Kalla Malla
Für Viele - mich eingeschlossen - ist es ein absoluter Wunschtraum, eines Tages in geselliger Runde mit dem Bike einmal quer durch die USA zu ballern, abends in Motels abzusteigen und an jeder zweiten Bar am Highway anzuhalten. So ähnlich haben es sich zwei Pärchen in "Poker Run" auch gedacht, doch recht schnell stoßen die vier auf zwei Rednecks, die schon bald eine perverse Schnitzeljagd mit unseren Protagonisten spielen werden...
Wer Bikerfilme oder Roadtripmovies mag, wird zunächst auch hier begeistert dabei sein. "Poker Run" fängt ein erstklassiges "Highway" bzw. "Südstaatenfeeling" ein, ähnlich wie der sehr gute Funsplatter "Monster Man", "Joy Ride" oder (ja, ich wage den Vergleich) "Easy Rider". Die Charakterisierung mag zwar standardisiert verlaufen, genauso wie auch die Handlung im weiteren Verlauf keine nennenswerten Wendungen schlagen wird, aber selbst die weitesgehend konfrontationsarme erste Stunde bleibt durchweg unterhaltsam und von einer gefälligen Atmosphäre durchzogen.
Auch wenn das Budget sicherlich nicht hoch war, gab man sich bei der Optik und Inszenierung wirklich Mühe. Das Bild mag grobkörnig sein, aber ich denke, dass war in Anbetracht des dreckigen Wüstensettings mehr Absicht denn Notlösung. Und falls doch, wird es niemanden stören. Auch die häufigen Schauplatzwechsel wissen zu gefallen, denn der Film ist durchaus rasant. Man fährt von einer Bar zur nächsten, checkt in Motels ein, pennt in der Wüste oder macht sonstige Faxen. Vorallem die schlussendliche "Schnitzeljagd", bei welcher die Entführer der Frauen, ihren Männern an verschiedenen Orten Nachrichten samt Aufträgen der Marke "hacke dem Mann da drüben die Hände ab", hinterlassen, ist sehr kurzweilig inszeniert und bietet ein rasantes Finale.
Vielleicht hätten es 10 Minuten weniger auch getan, genauso wie der Film bei einigen Goreszenen recht auffällig wegblendet. Warum man eine Kreissägenszene aus einem so komischen Winkel filmt, oder das Abschneiden eines Fingers gar nicht erst zeigt, wenn man Kopfschüsse und eine wirklich harte Handamputation per Beil drinlässt, soll verstehen wer will. Im Übrigen ist die deutsche Fassung in besagten Szenen noch zusätzlich zensiert. Interessierte sollten im Land der Manner-Schnitten fündig werden.
Was bleibt ist ein atmosphärischer, teils spannender und unterhaltsamer Thriller, der mit seinem Bikerfeeling punkten kann!