Joerg Melzer
Clint Eastwood versuchte immer wieder sein Image als harter Mann im Allgemeinen und als Dirty Harry im Besondern auf die Schippe zu nehmen, doch meist gingen diese Versuche in die Hose – so auch „Der Mann, der niemals aufgibt“.
Im Vergleich zu Harry Calahan ist Ben Shockley (Clint Eastwood) ähnlich gelagert, aber auf der Verliererstraße: Zwar ruppig im Dienst, aber versoffen und kurz vor dem beruflichen Aus. So kriegt Ben auch nur Jobs, die nicht zuviel Brisanz haben – aktuell eine unwichtige Zeugin in einem unwichtigen Prozess überführen. Die Phrase wird dann so deutlich gebraucht, dass auch jeder kapiert, dass weder Zeugin noch Prozess unwichtig sind.
Ben sackt Augusta ’Gus’ Mally (Sondra Locke) ein – ein Callgirl mit großer Klappe. Doch kaum ist man wenige Kilometer weit gekommen, wollen bewaffnete Killer dem Duo ans Leder. Doch Ben lässt sich nicht so leicht unterkriegen…
Die Prämisse würde an sich für eine flotte Hatz, eventuell für Non-Stop-Action reichen, doch „Der Mann, der niemals aufgibt“ macht enttäuschend wenig daraus. Hinter den Taten stecken natürlich die obligatorischen Verräter in Polizeikreisen, wer genau, das ahnt man spätestens ab Filmminute 20. Weitere Überraschungen und Wendungen leistet sich „Der Mann, der niemals aufgibt“ nicht, wenn man von diversen Problemen absieht, die sich Ben immer wieder in den Weg stellen.
Dies ist dann leider wenig spannend, zumal die Übelwichte zwischen den einzelnen Attentaten wohl immer wieder Kaffeepausen einlegen, da der nächste Anschlag immer wieder auf sich warten lässt. Dazu klaffen Logiklücken, die selbst bei dem angestrebten Parodiecharakter des Films kaum zu ignorieren sind: Da schießt ein fieser Scharfschütze weder auf Ben noch auf die achso wichtige Zeugin, nein auf den nebenstehenden, unwichtigen Kumpel Bens, ein Polizeikommando schießt einen gepanzerten Bus erst fast zu Klump, um das Feuer einzustellen, wenn die Insassen aussteigen, ein Sheriff stellt sich mit fast bemerkenswerter Dummheit den korrupten Bullen, um natürlich direkt erschossen zu werden usw.
Für eine Parodie ist „Der Mann, der niemals aufgibt“ leider auch nicht witzig genug, auch wenn der Film mit starken Übertreibungen arbeitet, denn in jedem Schusswechsel werden unzählige Munitionsmengen verballert usw. Das ist jedoch alles und das ist für echte Ironie zu wenig, da man sonst eher den gängigen Polizeifilmmustern folgt. Einige Machoeinlagen sind zudem extrem blöd (z.B. das Aufeinandertreffen mit den Rockern), aber immerhin beschert Ben dem Zuschauer wenigstens ein paar gute Oneliner – meist in Wortgefechten mit Gus, in die er sich natürlich verliebt.
Auch was die Action angeht, könnte „Der Mann, der niemals aufgibt“ spektakulärer sein. Es wird zwar mal geschossen, gelegentlich geprügelt und es sieht auch nie wirklich schlecht aus, doch der letzte Feinschliff fehlt noch. Zudem häufen sich Schnitzer, z.B. wenn ein Hubschrauber nach einer netten Verfolgungsjagd mit Ben und Gus auf einem Motorrad ganz schnöde in eine Hochspannungsleitung gerät und abstürzt. Das ist einfach kein würdiger Abschluss, zumal er noch nicht mal vom Helden in die Leitung gelockt wird. Die größeren Actionszenen des Films (erster Überfall, Rockerprügelei, Hubschrauberattacke und Showdown) machen durchaus was her, strotzen mit Munitionsverbrauch, sind jedoch inszenatorisch den weitaus weniger protzigen „Dirty Harry“-Filmen unterlegen.
Clint Eastwood bemüht sich dabei sein Image auf die Schippe zu nehmen und tatsächlich gibt er den versoffenen Cop mit einiger Spiellaune. Sondra Locke, Eastwoods damalige Frau, war schon mal besser und liefert hier nur Mittelmaß ab, der Rest der Darsteller füllt seine Klischeerollen recht gut aus.
Unterm Strich bleibt ein weiterer misslungener Versuchs Eastwoods sein Image zu parodieren. Drive kommt bei „Der Mann, der niemals aufgibt“ kaum auf, der Action fehlt der letzte Schliff und für eine Parodie ist er dann doch nicht witzig genug. Die vorhandene Action hat durchaus gute Szenen, Eastwood ist gewohnt überzeugend, der Film an sich aber mäßig.