Kalla Malla
Carter Simms ist eine renommierte Autorität auf dem Gebiet der modernen Geisterjagd. Während ihre umstrittenen Publikationen zwar schon einen gewissen Erfolg einbrachten, kann die unerschrockene Expertin allerdings bislang noch keine wirklich bahnbrechende Begegnung mit dem Paranormalen vorweisen, was sich jedoch mit ihrem neuen Fall endlich zu ändern verspricht. So werden Simms nicht weniger als 5000 Dollar dafür geboten, um das verrufene Masterson-Haus für 3 Tage und 3 Nächte auf übernatürliche Aktivitäten zu untersuchen. Seit hier vor ungefähr 20 Jahren eine ganze Familie grausam ermordet wurde, sollen deren Geister bis heute nicht zur Ruhe gekommen sein, wie man sich in der Region hinter vorgehaltener Hand erzählt. Für Carter sind dies natürlich die optimalen Arbeitsbedingungen, da sie sich bei einer unzweifelhaft nachgewiesenen Geistererscheinung endlich den ganz großen Durchbruch erhofft. In Begleitung des Kameramanns Colin Green, der Journalistin Yvette Sandoval und der undurchsichtigen Exzentrikerin Mary Young macht sich Carter somit an ihre Untersuchungen im Anwesen der Mastersons, nicht ahnend, welch tragische und erschreckende Ereignisse sie damit in Gang setzen soll...
Filme, die laut eigenen Angaben auf tatsächlichen Begebenheiten beruhen und dabei weder Klischee noch inszenatorischen Kniff scheuen, um diesen Fakt auch glaubhaft zu vermitteln, scheinen wieder groß im Kommen zu sein. Und während die Flut diesbezüglicher Streifen auch innerhalb des Horrorfilms einfach nicht abzuebben scheint, so weiß der kenntnisreiche Genre-Gourmet doch spätestens seit dem Überraschungserfolg Blair Witch Project, dass hinter dem angeblichen Wahrheitsgehalt dieser oftmals für geringe Mittel finanzierten Möchtegern-Grusler zumeist nicht mehr als die überschäumende Trivialkreativität eines bemitleidenswerten Drehbuch-Egomanen steckt. Einem solchen verdankt der unbelehrbare Allesseher nun auch die 2007 entstandene Pseudo-Reality-Chose Death of a Ghost Hunter, die bis zu ihrem hiesigen Release allerdings noch ein Weilchen auf der Wartebank sitzen musste und nun von einem findigen, deutschen Verleiher kurzerhand in Paranormal Investigations umbenannt wurde, um so auch die letzte Dumpfkachel auf die offensichtlichen, inhaltlichen Parallelen zum letztjährigen Suspense-Hit Paranormal Activity hinzuweisen und kurzerhand noch ein Stück von dessen Erfolgskuchen abzugreifen. Dazu noch ein großer und aufmerksamkeitsheischender FSK-18 Flatschen auf dem Cover und fertig ist die Mogelpackung, die sich dann in 102 viel zu langen Minuten als notdürftig zusammengemurkstes und von einer grottenschlechten Synchro endgültig ins Koma gepupstes C-Movie ohne erwähnenswerte Daseinsberechtigung erweist.
Zumindest eine gewisse Ambition darf Regisseur Sean Tretta (The Death Factory Bloodletting, The Prometheus Project) dabei allerdings nicht abgesprochen werden, denn der damals noch recht unerfahrene Filmemacher übernahm so gut wie alle essentiellen Aufgaben am Set seines Geister-Thrillers selbst, um schlußendlich ein durchaus ätmosphärisches Konglomerat aus Doku- und Realfilm in den Kasten zu bringen. Gegner der in den letzten Jahren stark in Mode gekommenen Handkamera dürfen zudem aufatmen, da dieses Stilmittel hier zwar vereinzelte Verwendung findet, insgesamt aber dann doch der klassischen Perspektive einer objektiven Kamera den Vortritt lässt. So will Paranormal Investigations im Gegensatz zum Paradebeispiel Blair Witch Project auch gar nicht den Eindruck absoluter Authentizität vermitteln, vielmehr wird das Werk von seinen Machern als Verfilmung der angeblich wahren Ereignisse in dem berüchtigten Masterson Haus verkauft, in dem die Geisterjägerin Carter Simms gemeinsam mit ihren Begleitern im Jahr 2002 auf unerklärliche Weise den Tod gefunden haben soll. Texttafeln und aus dem Off vorgetragene Tagebucheinträge setzen das Publikum dabei zwar immer wieder über die Begebenheiten des "wahren" Falles in Kenntnis, doch braucht es zu Zeiten des Internets dann leider keinen großen Aufwand, um das Ganze doch nur als fades Konstrukt zweier Drehbuchautoren und Paranormal Investigations somit als reine Fiktion entlarven zu können.
Diesem, für ein derartiges Low-Budget doch recht beachtlichen Aufwand, stehen dann leider hözerne Figuren, schwache Dialoge und ein unglaublich zäher Spannungsaufbau gegenüber, der sich letztlich zwar in einem durchaus stimmigen Finale entladen darf, ein Großteil des Publikums bis dahin aber längst ins Reich der Träume geschickt haben dürfte. Mit der durchweg düsteren Kulisse des alten Anwesens, nächtlichen Erscheinungen und einer stetig wachsenden Paranoia innerhalb der Gruppe sorgt Tretta zwar wiederholt für gelungene Gänsehautmomente, demontiert diese aber selbst wieder durch sein dürftiges Drehbuch, das fernab seiner unheimlichen Höhepunkte keinerlei Interesse an dem Geschehen erwecken kann. Carter, Colin und Yvette verbleiben dabei zudem unsympathisch und austauschbar, während die religiöse Fanatikerin Mary Young, die sich unter Vorspielung falscher Tatsachen in die Gruppe geschlichen hat, sogleich als derart absonderlich dargestellt wird, dass sich ihre Verbindung zu dem Geschehen in dem Spukhaus selbst für Genre-Laien im Schlaf erahnen lässt. Weitere Einbußen gibt es dann naturgemäß schon aufgrund des sehr geringen Budgets zu vermelden, denn der sehr amateurhafte Look des Films, der minimalistische Einsatz von Musik oder die an einer Hand abzählbaren Special Effects werden Paranormal Investigations onehin nur für Low-Budget-Maschochisten goutierbar machen.
Es dürfte beinahe unnötig zu erwähnen sein, dass Freunde der etwas härteren Gangart bei alldem auch nicht auf ihre Kosten kommen, denn bis auf einige grausame Details in den Rückblenden zur Vergangenheit des Hauses richten die Macher ihr Hauptaugenmerk auf althergebrachten Grusel, was ihnen einerseits zwar durchaus hoch anzurechnen ist, die hiesige Freigabe ab 18 Jahren aber um so lächerlicher erscheinen lässt. Auch die Schauspieler hinterlassen letztendlich nicht gerade den besten Eindruck, was zumindest bei Patti Tindall und Davina Joy ein wenig verwundert, da die beiden inzwischen bereits auf einige Erfahrung vor der Kamera zurückblicken dürfen. Sicherlich ist dieser doch eher durchwachsene Eindruck aber zu einem großen Teil auch der wirklich unterirdischen und absolut lustlosen Synchronisation geschuldet, die einen beinahe auf Knien für die ebenfalls vorhandende Originaltonspur danken lässt.
Zugegeben, im Sektor der Low-Budget-Unterhaltung durfte man sich als toleranter Genre-Veteran schon mit weitaus katastrophaleren Heulern als Death of a Ghost Hunter bzw. Paranormal Investigations herumschlagen, doch fernab dieser Relation setzt uns Regisseur Sean Tretta auch hiermit keinen all zu umwerfenden Beitrag vor. So gelingt es selbst den vereinzelten Gänsehautmomenten nicht, das Interesse des Zuschauers an dieser fiktiven Spukgeschichte über ganze 102 Minuten bestehen zu lassen, für die sich zudem eine gewisse Toleranz für derlei Billig-Filmchen mitzubringen lohnt. Wenn auch noch markant vom Bodensatz des Genres entfernt, so ist von dieser all zu lahmarschigen Geisterstunde somit insgesamt doch eher abzuraten.