Kalla Malla
Alles beginnt ganz harmlos. Das junge Mädchen Bonnie schnappt vor einer Kneipe nur etwas Luft, um sogleich wieder zurück zu ihrer Schwester Laurie zu gehen. Ein arroganter Playboy lockt sie in sein Auto und versucht sie zu vergewaltigen. Als sie Widerstand leistet, kommt es zu einem Kampf, bei dem der Mann von ihr durch eine Waffe erschossen wird, die er ihr kurz zuvor vor die Nase gehalten hatte. Obwohl es Notwehr war, verurteilt sie das Gericht zu 2 Jahren Haft wegen Totschlags. Bonnie kommt ins Frauengefängnis. Bereits die Ankunft macht ihr klar, was für eine Horde von Frauen auf sie los gehen wird: Prostituierte, Mörderinnen, Drogenabhängige und notgeile Lesben. Letztere belästigt sie gleich unter der Dusche. Es ist Gale, der lesbische selbsternannte »Boss« im Knast. Ihre Gegenwehr wird mit ihrem Tod bestraft. Das Gefängnis vertuscht den Fall mit der Aussage, daß es Selbstmord war. Ihre Schwester Laurie glaubt der Sache nicht und vermutet Mord. Deshalb läßt sie sich in das gleiche Gefängnis einliefern, um die Mörder ihrer Schwester ausfindig zu machen. Im Knast kommt sie dahinter, wie Gale und ihre Gang die Frauen vorsätzlich süchtig machen, um sie anschließend als Kunden auszunehmen. Wer nicht zahlt oder gar klaut, wird getötet oder zum Krüppel gemacht. Da Laurie von Beruf Stuntgirl ist, weiß sie sich zu wehren und mischt Gale und ihre ganze Bande auf.
Der Film fängt so amerikanisch an, wie ein Film aus den USA nur anfangen kann. Völlig kitschig mit Tränen und Schmalz wird in Szene gesetzt, wie ein unschuldiges Mädchen ins Gefängnis gesteckt wird. Sicherlich besitzen diese amerikanischen Filme für die Öffentlichkeit mehr Anspruch, als die schmutzigen europäischen Vertreter dieses Genres, doch auf Dauer bieten sie nicht die nötige Befriedigung. Alleine schon die Szene, bei der das Mädchen wegen einer Schlägerei zum Direktor gerufen wird, ist völlig lächerlich. Statt einer Standpauke, einer Vergewaltigung oder einer kleinen Straffolter folgen nur die verständnisvollen Worte: »Ich weiß, daß dir hier vieles fremd vorkommt. Deshalb habe ich dich in die Wäscherei eingeteilt«. Ja genau, das wollen die Sexploitationfans auch sehen! Trotzdem überzeugt wenigstens der ernste Hintergrund und dessen teils handfeste Inszenierung, so daß der Film wenigstens um Längen besser ist, als solche absoluten Versagerfilme wie zum Beispiel »Pridemoore«. Immerhin handelt es sich schon um eine spannende »Rache-Story«, bei der trotzdem die Gewalt immer von Frauen und unter Frauen ausgeübt wird. Beeindruckend sind auch die wirklich zahlreichen Kämpfe unter den Frauen, die zum Ende hin fast minütlich ausbrechen. Das Happy-End allerdings ist mal wieder soetwas von schmalzig vorprogrammiert, daß es einem grausen könnte. Auch die kurzen Musikeinlagen und die Pseudo-Show auf der Knastbühne sind vom schlechten Geschmack her nicht zu übertreffen. Wie dem auch sei, die FSK hat diesen Film für so gut gehalten, ihn trotz einiger Härte ungeschnitten passieren zu lassen. Wenigstens etwas!
Fazit: »Vendetta« ist nicht der Film für die bierselige Trashfilmrunde, sondern ein eher behäbiges Thriller/Knastdrama-Konglomerat, das man mit ein paar wenigen Schnitten bedenkenlos im RTL-II-Abendprogramm senden könnte. Der Streifen ist ein wenig zu clean - etwas mehr Sleaze hätte dem Film (legt man mal die WIP-Zielgruppe zugrunde) sicherlich gut getan.