Joerg Melzer
War „Dirty Harry“ noch ein gradliniger Polizeikrimi samt Serienmörder und Selbstjustizkontroverse, bietet schon die Fortsetzung „Calahan“ nur noch gefällige Standards an.
Eastwood poliert seine Rolle des Über-Polizisten mit der dicken Wumme erneut auf, nur leider mangelt es Ted Posts Film an solidem Fundament und einer brauchbaren Aussage, um nicht in Richtung Beliebigkeit zu rutschen.
Immerhin kommt das Thema „Selbstjustiz“ noch einmal auf den Tisch: hier agiert nämlich eine Gruppe junger Polizisten als Richter und Henker der offiziellen Justiz entgangener Krimineller in einer Person. Zielsicher werden die Delinquenten ermordet und Calahan steht erst mal vor einem Rätsel, dass dem Zuschauer längst klar geworden ist.
Natürlich will der Film darauf hinaus, dass die Polizisten nur Calahans eigene Vorgehensweise erweitert haben, doch der offenbar doch in den Polizeidienst zurückgekehrte und wieder für die Mordkommission arbeitende Harry stellt sich hier plötzlich auf die Seite des Systems, als ihm eine Entscheidung über das Handeln abgenötigt wird. So lange kein besseres System da ist, würde er diesem hier folgen – das ist die simple Begründung. Calahan ist kein Gerechtigkeitsfanatiker und Anarchist, er will eben doch nur nicht ständig durch Vorschriften an seiner Arbeit gehindert werden, denn wer könnte besser und zweifelsfreier entscheiden, wer ein Krimineller ist, als Filmfigur Calahan himself.
Die Kontroverse ist also bloß ein Mäntelchen, Motiv für einige knallige Schießereien, während Harry durch einige Set Pieces wie ein Messer durch die Butter geht, um ihn vor dem Offensichtlichen erst noch zu bewahren.
Einiges, wie die verhinderte Flugzeugentführung zu Beginn, geht eindeutig in die Richtung des grotesk Überzogenen, wirkt aber als Actionfilm noch erstaunlich frisch.
Ansonsten sind die Zutaten auswechselbar: der Partner, der immer das nötige Opfer abgibt; der Vorgesetzte, der Arsch von Geburt ist; reichlich gnadenlose Kriminelle, die man mit einem Schuss wegpusten kann. Mehr braucht der Mann nicht.
Ergänzend weicht der Film die Figur des Calahan noch ein wenig auf, zeigt seine Wohnung, läßt ihn Freunde haben (wenn auch nicht lange), offenbart sogar Kinderfreundlichkeit und letztendlich sogar ein Privatleben, wenn er mit einer promiskuitiven und deutlich jüngeren Nachbarin in die Kiste steigt. Veredeln kann das den Film oder die Figur jedoch nicht, eher verwässert sie.
Trotzdem: als Polizeifilm immer noch kompetent und durchweg ansehbar, aber Stoff für Diskussionen ist nicht mehr vorhanden. Und die Handschrift Siegels, also ein Hauch von einer Vision, fehlt auch