Film nach Defintion, mit all seinen Stärken und Schwächen. Erstere sind gute Setdesigns, eine ranzige Atmosphäre sowie harte Foltereinlagen jenseits von Moral und Letztere leider ein nicht ganz glückliches Händchen für den Filmfluss, das (fast) abwesend sein einer nachvollziehbaren, packenden Handlung und ein paar Schwächen im technischen Bereich. Dafür stimmen die Kurzauftritte von Jess Franco und seiner ebenfalls schon verstorbene Gattin den Sexploitationfan gnädig.