Kalla Malla
Das Duo **Stephen Frears** und **Peter Morgan** inszenierten bereits den, sich um Tony Blair drehenden, Fernsehfilm _The Deal_, in dem der englische Premierminister ebenfalls von **Michael Sheen** grandios verkörpert wurde. Die Kritikerresonanz war so begeisternd, dass man die beiden nicht lange bitten musste sich erneut zusammen zu tun um einen weiteren Film über eine typisch britische Institution zu machen. Da man bereits Erfahrung mit dem Leben von Tony Blair hatte und _The Deal_ nur die frühen Jahre des Politikers beleuchtete bot sich eine weitere Geschichte mit dieser Persönlichkeit durchaus an.
Doch man wollte nicht nur altes wieder aufwärmen und so schob man die Queen in den Vordergrund. Als guter Rahmen um die Geschichte vorzutragen bot sich die Woche an als Prinzessin Diana tragisch gestorben ist. Dieser Zeitraum ermöglicht eine kritische und doch menschliche Betrachtung des Lebens der Royals und erlaubt gleichzeitig eine Blick auf die Phase, in der Tony Blair zu großer Beliebtheit gelang.
Während die Prinzessin der Herzen in Paris tötlich verunglückte befindet sich die königliche Familie in ihrer schottischen Residenz und schweigt über das Ereignis, das ganz England zu tiefst rührt. Für die Royals ist es keine Staatsangelegenheit da sich die Prinzessin von Prinz Charles (**Alex Jennings**) scheiden lies und somit auch nur eine private Beerdigung in Frage kommt. Die Medien starten eine riesige Hetzjagd auf die königliche Familie die herzlos agiert und das Volk in ihrer Trauer allein lässt. Während dessen etabliert sich der neue Premierminister des Landes Tony Blair (**Michael Sheen**) als Liebling des Landes und versucht die Queen (**Helen Mirren**) von den alten Normen abzubringen und sich dem Volk anzunähern. Doch diese weigert sich selbst die Flagge vor dem Buckingham Pallast auf Halbmast zu setzen, da die Fahne traditonell nur gehisst wird wenn sich die Monarchen vor Ort befinden. Während dessen scheint die Bevölkerung dem Königshaus immer kritischer gegenüber zu stehen...
**Stephen Frears** gelingt es mit seinem feinfühlig inszenierten Film _The Queen_ einen gekonnten Drahtseilakt, zwischen einem emotionalen Drama, einer bissigen Satire und der leichten und humorvollen Atmosphäre eines Unterhaltungsfilms, zu absolvieren, der sowohl einige kritische Töne rund um das englische Königshaus anschlägt, aber auch besonders einen wundervollen Diskurs über Wertvorstellung und das Aufeinandertreffen der alten mit der neuen Generation heraufbeschwört. Besonders die Tatsache mit welcher Leichtigkeit sich Frears diesem Stoff nähert ist beeindruckend und zu sehen dass der Film trotz der heiteren Grundstimmung einige Kritikpunkte vorbringen kann ist mindestens genauso beeindruckend.
Das besondere an diesem Film ist eindeutig seine wundervolle Atmosphäre, in der sich der Zuseher von Anfang an verlieren kann. Der Film wurde teilweise auf 35mm und teilweise auf 16mm gedreht. Angereichert wurde das ganze mit einigen Archivaufnahmen und so kann man sich als Zuseher sehr leicht wieder in die Situation von Dianas Tod zurückversetzen. Wirklich herausragend ist der angenehme Humor des Films, der die Atmosphäre an den richtigen Stellen auflockert und den Film somit trotz der ernsthaften Thematik nicht schwerfällig werden lässt. Ein weiterer großer Pluspunkt ist der wundervolle Soundtrack, der den Film perfekt ergänzt.
Natürlich ergibt sich durch die Leichtigkeit des Films auch ein Problem. Zwar ist der Film sehr einfach zum Ansehen und es macht einfach Freude sich einfach zurück zu lehnen und den Film zu genießen, jedoch entkräftigen sich dadurch auch die dramatischen Aspekte der Geschichte ein bischen. Dies ist allerdings nur als kleiner Kritikpunkt zu sehen, denn das Konzept von The Queen funktioniert einfach und die kompakte Inszenierung lässt keine langweilige Minute zu.
Der absolute Höhepunkt des Films sind allerdings seine Darsteller. Angefangen bei **James Cromwell**, der den eigenwilligen Prinz Phillip sehr interessant spielt ist das Ensemble durch die Bank absolut überwältigend. Nach dem erfolgreichen _The Deal_ war es eine sehr nachvollziehbare Entscheidung die Rolle des Tony Blair erneut an **Michael Sheen** zu vergeben. Dieser macht seine Arbeit auch wirklich wunderbar und lässt keine Kritikpunkte zu. Doch trotz der makellosen Darstellungen aller Beteiligter bleibt eine Leistung als die Überragende in Erinnerung: **Helen Mirren** blüht in der Rolle der Queen richtig auf und überzeugt mit einer Performance welche die Zuseher sprachlos im Sessel versinken lässt. Für diese Darstellung ist eine Oscarnominierung so gut wie garantiert und der Gewinn sehr wahrscheinlich.
Fazit: _The Queen_ ist ein absolut sehenswerter Film. Die fabelhafte Atmosphäre und die von Leichtigkeit geprägte Inszenierung machen Lust auf mehr und die genialen Darsteller tun ihr übriges um den Film gelingen zu lassen. Ich empfehle den Film auf jedenfall und man sollte sich nicht abschrecken lassen: _The Queen_ ist garantiert nicht so verstaubt und langweilig wie es das Thema rund um das englische Königshaus vermuten lässt.