Kalla Malla
In Japan tauchen plötzlich und ohne jede Vorwarnung fremdartige Parasiten auf, die fortan zahlreiche Menschen als Wirtskörper missbrauchen und ihre Opfer in monströse, bis an die Zähne bewaffnete Kampfroboter verwandeln. Diese sogenannten "Neoborgs" unterliegen fortan gänzlich dem Willen der Parasiten und haben nur noch einen Gedanken: Andere Neoborgs aufzuspüren und zu vernichten.
Als der schüchterne Mechaniker Yoji (Issei Takahashi) eines Tages einen solchen Parasiten in einem Müllhaufen findet und mit nach Hause nimmt, ahnt er natürlich nicht, was es mit seinem merkwürdigen Fund auf sich hat, doch sein unbedachtes Handeln soll schon bald schreckliche Folgen nach sich ziehen. Eines Tages wird Yoji von der hübschen Sachiko (Aoba Kawai), auf die er schon lange ein Auge geworfen hat, in seine Wohnung begleitet und diese wird daraufhin sogleich von dem Parasiten angefallen. Yoji kann nicht verhindern, dass Sachiko zu einer tödlichen Kampfmaschine mutiert und sehr schnell eine Blutspur hinter sich herzieht. Als Yoji kurz darauf ebenfalls von einem der Parasiten befallen wird und eine komplette Mutation verhindern kann, stellt er sich seiner Geliebten zum blutigen Kampf auf Leben und Tod...
Eine Weisheit, die man sich als Filmrezensent über die Jahre aneignet, ist, sich bei der Besprechung von japanischen Produktionen mit Superlativen eher zurückzuhalten. Immer dann, wenn man denkt, dass die japanische Filmindustrie keine verrückteren Streifen mehr auf die Beine stellen kann, kommt schon der nächste Film an, der alles zuvor dagewesene in den Schatten stellt. Somit scheinen japanischen Filmemacher äußerst stolz auf ihren Ruf zu sein, mehr als nur ein Rad ab zu haben und untermauern dies mit dem Werk "Meatball Machine" noch einmal eindrucksvoll. Was hier von den beiden Regisseuren Yudai Yamaguchi ("Battlefield Baseball") und Jun'ichi Yamamoto, der schon den Original "Meatball Machine" inszenierte, in gemeinsamer Arbeit geschaffen wurde, ist ein krankes und sehr blutiges Trash-Spektakel, das in dieser Form wirklich nur aus dem Land der aufgehenden Sonne kommen kann.
"Meatball Machine" wird als "monströse Splatterschlacht" beworben und so ganz verkehrt ist diese Umschreibung sicherlich nicht. Dennoch muss man das Ganze in diesem Fall in einen anderen Kontext setzen, da der Streifen auch für viele Splatterfans eine neue und in vielen Fällen sicherlich gewöhnungsbedürftige Erfahrung darstellen wird. "Meatball Machine" ist in seiner Machart sehr eigen und am ehesten noch mit Shin'ya Tsukamoto's experimentellem Science-Fiction-Horror "Tetsuo: The Iron Man" aus dem Jahr 1988 zu vergleichen, in dem ein junger Mann inmitten einer Industriestadt langsam den Bezug zur Realität verliert und sich, ebenso wie seine Mitmenschen, in ein Maschinenmonster verwandelt. "Meatball Machine" kommt der Sperrigkeit jenes Films in nichts nach und ist alles andere als Mainstream-Unterhaltung, auch wenn hier nicht die selbe, destruktive Atmosphäre wie in "Tetsuo" verbreitet wird.
"Meatball Machine" braucht nicht lange, um in Fahrt zu kommen und so wird dem Publikum bereits in den ersten Filmminuten ein gespaltener Kopf präsentiert. Schon hier fällt positiv auf, dass die Effekte allesamt handgemacht sind, störendes CGI-Blut sucht man hier vergebens. Den FX-Verantwortlichen muss hierbei wirklich größtes Lob ausgesprochen werden, denn die Effekte, Mutationen und blutigen Detailansichten in "Meatball Machine" sehen allesamt sehr überzeugend aus und wissen durch ihre abwechslungsreiche Vielfalt zu gefallen. Insbesondere der Befall durch die Parasiten und die anschließende Verwandlung wurde sehr drastisch inszeniert und eröffnet beinahe schon ganz neue Dimensionen in Sachen Schleim- und Tentakelhorror. Während das Blut literweise aus den befallenen Körpern fließt, verwandeln sich die Opfer in die perversesten Geschöpfe, die sich ein kranker Geist ausdenken kann. Fleisch- und Muskelberge, die, über und über mit Schläuchen und Drähten behangen, mit den abgefahrensten Waffen ausgestattet sind und sich damit gegenseitig das Leben schwer machen.
Die Story ist natürlich flach, bietet aber zwischendurch noch andere Handlungsstränge als lediglich aufeinander einschlagende oder sich gegenseitig zersägende Neoborgs. So wird der Fokus im Mittelteil besonders auf die Hauptfigur Yoji gelegt, damit der Zuschauer seinen Charakter etwas näher kennenlernen kann. Yoji ist ein vereinsamter und schüchterner Mechaniker, der lediglich dann etwas Abwechslung in sein Leben bringen kann, wenn er die hübsche Sachiko in der Pause beobachtet. Auch Sachiko wird auf ihren Verehrer aufmerksam und als dieser sie eines Tages vor einer Vergewaltigung bewahrt, offenbart sie ihm daraufhin auch ihre Liebe. Für diesen Plot bringt "Meatball Machine" etwa 25 Minuten auf, in denen sonst kaum etwas passiert und dem Geschehen kräftig der Wind aus den Segeln genommen wird. Der eine oder andere dürfte sich über diese Szenen vermutlich echauffieren, dennoch muss gesagt werden, dass sie passabel umgesetzt wurden und somit nicht unbedingt langweilig werden.
Obwohl dies sicherlich als Stärke gewertet werden kann, muss auf der Gegenseite auch erwähnt werden, dass die Welt schon wesentlich unterhaltsamere Filme als "Meatball Machine" gesehen hat. Durch seine verrückten Einfälle, die hier zuhauf vorhanden sind, stellt sich hier zwar nie ein wirkliches Desinteresse seitens des Publikums ein, dennoch wird man das Geschehen auch nicht mit Spannung verfolgen. Es muss kein Geheimnis daraus gemacht werden, dass der einzige Grund, sich dieses Werk anzusehen, seine zahlreichen Schleim- und Ekeleffekte sind und gerade die bieten irgendwann nichts neues mehr, zudem wurde das Finale deutlich überstrapaziert. Gut 20 Minuten lang deformieren, zerhacken und bekämpfen sich Yoji und Sachiko als Neoborgs gegenseitig, was deutlich hätte gekürzt werden müssen.
"Meatball Machine" spart zwar in keiner Szene an Blut, wirklicher Splatter ist dabei aber selten, hier dominieren deutlich die schleimigen Ekelszenen und die sich langsam zersetzenden Körper. In diesem Fall ist es deshalb auch schwer, eine Trennlinie zwischen eimerweise Blut und richtigem Splatter zu ziehen, doch vereinzelte Gorehounds dürften sich von dem Gezeigten durchaus leicht enttäuscht zeigen. Das Ganze ist extrem blutig und sicherlich nichts für schwache Nerven, ein wirkliches Splatterfest stellt "Meatball Machine" auch nicht dar.
Fazit: "Meatball Machine" ist mal wieder ein typisch japanischer Sicko. Wer sich für blutigen Body-Horror begeistern kann, darf der abgefahrenen Schlacht der Neoborgs gerne beiwohnen, muss sich aber stets darüber im Klaren sein, dass das Gezeigte für Mainstream-Konsumenten absolut ungeeignet ist. "Meatball Machine" ist ein eher sperriges Werk, bei dem man sich stets um einen Zugang zu dem Geschehen bemühen muss, um sich von dem Gezeigten nicht sehr schnell wieder abzuwenden. Für einen Splatterfilm-Abend unter Gleichgesinnten ist dieses Werk daher weniger geeignet, doch allen Freunden hochgradig kranker und abgefahrener Japan-Unterhaltung sei "Meatball Machine" wärmstens empfohlen.