Kalla Malla
Im Jahr 1975 macht ein französischer Forscher an der Grenze zu Pakistan eine unglaubliche Entdeckung. Am Eingang einer Höhle findet er eine versteinerte Tierklaue. Ein Bombenangriff verhindert jedoch, dass weitere Untersuchungen angestellt werden können. 30 Jahre später möchte die junge Archäoligin Leena (Sara Legge) die Arbeit ihres Vaters fortführen und bittet deshalb um die Erlaubnis, erneut Ausgrabungen anstellen zu dürfen. Die thailändische Regierung verweigert ihren Antrag jedoch, da sie nur zur Hälfte Thailänderin ist, während ihr Kollege Tim (Dan Fraser) gar aus Amerika stammt. Es dauert jedoch nicht lange, bis sich die Regierung wieder mit den Beiden in Verbindung setzt und sie um Hilfe bittet. Bei den Arbeiten in einer U-Bahn in Bangkok ist man auf einen fossilen Vogelschädel gestoßen, der von Tim und Leena näher untersucht werden soll, die aus Sicherheitsgründen von einer Militäreinheit begleitet werden. Noch ahnt niemand, dass durch die unterirdischen Arbeiten ein Monster aus düsterer Vorzeit aus einem langen Schlaf geweckt wurde - der Garuda. Das riesige Wesen, halb Mensch und halb Vogel, ist über den unerwünschten Besuch gar nicht erfreut und dezimiert die Eindringlinge schnell und gnadenlos..
Obwohl auf den ersten Blick ein handelsüblicher Trashklopper ohne viel Existenzberechtigung, verbirgt sich hinter Monthon Arayangkoon's "Garuda" weitaus mehr, handelt es sich hierbei doch um den ersten thailändischen Film, der vollständig auf HD Digital Video gedreht wurde, um die vielen digitalen Effekte somit besser integrieren zu können. In seinem Heimatland war der Streifen, der für umgerechnet 1 Million $ entstand, sogar recht erfolgreich, während er es hier nicht einmal in die Kinos schaffte, sondern mit einiger Verspätung auf DVD landete. Kein Wunder, wenn man sich den den Film nämlich mal näher ansieht, dann fragt sich, wo der Erfolg in Thailand herrührt.. Genau genommen ist das einzig nennenswerte an dem Streifen sogar die Tatsache, dass das darin zu sehende Monster keinerlei dem Kopf eines Drehbuchautoren entsprang, sondern vielmehr ein fest verankerter Teil der asiatischen Mythologie ist. Der Garuda, so heißt es, ist ein mächtiges Götterwesen, das sowohl Merkmale eines Menschen, wie auch die eines Vogels aufweist und als Inkarnation Vishnus betrachtet wird. In Thailand ist der Garuda sogar auf königlichen Bannern und Königshäusern abgebildet, was seine Bekanntheit in diesem Land erklärt.
In dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 2004 wurde die Geschichte des Garudas allerdings etwas abgeändert. So erklärt ein Sprecher im Prolog des Streifens, dass in grauer Vorzeit einst riesige Vogelwesen die Erde bevölkerten. Der mächtigste von ihnen war aber so grausam, dass er von seinen Artgenossen hintergangen und in eine unterirdische Höhle gesperrt wurde. Der Rest ist absolut genretypisch: Ein Forscher ist kurz davor, das versteckte Wesen zu entdecken, wird aber davon abgehalten und so macht sich einige Jahre später seine Tochter daran, sein Werk fortzuführen. Im Grunde ist dies onehin nur ein Gerüst dazu, die nötige Effektparade entbrennen zu können. Diese findet hier auf äußerst engem Raum statt, so dass es eine Militäreinheit plötzlich in einem unterirdischen System aus verwinkelten Gängen und düsteren Laboratorien mit dem Flugmonster zu tun bekommt.
Was eigentlich durchaus ansprechend klingt und die Hoffnung aufkommen lässt, dass durch die Settings eine gewisse, klaustrophobische Atmosphäre gegeben ist, täuscht schnell. Die Charaktere sind alle absolut oberflächlich und unglaublich klischeebeladen, ihre Handlungen unglaubwürdig und die immer gleichen Aktionen des Militärs schnell einschläfernd. Der Film verplempert ständig viel zu viel Zeit, sei es nun durch eine zu lange Einleitung, oder die immer wieder auftauchenden Wiederholungen der selben Ereignisse. Somit kommen die erstaunlichen 110 Minuten nicht von einer perfekt durchdachten Handlung, sondern vielmehr von dem Unvermögen des Regisseurs, seine Story direkt auf den Punkt bringen zu können. Grob gesagt besteht "Garuda" aus zwei Hälften: In der einen darf das Riesenmonster einige Menschen im U-Bahn-System verfolgen und meucheln, in der anderen gelingt ihm die Flucht an die Erdoberfläche, wo er nach allen Regeln der Kunst noch ein wenig Bangkok aufmischen darf.
Dabei ist die erste Hälfte des Films aber viel zu lang(atmig) geraten, als dass wirklich Stimmung aufkommen könnte, was durch die billigen Effekte nicht gerade gerettet wird. Der Garuda sieht absolut unecht aus und passt zu keinem Zeitpunkt in die Hintergründe, was einem ein Großteil der Stimmung vermiest. Bei einem verhältnissmäßig hohen Budget von einer Million Dollar sollte man da schon mehr erwarten können. Doch auch sonst tut sich der Film schwer damit, bei seinen Zuschauern auf Anklang zu stoßen, da hier keine Gruppierung so recht zufriedengestellt wird. Für die Trashfans ist der Film viel zu ernst gehalten, bis auf wenige Ausnahmemomente nimmt sich "Garuda" wirklich todernst und lässt keinerlei Ironie durchschimmern. Horrorfreaks werden auch enttäuscht, da "Garuda" bestenfalls in den blutigen Szenen daran erinnert, dass man sich einen (Tier)Horrorfilm ansieht, doch auch Splatter sucht man vergeblich. Ab und zu packt sich der Garuda jemanden, worauf etwas Blut an die Wand spritzt, doch das ist dann auch schon das höchste der Gore-Gefühle.
Einzig und allein das nette Finale in Bangkok, das durchaus Erinnerungen an die alten Monsterfilme wach werden lässt, entschädigt für die langweilige erste Hälfte des Films, doch zu diesem Zeitpunkt ist es onehin schon zu spät. Über weite Strecken ist "Garuda" einfach nur plump, klischeebeladen und einfallslos. Böse Militärheinis legen sich mit großem Monster an, schlagen Warnungen der Forscher in den Wind und dürfen die Konsequenzen tragen - hat man schon etliche Male gesehen und haut nicht mehr wirklich vom Hocker. Schlimm wird es aber erst dann, wenn auch die Inszenierung alles andere als gelungen erscheint, denn durch die immer gleichen Kulissen stellt sich schnell Langeweile ein, da können auch die interesanten Kameraarbeiten nichts mehr retten. "Garuda" bietet zwar solide Action (Highlight dabei der Matrix-ähnliche Kampf des Garudas gegen den Oberbefehlshaber der Militäreinheit - Nonsens, but who cares?), wird aber auch Actionfans kein Lächeln ins Gesicht zaubern. Die Schauspieler letztendlich sind auch nicht gerade ein Traumcast, denn bis auf Sara Legge als gewissenhafte Forscherin bleibt einem kaum einer positiv in Erinnerung. Besonders nervend fällt Dan Fraser auf, dessen Rolle einzig und allein darauf ausgelegt zu sein scheint, ab und an Lacher zu ernten, was aber mehr als deplatziert wirkt.
Fazit: In manchen Momenten will sich zwar schon ein gewisses Monsterfilm-Feeling einstellen, großteils herrscht bei "Garuda" aber Spannungslosigkeit und Ideenarmut vor, die das Werk für niemanden interessant machen dürfte. Die Action ist zwar ganz annehmbar gestaltet, dafür muss man sich mit miesen Effekten, einem einfallslosen Plot und unerträglicher Vorherhsehbarkeit herumschlagen. Das Finale des Films unterhält zwar sehr gut, entschädigt aber nicht für die restliche Spielzeit, die von Langatmigkeit dominiert wird. Da das Werk zudem jeglichen Splatter vermissen lässt, dürfen auch Horrorfans einen Bogen um "Garuda" machen.