Kalla Malla
Eine Gruppe Filmstudenten macht sich auf, eine Dokumentation über ein verlassenes Krankenhaus zu drehen, in welchem es angeblich Spuken soll. Die Bewohner der Stadt reagieren auf ihre Anwesenheit komisch und kaum haben die Studenten das alte Gebäude betreten, wird ihnen bewusst, wieso seit Jahren kein Mensch mehr einen Fuß in dieses Gemäuer setzt...
Klingt nach typischem Found Footage, oder? Falsch gedacht, denn "Animus" ist nicht im Wackelkamera-Stil gedreht und hat auch ansonsten nur wenig mit inhaltlich ähnlichen Kollegen wie "Grave Encounters", "Episode 50", "Greystone Park" und Konsorten zu tun. Zunächst einmal stammt der Film aus der "Brain Damage" Schmiede. Diese ist in erster Linie für geschmacklose Deathmondos bekannt und veröffentlicht ansonsten so ziemlich alles, was der blutige, amerikanische Indiesektor so fabriziert. Somit verwundert es eigentlich keinen, dass "Animus" im Grunde ein erschreckend zeigefreudiger Splatterfilm ist - oder es verwundert eben doch, denn er kam tatsächlich ungeschnitten mit einer FSK 18 durch.
Bevor das blutige Treiben seinen Lauf nimmt, muss man erstmal eine extrem lange Charaktereinführung über sich ergehen lassen. Mit nicht mehr als 80 Minuten Laufzeit auf der BluRay, geht der Film schon nicht sonderlich lange und für den ein oder anderen wird der Storyaufbau auch deutlich überstrapaziert sein. Trotzdem habe ich mich nicht allzu sehr daran gestört, da der Film schon ein gewisses Grundinteresse aufbauen kann. Die Schauspieler mögen zwar nicht unbedingt das Gelbe vom Ei sein (liegt zu großen Teilen aber auch am schwachen Drehbuch und der unterirdischen deutschen Synchro), aber im Grunde sind ihre Leistungen zweckdienlich: Weder nennenswert gut, noch unsagbar schlecht - einfach gut genug, um sich nicht daran zu stören.
Sobald man dann feststellt, dass im Gemäuer kein körperloser Geist, sondern ein oberkörperfreier, alter Mann mit Knollennase, langen Haaren und Zottelbart wohnt, der nicht bloß Türen zuknallen lässt, sondern wie ein Berserker mit jedem erdenklichen Handwerkszeug Gesichter zu Klump schlägt, weiß der Film Pluspunkte zu sammeln. Ich bin wahrlich kein Fan der momentan grassierenden Okkult-/ Geisterfilmwelle und weine regelrecht den späten 2000ern nach, wo der Horrorfilm wieder an Brutalität gewonnen hat, weswegen ich "Animus" Entscheidung, Hui-Buh in der Mottenkiste zu lassen und eher den Killer aus "Don't Go In The Woods" herauszuholen, sehr begrüße.
"Animus" ist sogesehen ein kurzweiliger, überraschend harter Splatterfilm in altbekannter Umgebung. Etwas träge am Anfang, nicht herausragend gut gespielt oder geschrieben, aber zu jeder Zeit unterhaltsam genug um den Zuschauer bis zu den letzten 20 Minuten durchzuhalten zu lassen, wo dann die Practical-FX ausgepackt werden und jeder Splatterfan feuchte Augen bekommt.