Kalla Malla
Guy hat gerade seinen Abschluss an einer Filmhochschule absolviert, als er eine Stelle als Assistent des einflussreichen Filmmoguls Buddy Ackerman erhält. Der junge und voller Ideale steckende Guy hält dies für seine große Chance, muss jedoch schon bald feststellen, dass sein neuer Chef ein despotischer und egozentrischer Tyrann ist, der seine Angestellten wie Sklaven behandelt und ihnen dies mit purer Verachtung dankt. Guy erträgt die Erniedrigungen seines Chefs tapfer, um seine Karriere nicht zu gefährden. Als Buddy jedoch mit falschen Karten spielt, um Guy's Freundin, die Filmproduzentin Dawn, ins Bett zu bekommen, sieht der gedemütigte Assistent endgültig rot...
In unserer heutigen Zeit steht der berufliche Erfolg für viele Menschen über allem anderen. So manch einer würde über Leichen gehen, wenn dies seiner Karriere dienlich wäre oder Aufstiegschancen versprechen würde. George Huang's bitterböse Satire The Hollywood Factor zeigt schonungslos auf, dass es auch in der Traumfabrik Hollywood nicht ganz so glamourös zugeht, wie uns das in so manchen Filmen immer präsentiert wird. Anhand des Beispiels eines jungen Filmhochschulabsolventen, der sich in einer der größten Produktionsfirmen verdingen möchte, werden die Schattenseiten und das gnadenlose Auf und Ab des Filmbusiness satirisch dargelegt. Huang, der auch das Drehbuch schrieb, präsentiert sein Werk als funktionierende und durchaus hintergründige Verflechtung aus Komödie und Drama, das über die volle Laufzeit hervorragend unterhält und bei dem einem das Lachen manchmal regelrecht im Halse stecken bleibt.
Der Film beginnt mit einem Ausblick auf das Ende des Films, in dem wir einen übel zugerichteten, an einen Stuhl gefesselten Buddy Ackerman sehen, der von seinem Assistenten Guy brutal gefoltert wird. Kurz darauf springt die Handlung zum eigentlichen Beginn über und wir lernen einen sehr optimistischen und idealistischen Guy kennen, der gerade seine neue Stelle antritt und dem bereits am ersten Tag das Leben in seinem neuen Job zur Hölle gemacht wird. The Hollywood Factor beschäftigt sich mit der Frage, wie weit Menschen gehen, wie viel ihrer Würde sie abzulegen bereit sind, um die steile Karriereleiter zu erklimmen. George Huang verzichtete dabei jedoch glücklicherweise auf eine simple Schwarzweiß-Zeichnung seiner Charaktere, so dass sich das Blatt oftmals wendet und niemand der ist, der er zu sein vorgibt. Teilweise schlägt der Film dabei auch durchaus ernste Töne an, etwa wenn der sonst so sadistische und unbarmherzige Buddy unter Folter seine Geschichte erzählt, die dann durchaus nachvollziehbar erkennen lässt, wie er zu einem solch despotischen Tyrannen wurde. Auch der zu Beginn so harmlos scheinende Guy übernimmt immer mehr Wesenzüge seines Chefs, bis er sich zum Ende hin kaum noch von diesem unterscheidet und eine folgenschwere Entscheidung treffen muss.
The Hollywood Factor ist straff und geradlinig in Szene gesetzt und bietet immer wieder kurzzeitige Zeitsprünge, so dass der Zuschauer der Handlung stets interessiert folgt, ohne den Faden zu verlieren. Das größte Plus dieser schwarzen Tragikomödie sind jedoch ohne Frage die Schauspieler, allen voran ein überragender Kevin Spacey, der in der Rolle des abschreckenden Chefs zu Höchstleistungen auflaufen darf. Da stört es nach wenigen Minuten beinahe garnicht mehr, dass Spacey in der deutschen Version nicht von seinem üblichen Synchronsprecher übersetzt wurde. Weiterhin weiß auch Frank Whaley als unterdrückter und verzweifelter Assistent des unberechenbaren Filmmoguls zu gefallen. Gerade die allmähliche Wandlung, die in dem Charakter vorgeht, wird von Whaley glaubwürdig auf den Punkt gebracht. In weiteren Rollen überzeugen zudem noch Michelle Forbes als zielbewusste Filmproduzentin, die sich ihre Position überwiegend horizontal erarbeitet hat, sowie Benicio Del Toro in einer kleineren Rolle als leicht tuntig angehauchter Ratgeber Guy's. Was insgesamt also bleibt ist eine durchaus sehenswerte und top besetzte Satire, die bisweilen auch ernste Töne gekonnt anzuschlagen weiß und seine Zuschauer am Ende mit einigen Denkanstößen zurücklässt, die 1994, dem Entstehungsjahr des Films, ebenso aktuell waren wie sie es heute noch sind.