Joerg Melzer
Der sechste und letzte sollte es werden.
Die Helden waren alt geworden und sichtlich müde, Scotty und Pille hatten die 70 schon überschritten und bevor es anfing, albern auszusehen, wollten sie alle ihren Abschied einreichen und das mit Freude und Würde.
Also holte man sich das Beste aus dieser Welt in punkto Star Trek an Bord: Nicholas Meyer, der schon den zweiten Teil inszeniert hatte, kehrte auf den Regiestuhl zurück; Religion in den Giftschrank, stattdessen Realitätsnähe und Politik auf den Tisch. Die nächste Generation zog mit Romulanern und Klingonen Massen vor den TV-Schirm, da konnte eine saftige Politintrige mit pointierten Dialogen und innerer Spannung wesentlich besser wirken, als mit Rentnern auf Action zu machen.
Es paßte auch gerade hervorragend zur Weltlage: Abrüstung, Friedensgespräche, Fall der Mauer - da wird das klingonische Reich zum Synonym für die marode Sowjetunion und alte Feindbilder und Vorurteile müssen überwunden werden, für Frieden und Freiheit. Jupp, das klickt bei jedem, so hätte es schon in der letzten Runde laufen müssen.
Natürlich gibt es die bösen Verschwörer aka Militärs, die Kirk in die Falle locken und ihn somit in einen Schauprozeß und auf einen Gefängnisplaneten geraten lassen. Mit ihm McCoy als menschelnde Instanz, der Rest eilt zur Hilfe, ganz illegal und kämpft gleichzeitig gegen Verschwörer in den eigenen Reihen. Am Ende garniert mit einem zu verhindernen Attentat, das schafft Spannung ohne Ende.
Meyer bekam es hin: die alten Space-Heroen rissen sich noch einmal zu Höchstleistungen hin und endlich einmal war zu bemerken, daß hier jeder Spaß hatte. Selten waren die Dialoge so witzig, so pointiert und gleichzeitig brilliant aufgeladen. Allerdings kam auch dieses Skript nicht um ein paar Logikfehler herum, wie die Chose mit den nicht abgefeuerte Photonentorpedos, die leicht zu durchschauen gewesen wäre; dem nicht entdeckten Minisender Kirks auf dem Knastplaneten und dem schwach begründeten Schauprozess, doch bisweilen reichen ein paar Albernheiten (die Szene mit den klingonischen Wörterbüchern beim Grenzübertritt), um solche Hämmer wieder glatt zu bügeln. Daß ausgerechnet McCoy Spock beim Programmieren eines Torpedos helfen muß, hat allerdings reine Show-Gründe.
Wieder einmal gelang es Meyer, Kirk in das Ensemble zu integrieren, ihn zur Hauptfigur zu machen, ohne ihm den Film damit schenken zu müssen. Ein Rad greift ins andere und die erzählerische Geschlossenheit ist dementsprechend groß. Die Qualität des Films liegt in der Tatsache, daß er seine Schauwerte stets einem Plot unterordnen kann, der gar nicht im Weltraum spielen müßte, um zu funktionieren.
Am Ende gönnen sich unsere Helden einen wehmütigen und doch großartigen Abschiedsmoment ohne offizielle Abmusterung und ein wundervolles Schlußbild, wenn die Enterprise in das aufgehende Sonnenlicht entschwindet.
Leider konnte es Shatner nicht damit bewenden lassen und fühlte sich zur majestätischen Stabübergabe gefordert.
Die nächste Generation saß in den Startlöchern und gemeinsam erlebte man einen fulminanten Fehlstart