Kalla Malla
»Schwarzer Engel« (»The Black Angel«) aus dem Jahr 1946 ist ein völlig zu Unrecht fast in Vergessenheit geratenes Werk aus Hollywoods »Schwarzer Serie«. Für Freunde des »Film Noir« ist er aber jederzeit eine Neuentdeckung Wert.
Eine ermordete Erpresserin, ein unschuldig zum Tode Verurteilter und ein Paar (die Ehefrau des Verurteilten und der Ehemann der Ermordeten, eine wirklich originelle Paarung) auf der Suche nach dem wahren Mörder sind die Zutaten dieses Krimi-Dramas, das den Zuschauer bis zum Schluss rätseln lässt, wer besagten Mord wirklich begangen hat. Die Auflösung dürfte sehr überraschen, sie geht einher mit einer fantastischen Alptraum/Rückblenden-Montage.
Regisseur Roy William Neill (bekannt als Regisseur einiger Sherlock-Holmes-Filme wie »Haus des Schreckens« und »Frau in Grün«) inszeniert nach einem Roman vom stilprägenden »hard-boiled«-Autor Cornell Woolrich mit viel Noir-Atmosphäre und interessanter Bildkomposition. Die Darsteller agieren hervorragend, insbesondere Dan Duryea als schwächlicher, leicht alkoholisierter Musiker und June Vincent als hingebungsvolle Ehefrau und Antriebskraft der Mördersuche.
Ein anderer großer mit diesem Film verknüpfter Name ist der des gebürtigen Österreichers Peter Lorre. Der durch seine geniale Verkörperung des Kindermörders in Fritz Langs »M - Eine Stadt sucht einen Mörder« (1931) weltberühmt gewordene Charismatiker liefert auch hier als Nachtclubbesitzer Marko eine äußerst beeindruckende Performance, - Auf der anderen Seite tragen die in seinem Club spielenden Gesangsnummern der beiden Hauptdarsteller aber nicht gerade zur Spannungs- und Temposteigerung bei. Doch ich empfand sie als eine charmante Auflockerung inmitten des doch eher tragischen Geschehens.
Von den rein filmischen Mitteln her bietet »The Black Angel« nicht wirklich viel. Zwar gibt eine wirklich fulminate Eröffnung und eine fast experimentell wirkende Traumszene. Aber dazwischen versinkt der Film über weite Strecken in einem zum Teil wie zufällig gefilmt wirkenden Grau in Grau. Aber das hat mich persönlich wenig gestört, denn »Schwarzer Engel« ist zugleich über weite Strecken äußerst atmosphärisch geraten. Und auch wenn ich gar nicht klar benennen kann, warum der Film so besonders stimmungsvoll ist, so liegt gerade hierin seine für mich allergrößte Stärke.
Fazit: »Schwarzer Engel« ist zwar kein Meilenstein des »Film Noir«, aber beste altmodische Unterhaltung mit ausgezeichneten Darstellern. Und bei seinen knapp 80 Minuten Lauflänge kommt keine Langeweile auf.