Kalla Malla
In der Zukunft, genauer gesagt im Jahre 2018, versucht das junge Pärchen Dante (William Miller) und Ula (Irene Montalà) ohne Papiere nach Südspanien auszuwandern, doch die Sache geht gewaltig schief, denn die Polizei entdeckt die Einwanderer. Blöderweise sind Dante und Ula, sowie einige andere Einwanderer direkt auf der Gefangeneninsel des umbarmherzigen Kufard (Paul Naschy) gelandet, der die beiden kurzerhand einsperrt.
Etwa ein Jahr später gelingt es Dante, zusammen mit einem Mitgefangenen, an den er gekettet ist, während eines Gefangenentransports zu entkommen. Die Beiden haben allerdings die Rechnung ohne einen gefährlichen Rottweiler, halb Hund, halb Maschine gemacht, der plötzlich über Dantes Mitgefangenen herfällt und diesen zerfleischt. Dante selbst schafft es zwar, fürs Erste zu entkommen, doch der Rottweiler hat seine Spur gewittert und verfolgt ihn von nun an durch die zermürbende und beinahe undurchdringliche Gebirgslandschaft Südspaniens. Das Ganze entwickelt sich zu einer gnadenlosen Hetzjagd, denn die scheinbar unbesiegbare Tötungsmaschine ist Dante stets dicht auf den Fersen und tötet alles, was sich ihm in den Weg stellt..
Der größte Gegner eines Regisseurs ist manchmal sein eigener Ruf. Dies bemerkte sicherlich auch Brian Yuzna, dem im Horrorgenre durch Filme wie "Bride of Re-Animator", "Return of the Living Dead 3", "Faust" und "The Dentist" ein durchaus als positiv zu bezeichnender Ruf vorauseilt, als er seinen, für "Fantastic Factory" gedrehten Film "Rottweiler" veröffentlichte. Der Streifen wurde auf einem Filmfestival sogar ausgebuht und aus dem Programm genommen und im Internet war auch nur schlechtes zu lesen. Dies macht einem nicht gerade sehr viel Mut, wenn man kurz vor der Beschaffung eines Films steht, doch letztendlich bin ich mehr als froh, die miesen Kritiken ignoriert und mir den Streifen angeeignet zu haben.
Geht man nach einigen Aussagen, die man auf Themenbezogenen Webseiten findet, so ist "Rottweiler" der mit Abstand schlechteste Film in Yuznas gesamter Karriere, doch das ist meiner Meinung nach ausgemachter Blödsinn. Sicherlich werde ich mir mit der folgenden Aussage nicht nur Freunde machen, doch ich habe schon lange nicht mehr einen derart packenden und mitreißenden Horrorschocker gesehen. Ob es daran liegt, dass ich mit Null Erwartungen an den Streifen heran bin, oder daran, dass ich möglicherweise leichter zu begeistern bin als andere, Fakt ist, für mich hat der Film funktioniert.
Allerdings muss ich durchaus auch sagen, dass es vielleicht nicht die beste Idee war, die Handlung in der Zukunft anzusiedeln. Wir werden über das meiste, was sich in dieser Welt abspielt, im Unklaren gelessen und können nur erahnen, was es mit dem mörderischen Rottweiler, sowie der Gefängnisinsel auf sich hat. Die wirtschaftliche und allgemeine Lage dieser Welt bleibt uns ebenfalls ein Rätsel, da sich ein Großteil des Films in der freien Natur abspielt. Wenn es Dante dann gegen Ende doch in eine Stadt verschlägt, dann wirkt diese düster und bedrohlich, so dass Yuzna zwar eine schwer nachvollziehbare, dafür aber beklemmende Zukunftsvision gelungen ist.
Um aber keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, sollte ich wohl anführen, dass "Rottweiler" alles andere als eine typische Zukunftsvision ist, da sich Dante die meiste Zeit in der freien Natur herumtreibt. Hierfür wurden die Kulissen aber wunderbar ausgewählt, Dante und der Killer-Rottweiler liefern sich packende Hetzjagden über riesige Gebirge und undurchdringliche Wälder, so dass man stellenweise fast schon das Gefühl hat, einen Abenteuerfilm zu sehen. Der Adrenalinspiegel des Zuschauers befindet sich dabei stets auf Maximum, da das Ganze ziemlich spannend und actionreich inszeniert wurde, so dass bestimmt keine Langeweile aufkommt.
An und für sich ist "Rottweiler" der perfekte Unterhaltungsfilm, wären da nicht ein paar kleine Aspekte, die den positiven Gesamteindruck etwas trüben würden. Durch die Tatsache, dass ein Großteil der vorangegangenen Erlebnisse Dantes in Rückblicken erzählt werden, dürfte sich bei dem einen oder anderen sicherlich schnell Verwirrung breitmachen, ebenso ist es mehr als verwunderlich, wieso Yuzna einen über vieles, das für das komplette Verständnis wichtig wäre, einfach im Unklaren lässt. Weder erfahren wir, wieso Dante und Ula auswandern wollten, noch wird uns mitgeteilt, was es mit der Gefängnisinsel und dem blutrünstigen Rottweiler auf sich hat.
Meine Empfehlung an euch ist daher klar, euer Gehirn auf minimalen Betrieb zu schalten, solltet ihr euch dazu entschließen, diesen Film anzusehen. Ich persönlich hatte sehr viel Spaß mit "Rottweiler", doch über gewisse Schwächen lässt sich einfach nicht hinwegsehen. Negativ fallen nämlich auch die Effekte auf, zum Beispiel die Inszenierung des Hundes, der meist klar als billiger Computereffekt zu erkennen ist. Dafür sehen die Gore Effekte absolut klasse aus, es wird zwar nicht gerade reichlich Blut vergossen, doch wenn, dann geschieht dies meist auf eine sehr grausame und realistische Art und Weise, doch das ist man ja von Brian Yuzna nicht anders gewohnt. Ebenso dürfen natürlich die obligatorischen Sexszenen nicht fehlen, für die Yuzna schon immer ein gutes Händchen hatte und die auch hier wieder einigermaßen plausibel in die Handlung eingebaut wurden.
Fazit: Wer eine blutrünstige, schweißtreibende und actionreiche Hetzjagd sehen will, der wird mit "Rottweiler" bestens bedient, doch mehr hat der Streifen leider nicht zu bieten. Die Handlung ist dadurch, dass einfach viel zu wenig erklärt wird, teilweise schwer nachvollziehbar. Dies hätte wirklich nicht sein müssen, denn "Rottweiler" hat definitiv das Potential eines guten Horrorschockers, wäre da nicht die Zukunftsszenarie, der zum Glück nicht viel Platz im Film eingeräumt wird, die aber dennoch einige Fragen unbeantwortet lässt. Schafft man es, über diese Mängel und über den stellenweise mies animierten Rottweiler hinwegzusehen, erwartet einen ein exzellenter, actiongeladener Horrorfilm mit viel Gewalt, Sex und Spannung. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und werde mir "Rottweiler" eines Tages sicherlich noch ein zweites Mal ansehen.