Kalla Malla
Eine Gruppe junger Leute ist auf der Suche nach Spaß und Abwechslung und bucht deshalb einen Tripp zu einer abgelegenen, paradiesischen Tropeninsel. Während sie sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen und das Leben genießen, ahnen sie noch nicht, dass etwas Schreckliches im Begriff ist, von ihrem Verstand Besitz zu ergreifen und sie alle gegeneinander auszuspielen. Ein Verrückter Voodoopriester (John Noble), der auf der Insel lebt, braucht dringend Opfer für seine Götter und diese bringt er ihnen in Form der Angst seiner Opfer dar. So schnappt er sich einen nach dem anderen aus der Gruppe und konfrontiert sie alle mit ihren schlimmsten Ängsten, um sie danach einen gnadenlosen Tod sterben zu lassen. Vor der malerischen Umgebung der Tropeninsel kommt es bald zum Kampf auf Leben und Tod, bei dem keiner mehr dem anderen trauen kann...
Wer nun von mir an dieser Stelle die typische Abhandlung über Aufstieg und Niedergang des Teeniehorrorfilms erwartet, muss leider enttäuscht werden. Denn obwohl "Voodoo Lagoon" durchaus alle Klischees erfüllen würde, um problemlos in dieses Genre gestopft zu werden, lässt er sich trotz jungen Leuten, die nur das Eine im Kopf haben, nicht so einfach in eine Schublade stecken. Dem Regisseur Nick Cohen schwebte offensichtlich die Vision eines vielschichtigen Szenarios vor, welches sich der Thematik des Voodookultes annimmt und dies mit dem aktuellen Sado-Horrortrend à la "Hostel" verknüpft. Die Story, die er dazu im Alleingang schrieb, ist jedoch so wirr und ohne jedweden logischen Anhaltspunkte, dass "Voodoo Lagoon" schon von ganz alleine in die Trash-Ecke rutscht. Die, gelinde gesagt, eher unmotivierte Inszenierung tut dazuhin noch ihr Übriges, um diesen Prozess noch tatkräftig zu unterstützen.
Cohen ist an und für sich nicht direkt vorzuwerfen, dass er an seinem eigenen Plot gescheitert ist. Der Mann war zuvor lediglich durch zwei Low-Budget Filme aufgefallen und dürfte sicherlich noch nicht so viel Erfahrung gesammelt haben, um aus einem komplexen Thema einen funktionierenden Horrorfilm machen zu können. Dass sich "Voodoo Lagoon" als Ganzes in eine vollkommen falsche Richtung bewegt, ist nicht nur auf die Regie zurückzuführen, hier treffen einfach so viele falsch verarbeitete Faktoren zusammen, dass am Ende schlichtweg nur ein mieser Film herausspringen konnte. Die Story bietet im Grunde noch geringfügig mehr Potential als der übliche "Killer geht auf dem Campus um" Mist, allerdings wird dieses über weite Strecken einfach verschenkt. Die Umsetzung der Handlung sieht dann nämlich grob gesagt so aus, dass einige verwirrte Teens durch alle möglichen Palmen - und Strandumgebungen stolpern dürfen, einer nach dem anderen seinen Verstand verliert und in regelmäßiger Reihenfolge jemand verschwindet. That's it, folks.
Bereits in den Anfangsminuten wird die Identität des unheimlichen Voodookillers gelüftet, der ohne seine große Maske jedoch leider ganz und garnicht mehr unheimlich wirkt, sondern mehr an Harald B. von den anonymen Alkoholikern erinnert. Es dauert nicht lange, bis man weiß, wie der Hase läuft. Der Voodoo-Alki bringt seinen Göttern keine fleischlichen Opfer, sondern opfert vielmehr Angst, die er den Teens abnimmt, indem er sie mit ihren größten Phobien konfrontiert. So wird bereits in den ersten zwei Minuten ein Augenpaar ausgestochen und auch im weiteren Filmverlauf begegnet man immer wieder den typischen Urängsten des Menschen. Einer wird in einem Wasserbecken von hungrigen Ratten angeknabbert, eine andere wird von zahlreichen Riesenspinnen überrannt. Zumindest was die Morde betrifft, kann man "Voodoo Lagoon" noch so etwas wie Einfallsreichtum zugestehen. Allerdings wird es dabei nie sonderlich blutig, selbst dann nicht, als sich ein Protagonist selber die Hoden abnehmen muss, um seine Freundin zu retten, die in dem selben Moment lebendig begraben wird.
Wenn man das so liest, dann könnte schnell der Eindruck entstehen, dass es sich bei alledem um ziemlich kranken Scheiß handelt, der Filmen wie "Hostel" in nichts nachsteht. Dass dem aber nicht so ist, wird schnell ersichtlich, denn die Gore-Effekte sind allesamt eher billigen Ursprungs und müssen somit einiges an Härte einbüßen. Und eine verstörende Grundatmosphäre geht von "Voodoo Lagoon" etwa so sehr aus wie von der Sesamstraße. Man nimmt das Geschehen nicht ernst und baut, das muss vermutlich nicht einmal erwähnt werden, keinerlei mentale Beziehung zu den bekloppten Teens auf, denen man am liebsten selbst den Strick anlegen würde, da sie schon nach kurzer Zeit überaus nerven.Beispiel: Ein Fremdenführer wird vor den Augen der Jugendlichen von einem Pfeil getötet. Darauf eines der Mädchen: "Oh, jetzt bekomme ich aber langsam Angst". Die Dialoge sind eine schlichte Beleidung des Zuschauers, was von der lieblos heruntergeleierten Synchronisation noch bekräftigt wird. Diese ist onehin ein Fall für sich. Als einem jungen Mann die Augen ausgestochen werden, klingt sein wimmern und flehen etwa wie das eines frustrierten Teenagers, der dagegen rebeliert, sein Zimmer aufräumen zu müssen.
Ein gewisser Unterhaltungswert darf man "Voodoo Lagoon" dennoch nicht absprechen. Blöd nur für den Herrn Regisseur, dass dieser äußerst ungewollter Natur ist und der Streifen bestenfalls dazu dient, um in geselliger Runde fröhlich darüber lästern zu können. Was einem hier geboten wird, ist unfreiwillig-doofer Trash, dem man seine Bemühungen zwar anmerkt, was aber auch nicht mehr viel rettet. Die Handlung wird komplett schwachsinnig und oftmals ohne direkte Zusammenhänge erzählt, will keinen richtigen Drive entwickeln und dümpelt in all ihrer Spannungsarmut selbstmitleidig vor sich hin. Das wahrhaft sehenswerteste ist dabei vermutlich noch die recht hübsche Paradieskulisse, die allerdings keineswegs in der Lage ist, noch etwas zu retten. Bei den Schauspielern handelt es sich großteils um die typischen Gesichter, die aber bis auf ihr Aussehen nichts positives zum Film beitragen können und zudem von einer fürchterlichen Synchronisation verunstaltet werden. Der einzig nennenswerte Akteur von allen ist John Noble, der in "Herr der Ringe" als Denethor auf sich aufmerksam machen konnte. In "Voodoo Lagoon" hingegen wirkt er völlig deplatziert. Seiner Figur liegt keinerlei Logik oder Hintergrund zu Grunde, er wurde einfach in den Plot eingebaut, um ein paar Teens abzumurksen, erwartungsgemäßg blass bleibt der Akteur auch.
Fazit: "Voodoo Lagoon" ist zwar immerhin noch eine ganze Spur unterhaltsamer als, sagen wir mal, einer Kuh beim Fressen zuzusehen, allerdings bezieht der Film seinen Unterhaltungswert bestenfalls aus seiner unfreiwilligen Komik, aber das ist keine herausragende Leistung. Wer schon immer mal sehen wollte, wie einige nervend-klischeehafte Teenager vor paradiesischer Sandstrandkulisse von einem verrückten Voodoo-Opi in "Hostel"-Manier getötet werden, der darf hier vorsichtig zugreifen, allen anderen sei abgeraten. Im Grunde handelt es sich hierbei um den typischen Videotheken-B-Horror für die Tonne, den man sich einmal ansieht, nur um sich im Anschluß zu fragen, was einen immer wieder dazu treibt, auf die primitivsten Cover hereinzufallen. Angetrunkene Trashfans werden womöglich ihre Freude mit dem Streifen haben, allerdings ist auch hier fraglich, ob es sich dabei um ein Kompliment für den Regisseur handelt.