Kalla Malla
Die gelangweilte junge Britt, ein Mädchen vom Lande, geht in die große Stadt, um das Leben kennen zu lernen. Leider gerät sie an zwei Zuhälter, für die sie beginnt, als Luxusdirne zu arbeiten. Mit der Zeit merkt Britt, wie mies der Job ist und sie fühlt sich und ihren Körper ausgenutzt. Die Zuhälter merken, daß sie den Kunden nicht mehr gefügig genug ist, also bestraft man sie. Tagelang sperrt man sie nackt in eine leere Bodenkammer. Zwischenzeitlich wird sie entweder ausgepeitscht oder vergewaltigt. Es beginnt eine lange Zeit voller Schmerz und Erniedrigung für Britt, die sie fast bis an den Rand des Wahnsinns führt. Von nun an darf sie in dieser Kammer auch ihre Freier bedienen. Das alles ändert sich jedoch, als sich ein reicher Mann in sie verliebt und ihr zur Flucht verhelfen will. Sie wird erschossen.
Der Film beginnt sehr wirr, gesellschaftskritisch und auch abstoßend. Das dekadente Leben der Reichen und ihr Denken, Liebe sei käuflich, wird hier mal wieder mehr denn je deutlich. Der ohnehin schon schwer verdauliche Filmstil der Franzosen wird hier durch eine sehr experimentelle Kameraführung auf die Spitze getrieben. Unterbrechende Momentaufnahmen bestimmen häufig die Szenerie und lassen den verwirrten Zuschauer darauf harren, was denn wohl als nächstes passieren wird. Die selbst ernannte Pornoikone Karin Schubert, die Ende der 70er Jahre durch zahlreiche Schlagzeilen in der »Bild« und anderen Schmierblättern mit ihrem Wunsch »Ich will Pornos drehen und habe Spaß dabei« sehr bekannt wurde, ist in diesem Film die perfekte Besetzung für die Hauptrolle. Blickt man auf ihre Karriere zurück, stößt man eigentlich nur auf Erotik-, Sex- oder Trashfilme, angefangen mit »Laßt uns töten Compagneros« über »Black Emanuelle« bis hin zu ihren letzten Filmen »Born for Love« oder »Kommdo Panther« mit Sybille Danning. Seit ihrer für manche sehr zweifelhaften Karriere Mitte der 60er Jahre ist dieser Film mit Abstand ihr bester und anspruchsvollster. Die Rolle erforderte hohes Schauspielniveau, dem Karin Schubert voll und ganz gerecht wird. Ihre Ausstrahlung und das perfekte Alter, kein junges Mädchen, aber auch keine ältere Frau, lassen sie in ihrer Darstellung eine Erotik ausstrahlen, die wirklich teuflisch ist. Trotz ihrer Erscheinung strahlt sie in dem Film eine devote Haltung aus, so daß man ihr die »akzeptierten Leiden« voll und ganz abnimmt.
Bei genauer Analyse erinnert der Film vom Potential her an Streifen wie »Mädchen in den Krallen teuflischer Bestien« und reiht sich ab der 25.Minute wunderbar in die Thematik ein. Regisseur Pierre-Alain Jolivet versteht es, die Gefühle der gepeinigten Frau mit unglaublichem Fingerspitzengefühl dem Zuschauer zu vermitteln. Stundenlang windet sich Karin Schubert nackt in Dreck und Tränen, so daß man sogar als geiler Bock Mitleid kriegen könnte. Das Lexikon des internationalen Films kritisierte an dem Film, daß er trotz sorgfältiger Inszenierung zum Ende hin an klischeehaften Sex- und Crime-Szenen überwiegt. Eine sicher nicht gerechtfertigte Argumentation, da gerade diese Steigerung auf die Handlung projiziert werden kann: vom damenhaften Landmädchen zur erniedrigten Prostituierten. Ein wahnsinnig hintersinniger Film für echte Kenner!