Kalla Malla
»Spiel mit dem Tode« (»The Big Clock«) aus dem Jahr 1948 gehört zu den weniger bekannten Werken des »Film Noir«, doch kann er auch heute noch überzeugen.
Die Story: der Reporter eines Kriminalmagazins (Ray Milland) soll herausfinden, wer die Geliebte des Herausgebers (Charles Laughton) ermordet hat und muss bald feststellen, dass alle Indizien auf ihn selbst verweisen! Schon ist er auf der Flucht vor der Polizei und versucht in einem Wettlauf gegen die Zeit, die Schuld seines Herausgebers zu beweisen, der alle Beweise geschickt auf seinen Reporter lenkt...
»The Big Clock« wurde von dem »hard-boiled«-Drehbuchautor Jonathan Latimer (»The Glass Key«) nach der gleichnamigen Kurzgeschichte von Kenneth Fearing geschrieben, die erstaunlicherweise von wahren Begebenheiten inspiriert sein soll. Herausgekommen ist dabei eine äußerst spritzige Geschichte, die gekonnt Elemente des Spannungskinos mit denen der Komödie verbindet. Auch wenn in dem Film niemals eine richtige düstere »Film Noir«-Atmosphäre aufkommt, so wird der Zuschauer dafür durch die durchwegs gelungen, witzigen Dialoge und zahlreiche skurrile Nebendarsteller mehr als entschädigt.
Regisseur John Farrow (Vater von Mia) inszeniert den Thriller mit starkem Tempo und überraschenden Wendungen, die keineswegs realistisch, aber höchst unterhaltsam sind. Charles Laughton spielt wie immer fantastisch und hat eine überragende, bedrohliche Präsenz. Man sieht ihm an, wie gern er eine kalt berechnende und raffinierte Figur spielt, der moralische Bedenken vollkommen fremd sind.
Ray Milland, so genial als Bösewicht in Hitchcocks »Bei Anruf Mord«, kann hier als unschuldiger Held auf der Flucht überzeugen. In Nebenrollen spielen Maureen O'Sullivan (Ehefrau des Regisseurs Farrow und Mutter von Mia) sowie Laughton-Ehefrau Elsa Lanchester als exzentrische Künstlerin. »Spiel mit dem Tode« ist vielleicht kein Meilenstein des »Film Noir«, aber so viel spannender, straffer und origineller als viele andere damalige (und heutige) Kriminalfilme. Der Film wirkt auch dadurch ungewöhnlich modern, dass er die damals gerade erst im Entstehen begriffene Mediengesellschaft bereits gehörig aufs Korn nimmt.
Der Thriller »No Way Out« (1987) mit Kevin Costner und Gene Hackman ist ein Quasi-Remake von »Spiel mit dem Tode« (streng genommen eine weitere Verfilmung der Romanvorlage) und aufgrund der originellen Ausgangs-Idee und hochspannenden Handlung ebenfalls sehr sehenswert. Gute Ideen altern eben nicht.