Kalla Malla
Alien Filme gibt es meiner Meinung nach viel zu wenige. Und ich rede hier nicht von Sci-Fi Schlachten wie "Skyline", sondern von wirklich spannenden, "real" wirkenden Entführungsfilmen wie "Mc. Pherson Tape" samt dessen Remake, "Die Vierte Art", "Feuer Am Himmel" und so weiter. Schuld daran ist wohl meine glatte Panik vor diesen Filmkreaturen, da mich "Akte X" als Kind schwer geschädigt hat.
Dass ausgerechnet die "Vicious Brother" (was für eine Name ... ernsthaft), auf deren Kappe "Grave Encounters" ging, sich dem Thema annehmen, hätte ich nicht erwartet. Vorallem war es doch verwunderlich, dass "Extraterrestrials" so gar nichts mit dem inzwischen viel zu überstrapazierten Found Footage Genre gemeinsam hat. Interviews mit den "boshaften Brüdern" (klingt auf deutsch auch nicht besser) ergaben, dass sie selbst Fans eben genau der Filme sind, die ich oben erwähnt habe. Somit gilt:"Hände vors Gesicht und Abfahrt!":
Eine Gruppe Mittzwanziger - oder wie auch immer man Personengruppierungen jenseits des Teenie Alters nennt - macht sich auf, um ein Wochenende in einer Hütte im Wald zu verbringen. Doch direkt in der ersten Nacht sehen sie ein rotes Licht über den Bäumen, welches einige Kilometer weiter weg in den Boden kracht und explodiert. Ein kurzes Aufsuchen der Unfallstelle offenbart Folgendes: Aliens!
Lange Zeit macht "Extraterrestrials" Vieles richtig: Die Charaktere kommen halbwegs sympathisch rüber, genauso wie auch die Waldhütte und kleinere Schockmomente viel zur Stimmung beitragen. Ein paar Querverweise auf "Feuer Am Himmel" und "Akte X" halten gleichzeitig den Genrefan bei Laune, doch leider hielten es die "Mailfantes Frères" für clever, dem Film eine teils ironische, nicht ganz ernstgemeinte Note zu verpassen. Das würde mich nicht einmal stören, wenn der Humor konsequent da wäre und nicht bloß dann auftaucht, wenn es dem Regieduo einfiel.
So kann es gut sein, dass der Film 20 Minuten extrem gruselig und unheilvoll daherkommt, ehe plötzlich eine lustige Szene auftaucht, ein paar Kiffer Witze gerissen werden und der Humor so schnell verschwunden ist, wie er auftauchte. Somit reißen diese Momente eher aus dem Filmgeschehen, als dass sie unterhaltsam oder "natürlich" daherkommen.
Abseits von diesem Makel kann die reine Entführungsstory, bis kurz vor einem Schauplatzwechsel gegen Ende, durchaus begeistern. Für meinen Geschmack hat man die Aliens zwar zu früh gezeigt, was die Angst vor dem Unbekannten extrem mindert, aber dafür sehen die CGI Kreaturen wirklich gut aus. Kein Vergleich zu Filmen wie "Die Besucher", "Warning Signs" oder "The Arrival" also. Es gibt einige Jump Scares, viele unerwartete Momente und durchaus einiges an Spannung zu verbuchen. Besonders wenn sich die Protagonisten irgendwo verschanzen und man regelrecht darauf wartet, dass ETs größerer, fieser Cousin gleich um die Ecke lugt.
Dann kommt der Showdown. Und dieser findet überraschenderweise auf der Raumbasis der Aliens statt. Was bisher als ein im Großen und Ganzen gut funktionierender Entführungs-Thriller funktioniere, bekommt plötzlich "Indepence Day" Züge. Zwar halten die "Hermanos Vicious" das Sci-Fi Finale auf einem akzeptablen Niveau, ohne wirklich in Trash Gefilde abzuschweifen, aber irgendwie wirkt der letzte Akt zu plötzlich eingestreut, zu schnell vorbei und irgendwie nicht notwendig.
"Extraterrestrials" ist endlich mal wieder ein - bis auf das Ende - bodenständiger Alien Abduction Film, wie man ihn leider selten zu sehen bekommt. Er ist durchaus spannend, sehr atmosphärisch und erschrecken kann sich der Zuschauer auch. Nur die gelegentlich eingestreute Komik hätte nicht wirklich sein müssen...