Kalla Malla
"Comedown" könnte man am besten folgendermaßen beschreiben: Im Setting von "Die Horde" treffen die Charaktere aus "Attack The Block" auf den "Toolbox Murder" und spielen eine Runde "See No Evil". Denn der Film handelt von ein paar Teenagern im Ghetto, die nachts in einen verlassenen Wohnblock einfallen, um sich im oberen Stockwerk häuslich einzurichten. Was sie nicht wissen: sie sind nicht die einzigen im Haus und werden schon bald erfahren, dass ein gewisser jemand mit Eindringlingen nicht ganz so zimperlich umgeht.
Das klingt zugegebenermaßen erstmal nicht sonderlich innovativ und auch als man die Charaktere zum ersten Mal präsentiert bekommt, kann man noch Skepsis walten lassen. Allerdings schwindet der unsympathische Eindruck der Jungs und Mädels recht schnell, wenn man merkt, dass der Regisseur ihnen nach und nach eine Backgroundstory verpasst und "Comedown" wahrscheinlich ein Versuch war, auch die Realität der Ghettos mit einzubinden.
Der wahre Protagonist ist allerdings das Hochhaus, denn hier spührt man nichts von geringem Budget. Das leerstehende und teils von Vandalen in Mitleidenschaft gezogene Gebäude, weiß wirklich zu gefallen und ist natürlich prädestiniert für einen Horrorslasher. Zwar hätte ich mir gewünscht, dass der Regisseur es noch mehr auf die Spitze getrieben hätte, beispielsweise hätte man auch mal den Keller, Speicher oder irgendwelche Luftschächte betreten können, aber grundsätzlich muss man sagen, dass man mit dem Setting ein glückliches Händchen bewiesen hat.
Somit funktioniert die Atmosphäre definitiv und auch wenn ich zugeben muss, dass man hier keinen atemlosen Terrorfilm vor den Latz geknallt bekommt, so weiß "Comedown", wie man den Zuschauer bei der Stange hält und nicht langweilt. Das liegt möglicherweise auch an der Tatsache, dass man sich hier im Gewaltbereich nicht zurückgehalten hat. Gut, man merkt, dass hier nicht der "Orphan Killer" am Werk war, aber man kann nachvollziehen, weswegen "Comedown" bei der ersten FSK Prüfung mit wehenden Fahnen durchgerasselt ist.
Vorallem die Nagelpistolenszenen habe ich in der Drastik noch nicht gesehen und ja, ich kenne "The Nailgun Massacre" (wobei der seinem Ruf noch nie gerecht wurde - aber egal).
Positiv ins Gewicht - und letztendlich auch Grund für einen Zusatzpunkt - ist das wirklich fiese Ende. Es ist kein Klischee Ende á la "alle sterben", sondern eines, wo einem die Hauptfigur wirklich Leid tun kann. Und wer genau aufpasst, könnte sogar zum Schluss kommen, dass es in Wahrheit gar kein Killer gab...
"Comedown" ist ein wirklich guter, praktisch unbekannter Slasher in toller Kulisse mit einer guten Portion Gewalt. Der Anfang könnte etwas zügiger sein, genauso wie der Killer nicht genug physische Präsenz und Angst ausstrahlen konnte, aber das soll bloß als Randbemerkung stehen bleiben. Generell gilt: Anschauen, es lohnt sich!