Kalla Malla
Mitten auf ihrer Reise durch die irische Einöde verpassen die Monahans aufgrund eines Streits die Abfahrt ihres Reisebusses und finden sich plötzlich unversehens und ohne Orientierung im Nirgendwo wieder. So hätte sich Familienvater Jerry die Europareise mit seinen beiden Töchtern Molly und Jessica, sowie seiner neuen Freundin Annette nicht vorgestellt. Statt Familienidyll gibt es nun nur noch mehr Streitereien, was nicht gerade durch die Tatsache verbessert wird, dass auch Jessica's neuer Freund Robin die Reise durch seine arrogante Präsenz bereichert. Als kurz darauf die Nacht hereinbricht, bleibt der Gruppe nichts anderes übrig, als die Einwohner des nahegelegenen Dorfes um Hilfe zu bitten. Was die Familie zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt, ist die Tatsache, dass es sich bei diesen um eine inzestuöse Sippe mordender Wahnsinniger handelt...
Beim groben Überfliegen der Inhaltsangabe von Plague Town bleibt ohne Frage nicht viel Zweifel daran, dass wir es hier mit dem x-ten Aufguss der guten, alten Backwood-Slasher Thematik zu tun haben, die in den letzten Jahren im Grunde schon mehr als genug ausgeschlachtet wurde. Das Horror-Subgenre, in dem sich im Normalfall eine Gruppe Großstädter in irgendeine abgeschiedene Provinz verirrt, um dort dann von debilen Rednecks wahlweise gefoltert oder gefressen zu werden, erfreut sich seit Wrong Turn wieder einiger Beliebtheit, wurde aber seit dessen Erscheinen wieder so abgegrast, dass man dem Genre nun langsam eine wohlverdiente Pause gönnen sollte. Regisseur David Gregory, der zuvor lediglich mit einigen Dokumentationen rund ums Horror-Genre auf sich aufmerksam machte, war aber offensichtlich anderer Meinung und schickt nun mit Plague Town einen weiteren Backwood-Slasher-Kandidaten ins Rennen, der zwar nicht mit Innovation, dafür aber sehr wohl mit bizarren und obskuren Ideen punkten kann.
Plague Town ist ob seiner visuellen Präsentation ganz klar der Direct-to-Video-Ecke zuzurdnen, dementsprechend hatten Regisseur Gregory und seine Crew logischerweise auch nicht das größte Budget zur Realisierung dieses Films zur Hand. Doch gerade in Anbetracht dessen ist es durchaus beachtenswert, was dem Publikum hier alles geboten wird. Während die Story, wie bereits erwähnt, keinerlei neue Aspekte liefert, sind es vor allem die grotesken Rednecks, die einem bisweilen Schauer um Schauer über den Rücken schicken. Bei der bizarren und entstellten Inzest-Familie mit ihren weißen Gesichtern, den Knopfaugen und den venezianischen Masken kann man sich bisweilen des Eindrucks nicht erwehren, in einem düsteren Albtraum gestrandet zu sein. Plague Town erzeugt dank seiner eigenartigen, geradezu befremdlichen Kreaturen, die trotz allem erschreckend menschlich wirken, eine wohldosierte Schauerstimmung.
Diese geht hier Hand in Hand mit einer ganzen Reihe brutaler Gore-Einlagen, die es durch ihre rohe und schonungslose Präsentation geradezu an einem Wunder grenzen lassen, dass Plague Town in dieser Form unangetastet durch die Prüfung der FSK kam. Da werden Köpfe gespalten, mit Radkappen zertrümmert, Augen herausgestochen und noch mehr, was den Gore-Fan erfreuen dürfte, zartbesaitete Zuschauer aber schnell vor dem Geschehen flüchten lassen wird. Die Rednecks in Plague Town machen keine Gefangenen, was um so erfreulicher ist, da Regisseur David Gregory die blutigen Ergebnisse stehts in Handarbeit und niemals mit gekünstelt wirkenden CGI-Tricks an den Mann bringt.
Das alles lässt bis hierhin auf einen soliden Backwood-Slasher hoffen, wären da nicht einige Details, die den Gesamteindruck im Nachheinin nicht doch etwas trüben würden. So will es dem offensichtlich an französischen Terrormovie-Vorbildern angelehnten Slasher einfach nicht gelingen, ein Gefühl der Bedrohung und des Ausgeliefertseins zu vermitteln, was in erster Linie auf die unsympathisch wirkenden und lieblos eingeführten Hauptprotagonisten zurückzuführen ist. Die Familie streitet von Anfang an über Nichtigkeiten und verhält sich ab dem kleinsten Anzeichen von Gefahr derart stupide und realitätsfremd, dass der Zuschauer zu keinem Zeitpunkt so etwas wie eine Verbindung zu ihnen aufbaut, was ansonsten in diesem Genre von elementarer Bedeutung ist. Weiterhin verlässt Plague Town im Verlauf seiner 85 Minuten immer wieder die Grenzen der Glaubwürdigkeit; etwa dann, als ein Unglücklicher vom Schuss einer Schrotflinte im Gesicht gestreift wird und sich anschließend trotz klaffender Wunde so verhält, als wäre er nur etwas unglücklich gefallen. Derartige Faktoren sorgen, zusammen mit einer generell eher im Mittelfeld gehaltenen Spannungskurve und beinahe durchgehend austauschbar agierenden Schauspielern, für einen etwas getrübten Gesamteindruck. Dennoch: Wer sich an Backwood-Horror noch nicht sattgesehen hat und über die angesprochenen Mankos hinwegsehen kann, den erwartet mit Plague Town ein ebenso grotesk-albtraumhafter wie blutiger Vertreter seiner Zunft, der sich letztendlich noch im soliden Mittelfeld ansiedelt.