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Der Kleinzirkus Arena Komet ist im Mittelland unterwegs. Bei der Anfahrt zum neuen Standort in einer kleinen Stadt gibt es Probleme. Ein Achsenbruch legt die Wagenkolonne lahm. Marina (Marion Cherbuliez), die Tochter von Direktor Horn (Adolf Manz), lässt ihr Pony grasen und verärgert damit die alte Bäuerin (Ellen Widmann) auf dem Bucherhof. Zum Glück tritt deren Sohn Hans (Willy Frey) dazwischen und schlichtet den harmlosen Streit. Am Abend zieht Marina erneut los und stiehlt auf demselben Hof einen Sack Heu für ihren Liebling. Die Bäuerin geht zur Polizei.
Der in seiner Ehre tief verletzte Zirkusdirektor muss eine Untersuchung über sich ergehen lassen, die zu allem Übel auch noch den Sack zutage fördert. Doch da sagt Hans, er habe Marina das Heu geschenkt. Die Notlüge wird zum Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft. Marina tritt auf dem Hof eine Lehre als Magd an, überwindet schliesslich gar die Abneigung der Bäuerin. Eine Heirat scheint sich anzubahnen. Doch dann, nach einem Jahr, kommt der Zirkus wieder in die Gegend. Direktor Horn stürzt bei einer Hochseilnummer tödlich ab. Und Marina kann nicht anders: Sie tritt in des Vaters Fussstapfen.
Als Schauspieler verkörperte Max Haufler (geboren am 4. Juni 1910) oft den Aussenseiter. In manchem blieb er auch selber einer. Er begann als Kunstmaler, drehte Ende der 1930er- und Anfang der 40er-Jahre drei Spielfilme und kam als Schauspieler sogar zu internationalem Ansehen. Neben Engagements im Ausland spielte er in vielen Schweizer Filmen. Regisseure wie Leopold Lindtberg, Franz Schnyder oder Kurt Früh besetzen ihn regelmässig in Haupt- und Nebenrollen. Bereits 1942, mitten in der Zeit der geistigen Landesverteidigung, inszenierte er selber einen Heimatfilm, der aus dem damals üblichen Rahmen fiel. Basierend auf einem Drehbuch von Jakob Welti und Horst Budjuhn zeigt er zwei völlig gegensätzliche Lebensformen, die sich gleichwertig gegenüberstehen: das sesshafte Bauerntum und das fahrende Künstlervolk. Hauflers Sympathien liegen dabei - trotz durchaus versöhnlichem Grundton - bei den Artisten, bei den «Heimatlosen».
Das poetisch dichte Werk wird getragen von packenden Bildern (Kamera: Harry Ringger) und hervorragenden Darstellern. Kinonostalgiker feiern hier ein Wiedersehen unter anderem mit Emil Hegetschweiler, Lukas Ammann, Sigfrit Steiner, Therese Giehse oder Rudolf Bernhard. «Menschen, die vorüberziehen» war ein beachtlicher Erfolg beschieden. Das Budget allerdings hatte Haufler bei seiner Produktion heftig überzogen. Aus diesem Grund konnte er für weitere Spielfilmprojekte keine Geldgeber mehr überzeugen Bis zu seinem Tod im Alter von 55 Jahren stand er nur noch hinter der Kamera. Am 25. Juni 1965 setzte das verbitterte und oft verkannte Multitalent seinem Leben ein Ende.