Kalla Malla
Durch einen folgenschweren Fehler gelangen Piranhas, die vom US-Militär als gefräßige Bio-Waffe für den Einsatz im Vietnamkrieg hochgezüchtet worden waren, in einen texanischen Badesee, in dem sich diverse Kinder und andere Urlauber tummeln. Gemeinsam mit der Detektivin Maggie McKeown (Heather Menzies) versucht der grummelige Paul Grogan (Bradford Dillman), die Katastrophe zu verhindern …
»Piranhas« (»Piranha«) ist ein Juwel unter den Horrofilmen der 70er. Auf den ersten Blick ein Abklatsch vom »weissen Hai«, ist er doch vielmehr eine Parodie auf den Spielberg-Film und besticht durch intelligenten, anarchischen Witz (»Die Piranhas essen unsere Gäste!«).
Regisseur Dante setzt bei seiner Inszenierung in erster Linie auf Tempo, und dies ist bei einer nicht immer schlüssigen Geschichte wie dieser, die gar nicht erst versucht, charakterliche Tiefen auszuloten, wohl in jedem Fall das richtige. Dazu gelingt es ihm immer wieder, Atmosphäre zu schaffen, beispielsweise die im Wasser plätschernden Beine, die mit dem Geräusch, das das Kommen der Piranhas ankündigt, immer wieder eine Gänsehaut verursacht - und Spielbergs Bombast-Score von John Williams in nichts nachsteht. Joe Dante fügt aber noch etwas hinzu was einen Horrorfilm auf eine höhere Ebene hievt, nämlich eine tiefere Aussage. Wenn man die Piranhas und die übertriebene Gewalt mal ausblendet haben wir hier einen Film der die Skrupellosigkeit und fehlende Moral des Militärs anprangert. Wohl nicht verwunderlich wenn man beachtet das die Dreharbeiten kurz nach Ende des Vietnamkriegs anfingen.
Darstellerisch bewegt sich der Film hingegen nicht auf derart hohem Niveau. Heather Menzies (»Superhirn in Tennisschuhen«) wirkt mit ihrer Rolle vollkommen überfordert und überzeugt in keinem Moment. Und auch dem restlichen Cast um Bradford Dillman (»Der tödliche Schwarm«) und Kevin McCarthy (»Die Körperfresser kommen«) gelingt es nicht wirklich, Akzente zu setzen. Doch wenigstens machen sie in ihren klischeehaften Rollen eine gute Figur auf durchaus passablem Niveau. Wer gefällt, ist Barbara Steele als männermordende Wissenschaftlerin mit böser Augenbraue.
Die Musik von Pino Donaggio ist wie immer herrlich symphonisch, die Effekte des jungen Rick Baker sind überzeugend und teilweise überraschend hart. Aber wie immer bei Joe Dante sind es die kleinen Dinge, die Insider-Witze, die Hintergrund-Geschehen und Requisiten, die die Klasse des Films ausmachen. Wenn man sich die Schlagzeilen auf der Tageszeitung des bösen Sommercamp-Leiters genau ansieht (»Hund zerfleischt neugeborenes Baby!«), wie Menzies und Dillman sich aus dem Knast herausschummeln und wie Kult-Star Dick Miller nach und nach seine Fassung verliert, weil die Piranhas seine Feriengäste verspeisen, dann weiß man, wie gutes B-Kino sein soll.
Fazit: Unterm Strich ist »Piranhas« natürlich nicht viel mehr als eine weitere billige Produktion aus dem Studio von Roger Corman. Doch durch den augenzwinkernden, oft ziemlich derben Humor, mit dem der Film durchsetzt ist, und dem hohen Tempo gelingt es Joe Dante dennoch, einen unterhaltsamen Film abzuliefern, der jedem, der sich auf den Spaß einlassen kann, viel Vergnügen bereiten wird. Ein Kult-Klassiker - im Doppelpack mit »Das Tier« unschlagbar.