Michael
Als der Titel “Kebab Connection” auf der Leinwand erschien befürchtete ich zunächst das schlimmste und habe meine Erwartungen direkt einmal um eine Latte tiefergelegt, wurde dann aber mit einer recht kurzweiligen Komödie überrascht. Regisseur Anno Saul (Unter Freunden, Grüne Wüste) schafft es das Drehbuch von Faith Akin (Im Juli, Gegen die Wand) und Jan Berger (Sumo Bruno, Back to Gaya) perfekt auf die Leinwand zu bringen und nahezu zu keiner Minute Langeweile aufkommen zu lassen.
Auch die Schauspieler, allen voran Dennis Moschitto (Schule, Süperseks) und Nora Tschirner (Wie Feuer und Flamme, Soloalbum), machen Ihre Sache ausgesprochen gut. Im ganzen Film ist mir nicht eine Rolle aufgefallen die Fehlbesetzt ist und meiner Meinung nach tut es dem Film gut, dass hier nicht irgendwo eine Rolle mit einem der ganz großen im deutschen Kino besetzt wurden um eine bessere Werbekampagne für “Kebab Connection” fahren zu können. Eine Rolle muss ich an dieser Stelle allerdings besonders hervorheben und zwar die von Güven Kirac in der Rolle von Ibos Vater. Meines Wissen spricht Güven Kirac in der Realität kein Wort deutsch und hat für seine Rolle in diesem Film seine deutschen Dialoge auswendig gelernt. Das dem so ist, merkt man dem Spiel von Kirac allerdings nicht an und er stellt die Rolle bemerkenswert dar.
Das ich so positiv von “Kebab Connection” überrascht war, liegt neben den Schauspielern aber auch an den wirklich gelungenen Dialogen und vielen spritzigen Witzen. So ist eine Szene in der Ibo auf der Straße auf den Griechen Kirianis trifft und dieser Ibo nach einem kurzen Gespräch mit dem Satz “Griechen und Türken müssen doch zusammenhalten” meiner Meinung nach einfach nur brillant und solche Anspielungen auf die Kulturen gibt es zu Hauf. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die Situation im Elternhaus von Ibo. Mein Weltbild über türkische Haushalte in Deutschland sah ehrlich gesagt so aus, dass der Mann eindeutig die Hosen anhat, welches in “Kebab Connection” gründlich durcheinander geworfen wird. So kommt es, dass Ibos Mutter seinem Vater klarmacht, dass es nun wirklich kein Weltuntergang ist, dass Titzi ein Kind von Ibo erwartet und Ihn zu Ibo schickt um sich bei seinem Sohn zu entschuldigen. Das Mehmet es schlussendlich nicht schafft diese Entschuldigung auszusprechen, sondern seinem Sohn anfährt dass er nicht in der Gegenwart seines Vater zu rauchen hat ist zwar etwas traurig, aber die vorangegangenen Szene zeigt deutlich, dass auch in diesen Kulturkreisen scheinbar nicht alles so läuft, wie man es als außenstehender wahrnimmt.
Ein weiteres Highlight von “Kebab Connection” sind die von Ibo gedrehten Werbespots. Bereits der erste Spot, der den Film eröffnet, überzeugt mit einer gelungenen Kampfchoreographie und auch die anderen Spots überzeugen durch Ihre unkonventionelle Inszenierung. Das ganze gipfelt schließlich in einem den Film abschließenden Werbespot für die Imbissbude, bei dem wirklich kein Auge trocken bleibt und man wünscht sich fast das die ein oder andere Werbeagentur einen Blick auf diese fiktiven Kinospots wirft und anschließend ähnlich Innovative Spots dreht. [Sneakfilm.de]